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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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heit sich zeigen. - Nähmlich die Nabelhaut (chorion),
die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot-
terhaut
(membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm-
canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. - Jene dient ihm
statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (-
S. 23 u. f. -) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt
wird. (- Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. -)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit
von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des
Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder
beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu
Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus
dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und
bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie-
ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner-
fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über-
haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen
Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho-
hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft
Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über
24 Jahre etc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro-
ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare
Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein-
facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh-
lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver-
meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc. in man-
chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung
des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe-
re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen etc. oder
Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung
der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be-
fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren
Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen,
und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel

heit sich zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion),
die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot-
terhaut
(membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm-
canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm
statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (–
S. 23 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters,
der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt
wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit
von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des
Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder
beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu
Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus
dem Eie reif.

§. 75.

Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und
bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie-
ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner-
fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über-
haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.

§. 76.

Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen
Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho-
hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft
Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über
24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro-
ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare
Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein-
facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh-
lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver-
meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man-
chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung
des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe-
re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder
Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern
Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung
der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be-
fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren
Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen,
und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel

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[98/0108] heit sich zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion), die dann unter der Eierschale ausgebreitet ist; und die Dot- terhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darm- canal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlogistischen Proceß (– S. 23 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beimischende Eiweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –) §. 74. Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Climas und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beim Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eie reif. §. 75. Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bei denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vie- ler Zärtlichkeit gefüttert, und zumal bei den mehresten körner- fressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und über- haupt für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen im Stande sind. §. 76. Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr ho- hes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageien über hundert, Buchsinken, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können. §. 77. Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Gro- ßen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich ein- facher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh- lige Insecten, und das unbedingte Wegfangen einiger ver- meintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in man- chen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Ungeziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größe- re Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere sowohl, als der Gewächse, durch Vögel be- fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bei ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/108>, abgerufen am 21.11.2024.