Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten
und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber,
wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen
Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige
Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß-
lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America*).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende
Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha-
ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an-
dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils
nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule,
um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch etc.) Andere, wie der
Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um
dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten
gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See-
fische
, der Zitterochse, Tetrodon electricus und
Trichiurus indicus und die beiden Flußfische,
der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern
erschütternden und betäubenden Kraft etc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so
muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da
sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus-
wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben
dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande-
rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich
mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,

*) S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri-
can philos. Soc. at Philadelphia.
Vol. II. tab. 5. B.

steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten
und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber,
wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen
Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige
Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß-
lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen
Europa und des nordöstlichen America*).

§. 110.

Die Fische sind größten Theils fleischfres-
sende
Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha-
ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an-
dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils
nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule,
um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der
Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der
Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um
dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten
gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See-
fische
, der Zitterochse, Tetrodon electricus und
Trichiurus indicus und die beiden Flußfische,
der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern
erschütternden und betäubenden Kraft ꝛc.

§. 111.

Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so
muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da
sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus-
wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben
dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande-
rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich
mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,

*) S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri-
can philos. Soc. at Philadelphia.
Vol. II. tab. 5. B.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000034">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0236" xml:id="pb218_0001" n="218"/>
steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten<lb/>
und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber,<lb/>
wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen<lb/>
Ocean, machen auch noch <hi rendition="#g">außerdem</hi> anderweitige<lb/>
Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß-<lb/>
lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen<lb/>
Europa und des nordöstlichen America<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>S. <hi rendition="#g">Gilpin's</hi> Karte in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Transactions of the Ameri-<lb/>
can philos. Soc. at Philadelphia.</hi></hi> <hi rendition="#aq">Vol</hi>. II. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 5. <hi rendition="#aq">B</hi>.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 110.</head><lb/>
          <p>Die Fische sind größten Theils <hi rendition="#g">fleischfres-<lb/>
sende</hi> Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha-<lb/>
ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an-<lb/>
dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils<lb/>
nämlich mit langen Bartfasern (<hi rendition="#aq">cirri</hi>) am Maule,<lb/>
um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem<lb/>
Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der<lb/>
Sternseher, der Froschfisch &#xA75B;c.) Andere, wie der<lb/><hi rendition="#aq">Chaetodon</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">rostratus</hi></hi>, mit einer Spritzröhre, um<lb/>
dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten<lb/>
gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey <hi rendition="#g">See-<lb/>
fische</hi>, der Zitterochse, <hi rendition="#aq">Tetrodon</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">electricus</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Trichiurus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">indicus</hi></hi> und die beiden <hi rendition="#g">Flußfische</hi>,<lb/>
der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern<lb/>
erschütternden und betäubenden Kraft &#xA75B;c.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 111.</head><lb/>
          <p>Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so<lb/>
muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da<lb/>
sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus-<lb/>
wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben<lb/>
dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande-<lb/>
rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich<lb/>
mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0236] steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimmten Jahrszeiten und in unermeß- lichen Scharen zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America *). §. 110. Die Fische sind größten Theils fleischfres- sende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße ha- ben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherlei an- dern Mitteln ihrer Herr zu werden versehen. Theils nämlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetodon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey See- fische, der Zitterochse, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft ꝛc. §. 111. Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bei vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung aus- wittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr ande- rer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherlei Sonderbarkeiten im Baue ihres Auges, *) S. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ameri- can philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/236
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/236>, abgerufen am 24.11.2024.