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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera).
Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gel-
ben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man
unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zar-
ten Bläschen besteht, die bey vielen Pflanzen eine
überaus sonderbare Bildung haben, und ein unend-
lich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches
seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Sa-
men der Thiere verglichen zu werden pflegt*).

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub
auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu
öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, wel-
ches dann vermuthlich durch den Griffel in den
Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig lie-
genden, bis dahin aber unfruchtbar gewesene Sa-
menkörner fecundirt. Wenn man die Blüthe vor
der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein ver-
schnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese beider-
ley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die
folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden.
Bey einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen bloß männlichen, die andern weib-
lichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie

*) Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen
zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge
abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf
stehenden Wassern, Gossen etc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von
vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben.

dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera).
Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gel-
ben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man
unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zar-
ten Bläschen besteht, die bey vielen Pflanzen eine
überaus sonderbare Bildung haben, und ein unend-
lich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches
seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Sa-
men der Thiere verglichen zu werden pflegt*).

§. 192.

Bey der Befruchtung fällt jener Blumen-
staub
auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu
öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, wel-
ches dann vermuthlich durch den Griffel in den
Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig lie-
genden, bis dahin aber unfruchtbar gewesene Sa-
menkörner fecundirt. Wenn man die Blüthe vor
der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile
beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein ver-
schnittenes Thier, unfruchtbar.

§. 193.

Bey den mehresten Gewächsen sind diese beider-
ley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die
folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden.
Bey einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo-
von die einen bloß männlichen, die andern weib-
lichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme
befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie

*) Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen
zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge
abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf
stehenden Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von
vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben.
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[437/0459] dem darauf ruhenden Staubbeutel (anthera). Dieser letztere ist mit einem mehligen häufigst gel- ben Staube (pollen) überzogen, der aber (wie man unter starker Vergrößerung sieht) eigentlich aus zar- ten Bläschen besteht, die bey vielen Pflanzen eine überaus sonderbare Bildung haben, und ein unend- lich feineres, duftiges Pulver enthalten, welches seiner Bestimmung nach mit dem männlichen Sa- men der Thiere verglichen zu werden pflegt *). §. 192. Bey der Befruchtung fällt jener Blumen- staub auf die weibliche Narbe: scheint da sich zu öffnen, und sein duftiges Pulver zu verschütten, wel- ches dann vermuthlich durch den Griffel in den Fruchtknoten dringt und die daselbst vorräthig lie- genden, bis dahin aber unfruchtbar gewesene Sa- menkörner fecundirt. Wenn man die Blüthe vor der Befruchtungszeit eines dieser wesentlichen Theile beraubt, so wird sie dadurch, so gut als ein ver- schnittenes Thier, unfruchtbar. §. 193. Bey den mehresten Gewächsen sind diese beider- ley Geschlechtstheile in der gleichen Blüthe, die folglich zwitterartig ist (§. 20. S. 33.), verbunden. Bey einigen hingegen in verschiedenen Blüthen, wo- von die einen bloß männlichen, die andern weib- lichen Geschlechts, aber doch am gleichen Stamme befindlich sind, getrennt (Monoecia Linn.), wie *) Der gelbe Blumenstaub mancher Gewächse wird zuweilen zur Blüthenzeit und zwar zumahl bey Gewitterregen in Menge abgeweht und abgeschwemmt, wo er sich dann besonders auf stehenden Wassern, Gossen ꝛc. zeigt, und wohl ehe zur Sage von vermeintem Schwefelregen Anlaß gegeben.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/459>, abgerufen am 22.11.2024.