zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel- zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Agaven, Aloen, Cactusgattungen etc. auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo- sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können.*)
§. 168.
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bey an- dern aber treten sie vorher erst in einen Wur- zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän- gert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
*) So z. B. das Epidendrum flos aeris in Cochin- china. s. Jo. de Loureiroflora Cochinchinens. T. II. p. 525. "mirabilis huius plantae proprie- tas est, quod ex sylvis domum delata, et in aere libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia comprobassem."
zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel- zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen: sondern manche andere, wie das Hauslauch auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche, z. B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen ꝛc. auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo- sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung erhalten können.*)
§. 168.
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen, die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen gleich über der Erde die Blätter aus; bey an- dern aber treten sie vorher erst in einen Wur- zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in einen Stamm oder Stängel, Halm (wie man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän- gert, der aber im Grunde meist die gleiche Structur, wie der Wurzelstrunk selbst, behält.
*) So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochin- china. s. Jo. de Loureiroflora Cochinchinens. T. II. p. 525. „mirabilis huius plantae proprie- tas est, quod ex sylvis domum delata, et in aere libero suspensa, in multos annos duret, crescat, floreat, et germinet. Vix crederem, nisi diuturna experientia comprobassem.”
<TEI><textxmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance"xml:id="blume_hbnatur_000032"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0534"xml:id="pb512_0001"n="512"/>
zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie<lb/>
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-<lb/>
zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie<lb/>
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder<lb/>
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:<lb/>
sondern manche andere, wie das Hauslauch<lb/>
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle<lb/>
Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,<lb/>
z. B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen ꝛc.<lb/>
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-<lb/>
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung<lb/>
erhalten können.<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>So z. B. das <hirendition="#aq">Epidendrum <hirendition="#i">flos aëris</hi></hi> in Cochin-<lb/>
china. s. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">Jo. de Loureiro</hi><hirendition="#i">flora Cochinchinens</hi></hi>.<lb/><hirendition="#aq">T</hi>. II. <hirendition="#aq">p.</hi> 525. <q>„<hirendition="#aq">mirabilis huius plantae proprie-<lb/>
tas est, quod ex sylvis domum delata, et in<lb/>
aere libero suspensa, in multos annos duret,<lb/>
crescat, floreat, et germinet. Vix crederem,<lb/>
nisi diuturna experientia comprobassem.</hi>”</q></p></note></p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 168.</head><lb/><p>Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder<lb/>
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen,<lb/>
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen<lb/>
gleich über der Erde die Blätter aus; bey an-<lb/>
dern aber treten sie vorher erst in einen Wur-<lb/>
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in<lb/>
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie<lb/>
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-<lb/>
gert, der aber im Grunde meist die gleiche<lb/>
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst,<lb/>
behält.</p></div><divn="2"></div></div></body></text></TEI>
[512/0534]
zen ausmacht. Und so wird begreiflich, wie
sich Gewächse, die sonst mit ihren Wurzel-
zasern in der Erde sitzen, nicht nur, wie
Hyacinthenzwiebeln, auf bloßem Wasser, oder
Kresse auf angefeuchtetem Flanell ziehen lassen:
sondern manche andere, wie das Hauslauch
auf den Dächern, und so viele eben so saftvolle
Pflanzen der dürresten, heißesten Erdstriche,
z. B. die Agaven, Aloën, Cactusgattungen ꝛc.
auch bloß durch Einsaugung aus der Atmo-
sphäre für lange Zeit hinlängliche Nahrung
erhalten können. *)
§. 168.
Die allgemeinsten äußern Nutritions- oder
eigentlich Ingestions-Organe der Pflanzen,
die Wurzelzasern, treiben bey vielen Gewächsen
gleich über der Erde die Blätter aus; bey an-
dern aber treten sie vorher erst in einen Wur-
zelstrunk und dieser wird dann bey vielen in
einen Stamm oder Stängel, Halm (wie
man es bey manchen Pflanzen nennt) verlän-
gert, der aber im Grunde meist die gleiche
Structur, wie der Wurzelstrunk selbst,
behält.
*) So z. B. das Epidendrum flos aëris in Cochin-
china. s. Jo. de Loureiro flora Cochinchinens.
T. II. p. 525. „mirabilis huius plantae proprie-
tas est, quod ex sylvis domum delata, et in
aere libero suspensa, in multos annos duret,
crescat, floreat, et germinet. Vix crederem,
nisi diuturna experientia comprobassem.”
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/534>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.