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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von an-
sehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestim-
mung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang:
u. s. w.

§. 150.

Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und
deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insec-
ten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische etc.), und andere, wie z. B. die Polypen,
haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und
Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewür-
me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von
dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch
von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier dersel-
ben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wah-
ren Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser:
und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Ei-
nige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im le-
bendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa-
menthierchen u. s. w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Clas-
se die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und
einige, wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen ei-
ne Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstör-
bar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tin-
tenfische etc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer
wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein
Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 20.)
fortzupflanzen im Stande ist*)

*) Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe un-
gemein viel Eigenes, wie z. B. bei den gemeinsten Garten- und
Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche
zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen
sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines
vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil

meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von an-
sehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestim-
mung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang:
u. s. w.

§. 150.

Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und
deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insec-
ten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen
(wie die Tintenfische ꝛc.), und andere, wie z. B. die Polypen,
haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und
Hellung.

§. 151.

Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewür-
me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von
dem der rothblütigen Thiere ab.

Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch
von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier dersel-
ben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wah-
ren Verwandlung unterzieht.

§. 152.

Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser:
und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Ei-
nige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im le-
bendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa-
menthierchen u. s. w.

§. 153.

Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Clas-
se die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und
einige, wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen ei-
ne Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstör-
bar scheinen.

§. 154.

Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tin-
tenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer
wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein
Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 20.)
fortzupflanzen im Stande ist*)

*) Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe un-
gemein viel Eigenes, wie z. B. bei den gemeinsten Garten- und
Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche
zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen
sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines
vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil
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[281/0291] meist weiche fleischige Faden am Kopfe, die bei einigen von an- sehnlicher Länge, überhaupt aber von mannigfaltiger Bestim- mung sind. Vielen nutzen sie zum Tasten; manchen zum Fang: u. s. w. §. 150. Uebriges läßt sich über die Sinne dieser Thiere und deren Werkzeuge noch weniger Bestimmtes, als über der Insec- ten ihre, sagen. Doch haben einige ungezweifelt wahre Augen (wie die Tintenfische ꝛc.), und andere, wie z. B. die Polypen, haben ohne Augen doch das feinste Gefühl von Licht und Hellung. §. 151. Im innern Körperbau weichen die mehresten Gewür- me wieder eben so sehr von der Insecten ihrem, als diese von dem der rothblütigen Thiere ab. Auch unterscheidet sich diese Classe im Ganzen schon dadurch von der vorigen, daß meines Wissens kein einziges Thier dersel- ben sich (so wie hingegen die allermehrsten Insecten) einer wah- ren Verwandlung unterzieht. §. 152. Der Aufenthalt dieser Thiere ist meist im Wasser: und zwar der bei weiten allermehrsten ihrer im Ocean. Ei- nige leben bloß unter der Erde: und viele ausschließlich im le- bendigen Körper anderer Thiere, wie die Darmwürmer, Sa- menthierchen u. s. w. §. 153. Zur Selbsterhaltung dient vielen Thieren dieser Clas- se die ganz ausnehmende Stärke ihrer Reproductionskraft, und einige, wie z. B. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen ei- ne Art von Reviviscenz, wodurch sie gewisser Maßen unzerstör- bar scheinen. §. 154. Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tin- tenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer wahre Hermaphroditen, von denen jedes Individuum sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 20.) fortzupflanzen im Stande ist *) *) Auch die Paarung hat bei manchen Thieren dieser Classe un- gemein viel Eigenes, wie z. B. bei den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebespfeil

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/291>, abgerufen am 23.11.2024.