Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.***) bei ihren Aeltern und Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft. Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu ***)
Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh- re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des- sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff etc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü- cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo- von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit, *) s. Kant a. a. O. S. 372. **) Physische Kräfte überhaupt - im Gegensatz jener hyper-
physischen Anstalten. ***) bei ihren Aeltern und Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft. Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu ***)
Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh- re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des- sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü- cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo- von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit, *) s. Kant a. a. O. S. 372. **) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyper-
physischen Anstalten. <TEI xml:lang="de-DE"> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><note anchored="true" place="foot" n="***)"><pb facs="#f0019" xml:id="pb009_0002" n="9"/><p>Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh-<lb/> re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß<lb/> der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des-<lb/> sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als<lb/> ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü-<lb/> cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen <hi rendition="#aq">Quasi</hi>-Keimen, wie<lb/> dem <hi rendition="#g">Cicero</hi> mit dem <hi rendition="#aq">quasi corpus</hi> des Gottes der Epicuräer, wo-<lb/> von er sagt: <q type="preline">"<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">corpus</hi></hi> <hi rendition="#aq">quid sit intelligo</hi>: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">quasi corpus</hi></hi> <hi rendition="#aq">quid sit,<lb/> nullo prorsus modo intelligo</hi>.“</q></p></note> bei ihren Aeltern und<lb/> Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen<lb/> steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und<lb/> würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch<lb/> die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. – Eine Mei-<lb/> nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf-<lb/> wand von <hi rendition="#g">übernatürlichen</hi> (<hi rendition="#g">hyperphysischen</hi>) Anstal-<lb/> ten<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. <hi rendition="#g">Kant</hi> a. a. O. S. 372.</p></note>, als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-<lb/> turforschung zuwiderlaufende unnütze <hi rendition="#g">Vervielfältigung<lb/> der</hi> natürlichen [<hi rendition="#g">physischen</hi>]<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#g">Physische</hi> Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener <hi rendition="#g">hyper-<lb/> physischen</hi> Anstalten.</p></note> Kräfte, und durch die un-<lb/> übersehliche Menge von <hi rendition="#g">zwecklosen Schöpfungen</hi> aller<lb/> der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-<lb/> wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft<lb/> widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden<lb/><hi rendition="#g">gegenseitigen Erfahrungsgründe</hi> widerlegt würde.</p> <p rendition="#indent-1 #small"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten<lb/> und allereifrigsten Verfechter der <hi rendition="#g">Evolutionshypothese</hi>,<lb/> sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen,<lb/> und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen-<lb/> den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an-<lb/> getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich<lb/> nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den<lb/> Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.</p> <p rendition="#l1em #small">Also bedarf es hier zuvörderst einer <hi rendition="#g">erweckenden Kraft</hi>.</p> <p rendition="#l1em #small">Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen <hi rendition="#g">bloß ihrem<lb/> Vater</hi>; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren<lb/> männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die-<lb/> sen <hi rendition="#g">verschiedenen Vätern</hi> ähneln; – zweyerlei <hi rendition="#g">Men</hi>-<lb/><hi rendition="#g">schenrassen</hi>, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander<lb/> nothwendigen Mittelschlag, nähmlich <hi rendition="#g">Mulatten</hi>; – und wenn<lb/> nun vollends ungleiche <hi rendition="#g">Gattungen</hi> (verschiedene <hi rendition="#aq">Species</hi>) von<lb/> Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen <hi rendition="#g">Bastar-<lb/> de</hi>, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen<lb/> Gestaltung an sich haben.</p> <p rendition="#l1em #small">Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu<lb/> Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
***) bei ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen
steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und
würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. – Eine Mei-
nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf-
wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal-
ten *), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
der natürlichen [physischen] **) Kräfte, und durch die un-
übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten
und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese,
sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen,
und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen-
den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an-
getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich
nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem
Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren
männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die-
sen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyerlei Men-
schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn
nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar-
de, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen
Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu
Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,
***) Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh-
re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß
der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des-
sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als
ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü-
cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie
dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo-
von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo.“
*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyper-
physischen Anstalten.
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