Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.II. SERPENTES*). Die Schlangen**) haben gar keine äußeren Gliedmaßen, *) Brongniart's Ophidiens. **) S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am- phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4. Patr. Rusell's Account of Indian Serpents - together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. ***) Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göt- tingen, 1817. 8. +) Diese sind mit bezeichnet. Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten. ++) Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den
bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz- förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen, 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rü- cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als 1/5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I. II. SERPENTES*). Die Schlangen**) haben gar keine äußeren Gliedmaßen, *) Brongniart's Ophidiens. **) S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am- phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4. Patr. Rusell's Account of Indian Serpents – together with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol. ***) Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göt- tingen, 1817. 8. †) Diese sind mit ♂ bezeichnet. Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten. ††) Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den
bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz- förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen, 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rü- cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als ⅕ der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. vol. LXXIX. P. I. <TEI xml:lang="de-DE"> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0175" xml:id="pb165_0001" n="165"/> <head rendition="#c">II. <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">SERPENTES</hi></hi><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#g">Brongniart's</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ophidiens</hi></hi>.</p></note>.</head><lb/> <p>Die Schlangen<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>S. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Blas. Merrem</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Beyträge zur Geschichte der Am-<lb/> phibien</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Duisb</hi>. 1790-1821. III. <hi rendition="#aq">Hefte</hi> 4.</p><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Patr. Rusell</hi>'s</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Account of Indian Serpents – together<lb/> with experiments on their several poisons</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Lond</hi>. 1796. gr. Fol.</p></note> haben gar keine äußeren Gliedmaßen,<lb/> sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie<lb/> wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern oder<lb/> Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer<lb/> ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-<lb/> men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen.<lb/> Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eier, und ihre<lb/> Kinnladen sind nicht, wie bei andern Thieren, fest eingelenkt,<lb/> sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander<lb/> dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit<lb/> dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist<lb/> gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p><hi rendition="#g">Aug. Hellmann</hi> über den Tastsinn der Schlangen. Göt-<lb/> tingen, 1817. 8.</p></note>.<lb/> Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vor-<lb/> dern Rande des Oberkiefers versehen<note anchored="true" place="foot" n="†)"><p>Diese sind mit ♂ bezeichnet.</p><p>Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint<lb/> sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.</p></note>, das in eigenen Drüsen<lb/> abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehen-<lb/> de, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene,<lb/> Giftzähne (– als durch einen Ausführungsgang –) beim Biß<lb/> in die Wunde geflößt wird. (– <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst</hi></hi> <hi rendition="#aq">tab</hi>.<lb/> 37. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 1. –) Diese bloß am vordern Rande des zugleich<lb/> merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch<lb/> den zuverlässigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von<lb/> den giftlosen zu unterscheiden<note anchored="true" place="foot" n="††)"><p>Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den<lb/> bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die<lb/> giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz-<lb/> förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen,<lb/> 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rü-<lb/> cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als ⅕ der<lb/> Länge des Thiers mißt. S. <hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Gray</hi> in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">philos. Transact.</hi><lb/></hi><hi rendition="#aq">vol.</hi> LXXIX. <hi rendition="#aq">P.</hi> I.</p></note>, da bei den letztern der ganze<lb/> äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be-<lb/> setzt ist (– <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild</hi></hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n. h. Gegenst</hi></hi>. a. a. O. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 2. –);<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0175]
II. SERPENTES *).
Die Schlangen **) haben gar keine äußeren Gliedmaßen,
sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie
wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern oder
Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bei ihrer
ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim-
men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen.
Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eier, und ihre
Kinnladen sind nicht, wie bei andern Thieren, fest eingelenkt,
sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander
dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit
dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Ihre meist
gespaltene sehr schlanke Zunge dient ihnen zum Tasten ***).
Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vor-
dern Rande des Oberkiefers versehen †), das in eigenen Drüsen
abgeschieden und durch besondere röhrenförmige, einzeln stehen-
de, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene,
Giftzähne (– als durch einen Ausführungsgang –) beim Biß
in die Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst tab.
37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern Rande des zugleich
merklich starken Oberkiefers befindlichen Giftzähne geben auch
den zuverlässigsten Charakter ab, um die giftigen Schlangen von
den giftlosen zu unterscheiden ††), da bei den letztern der ganze
äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen be-
setzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –);
*) Brongniart's Ophidiens.
**) S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am-
phibien. Duisb. 1790-1821. III. Hefte 4.
Patr. Rusell's Account of Indian Serpents – together
with experiments on their several poisons. Lond. 1796. gr. Fol.
***) Aug. Hellmann über den Tastsinn der Schlangen. Göt-
tingen, 1817. 8.
†) Diese sind mit ♂ bezeichnet.
Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint
sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten.
††) Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den
bei weiten mehrsten Fällen eintreffenden Kennzeichen, wodurch sich die
giftigen Schlangen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herz-
förmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen,
2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rü-
cken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nämlich weniger als ⅕ der
Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact.
vol. LXXIX. P. I.
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