Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver-
schiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nord-
americanische Indianer ihre Denkschnüre (wam-
pum
) etc. die ihnen statt Urkunden dienen*). Viele
Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel etc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln
und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.).
Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har-
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel-
schalen. - Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich
manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die
die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe
des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu
mancherley häuslichem Gebrauche; Madreporen
zu Quader-Bausteinen z. B. an beiden Küsten
des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co-
rallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne
Muschelschalen im südlichen Schina statt und der Indi-
schen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht
u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein-
sten Putz der wilden Völker**). Die Blutigel
endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Ge-
nesmittel
.

*) s. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica.
S. 54. u. f. 173. etc.
**) In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj.
unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt
haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken,
sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr-
ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlich-
sten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich
von den Pescheräs auf dem Feuerlande.

Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver-
schiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nord-
americanische Indianer ihre Denkschnüre (wam-
pum
) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen*). Viele
Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser
statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee-
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln
und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.).
Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har-
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel-
schalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich
manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die
die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe
des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu
mancherley häuslichem Gebrauche; Madreporen
zu Quader-Bausteinen z. B. an beiden Küsten
des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co-
rallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne
Muschelschalen im südlichen Schina statt und der Indi-
schen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht
u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein-
sten Putz der wilden Völker**). Die Blutigel
endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Ge-
nesmittel
.

*) s. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica.
S. 54. u. f. 173. ꝛc.
**) In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj.
unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt
haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken,
sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr-
ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-
häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlich-
sten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich
von den Pescheräs auf dem Feuerlande.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0381" xml:id="pb359_0001" n="359"/><hi rendition="#g">Münze</hi>. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver-<lb/>
schiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nord-<lb/>
americanische Indianer ihre <hi rendition="#g">Denkschnüre</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">wam-<lb/>
pum</hi></hi>) &#xA75B;c. die ihnen statt Urkunden dienen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. <hi rendition="#g">Loskiels</hi> Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica.<lb/>
S. 54. u. f. 173. &#xA75B;c.</p></note>. Viele<lb/>
Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser<lb/>
statt <hi rendition="#g">Trinkgeschirre, Löffel</hi> &#xA75B;c. Die Südsee-<lb/>
Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln<lb/>
und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.).<lb/>
Die nordwestlichen Americaner <hi rendition="#g">schärfen</hi> ihre Har-<lb/>
punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel-<lb/>
schalen. &#x2013; Zu <hi rendition="#g">Kunstarbeiten</hi> dienen vorzüglich<lb/>
manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die<lb/>
die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden:<lb/>
auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe<lb/>
des Blackfisches (<hi rendition="#aq">os sepiae</hi>) wird von Künstlern und<lb/>
Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu<lb/>
mancherley <hi rendition="#g">häuslichem Gebrauche</hi>; Madreporen<lb/>
zu Quader-<hi rendition="#g">Bausteinen</hi> z. B. an beiden Küsten<lb/>
des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co-<lb/>
rallen werden zu <hi rendition="#g">Kalk</hi> gebrannt; einige große dünne<lb/>
Muschelschalen im südlichen Schina statt und der Indi-<lb/>
schen Halbinsel statt <hi rendition="#g">Fensterscheiben</hi> gebraucht<lb/>
u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein-<lb/>
sten <hi rendition="#g">Putz</hi> der wilden Völker<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj.<lb/>
unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt<lb/>
haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken,<lb/>
sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr-<lb/>
ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken-<lb/>
häuschen von demjenigen Volke, das <hi rendition="#aq">vulgo</hi> für den kümmerlich-<lb/>
sten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich<lb/>
von den <hi rendition="#g"><choice><sic>Pässeräds</sic><corr source="#pbXII_0001" type="corrigenda">Pescheräs</corr></choice></hi> auf dem Feuerlande.</p></note>. Die Blutigel<lb/>
endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches <hi rendition="#g">Ge-<lb/>
nesmittel</hi>.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0381] Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen von ver- schiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nord- americanische Indianer ihre Denkschnüre (wam- pum) ꝛc. die ihnen statt Urkunden dienen *). Viele Wilde brauchen Muschelschalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel ꝛc. Die Südsee- Insulaner machen daraus ihre sinnreichen Angeln und mancherley anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nordwestlichen Americaner schärfen ihre Har- punen mit scharfgeschliffenen Stücken von Muschel- schalen. – Zu Kunstarbeiten dienen vorzüglich manche Archen-Muscheln und Kinkhornschnecken, die die auf Onyx-Manier zu Cameen verarbeitet werden: auch Perlenmutter. Die große beinartige Schuppe des Blackfisches (os sepiae) wird von Künstlern und Handwerkern benutzt. Der Badeschwamm dient zu mancherley häuslichem Gebrauche; Madreporen zu Quader-Bausteinen z. B. an beiden Küsten des rothen Meeres. Unzählige Conchylien und Co- rallen werden zu Kalk gebrannt; einige große dünne Muschelschalen im südlichen Schina statt und der Indi- schen Halbinsel statt Fensterscheiben gebraucht u. s. w. Auch dienen die Conchylien zum allgemein- sten Putz der wilden Völker **). Die Blutigel endlich sind ein überaus wichtiges chirurgisches Ge- nesmittel. *) s. Loskiels Gesch. der Brüder-Mission in Nordamerica. S. 54. u. f. 173. ꝛc. **) In der großen südländischen Sammlung, die S. Maj. unser voriger König an das hiesige academische Museum geschenkt haben, findet sich unter vielen andern dergleichen Putzstücken, sogar ein Halsband von niedlichen, mühsam polirten, durchbohr- ten, und mit Sehnen kunstreich zusammen geflochtenen Schnecken- häuschen von demjenigen Volke, das vulgo für den kümmerlich- sten Auswurf des Menschengeschlechts verschrieen wird, nähmlich von den Pescheräs auf dem Feuerlande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/381
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/381>, abgerufen am 22.11.2024.