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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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***) bei ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen
steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und
würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. - Eine Mei-
nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf-
wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal-
ten*), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
der
natürlichen [physischen]**) Kräfte, und durch die un-
übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten
und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese,
sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen,
und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen-
den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an-
getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich
nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem
Vater
; - Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren
männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die-
sen verschiedenen Vätern ähneln; - zweyerlei Men-
schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; - und wenn
nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar-
de
, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen
Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu
Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,

***) Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh-
re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß
der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des-
sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als
ungeformter Zeugungsstoff etc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü-
cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie
dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo-
von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo
."
*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt - im Gegensatz jener hyper-
physischen
Anstalten.

***) bei ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiedenen Generationen
steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander; und
würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch
die Befruchtung entwickelt und ans Licht gebracht. – Eine Mei-
nung, die doch schon sowohl durch den dabei erforderlichen Auf-
wand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstal-
ten*), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung
der
natürlichen [physischen]**) Kräfte, und durch die un-
übersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller
der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft
widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerberühmtesten
und allereifrigsten Verfechter der Evolutionshypothese,
sollen die präformirten Keime bei der Mutter vorräthig liegen,
und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommen-
den männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung an-
getrieben werden. Was man Empfängniß nennt; sey folglich
nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den
Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erweckenden Kraft.

Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem
Vater
; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren
männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die die-
sen verschiedenen Vätern ähneln; – zweyerlei Men-
schenrassen, z. B. Neger und Weiße, zeugen mit einander
nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn
nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von
Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastar-
de
, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen
Gestaltung an sich haben.

Ja das läßt sich freilich nicht wohl verkennen: und dem zu
Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen,

***) Wenn hingegen andre, um die Evolutionshypothese mit der Leh-
re von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß
der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch meinen, daß er des-
sen ungeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als
ungeformter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrü-
cke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie
dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wo-
von er sagt: "corpus quid sit intelligo: quasi corpus quid sit,
nullo prorsus modo intelligo
.“
*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyper-
physischen
Anstalten.
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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/19>, abgerufen am 09.11.2024.