Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als
doppelt vierseitige Pyramide (- tab. II. fig. 5. -),
deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar
in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der
octoedrische Krystall in das Dodecaeder mit rautenför-
migen Flächen (- tab. II. fig. 13. -) umgewandelt
wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang
der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den
acht Seiten der octoedrischen Grundkrystallisation; da-
her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen
spalten oder kloven läßt*). Er ist der härteste aller
bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen
wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher
nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist
stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht
Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken
Strahlenbrechung des Demanten a priori geahndet**),
daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er-
fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er-
wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff
ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen
von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. -
Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo+))
und Brasilien.



*) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider-
ley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoedrischen und dode-
caedrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in
meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschleifer Be-
melmann
in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen
Richtungen geklovt hat.
**) Optice pag. 270. 272. der oben (S. 521.) angeführten
Ausgabe.
+) s. Hofr. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An-
zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.

sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als
doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –),
deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar
in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der
octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenför-
migen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) umgewandelt
wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang
der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den
acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; da-
her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen
spalten oder kloven läßt*). Er ist der härteste aller
bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen
wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher
nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist
stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht
Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken
Strahlenbrechung des Demanten a priori geahndet**),
daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er-
fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er-
wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff
ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen
von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. –
Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo†))
und Brasilien.



*) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider-
ley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode-
caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in
meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschleifer Be-
melmann
in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen
Richtungen geklovt hat.
**) Optice pag. 270. 272. der oben (S. 521.) angeführten
Ausgabe.
†) s. Hofr. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An-
zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0586" xml:id="pb564_0001" n="564"/>
sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als<lb/>
doppelt vierseitige Pyramide (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 5. &#x2013;),<lb/>
deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar<lb/>
in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der<lb/>
octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenför-<lb/>
migen Flächen (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 13. &#x2013;) umgewandelt<lb/>
wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang<lb/>
der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den<lb/>
acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; da-<lb/>
her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen<lb/>
spalten oder kloven läßt<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider-<lb/>
ley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode-<lb/>
caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in<lb/>
meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschleifer <hi rendition="#g">Be-<lb/>
melmann</hi> in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen<lb/>
Richtungen geklovt hat.</p></note>. Er ist der härteste aller<lb/>
bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen<lb/>
wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher<lb/>
nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,<lb/>
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist<lb/>
stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht<lb/>
Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken<lb/>
Strahlenbrechung des Demanten <hi rendition="#aq">a priori</hi> geahndet<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Optice</hi> pag</hi>. 270. 272. der oben (S. 521.) angeführten<lb/>
Ausgabe.</p></note>,<lb/>
daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er-<lb/>
fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er-<lb/>
wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff<lb/>
ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen<lb/>
von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. &#x2013;<lb/>
Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo<note anchored="true" place="foot" n="&#x2020;)"><p>s. Hofr. <hi rendition="#g">Osiander</hi>'s Nachricht in den Götting. gel. An-<lb/>
zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.</p></note>)<lb/>
und Brasilien.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564/0586] sprünglich immer krystallisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt sind, daß dadurch der octoëdrische Krystall in das Dodecaëder mit rautenför- migen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) umgewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen Grundkrystallisation; da- her sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt *). Er ist der härteste aller bekannten Körper, der von keiner Feile angegriffen wird, hingegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er ist stark idioelektrisch; und manche saugen besonders leicht Licht ein. Was Newton aus der ausnehmend starken Strahlenbrechung des Demanten a priori geahndet **), daß er eine brennbare Substanz sey, ist nun durch Er- fahrung aufs vollkommenste bestätigt, und dadurch er- wiesen, daß er ein wunderbar verdichteter Kohlenstoff ist, so daß man sogar aus Stabeisen durch Verbrennen von zugesetztem Demant, Gußstahl gemacht hat. – Fundort Ostindien (zumahl Hindustan und Borneo †)) und Brasilien. *) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beider- ley Krystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dode- caëdrischen, ergibt sich deutlich in einer Folge von Demanten in meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschleifer Be- melmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiedenen Richtungen geklovt hat. **) Optice pag. 270. 272. der oben (S. 521.) angeführten Ausgabe. †) s. Hofr. Osiander's Nachricht in den Götting. gel. An- zeigen vom Jahr 1805. S. 1777 u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/586
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/586>, abgerufen am 22.11.2024.