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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes
Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatee
fibreuse
.)

Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei
der Porta Westphalica.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancherlei
Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor
sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartig-
ste Weise bunt, marmorirt, geadert etc. in endloses Mannig-
faltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichsten
antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen
, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey
Farben
, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vie-
ren
, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w.
So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendri-
ten
-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (citta-
dino ruderato, paesino
, Rimaggio etc.) der schon in
Mergelstein übergeht etc. So unter denen, die fremde Kör-
per enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und un-
ter diesen wieder namentlich der Muschel-Marmor (lu-
macchella
); und der Corallen-Marmor, wohin
die pietra stellaria gehört etc. Mancher besteht als Bre-
schen
-Marmor als zusammencämentirten Trümmern von
andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien
durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
405), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauch-
grüne Cipollino antico u. s. w. - Ueberhaupt hat der
dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils
in schieferiges Gefüge (- so z. B. der neuerlich zur Lithogra-
phie oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschie-
fer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von
tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden -). Mittelge-
wicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z. B. der
ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zech-
stein
heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete
Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht
leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefacten-
stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der
Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes
Wachs; das Gewicht desselben = 2837.

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée
fibreuse
.)

Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei
der Porta Westphalica.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancherlei
Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor
sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartig-
ste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloses Mannig-
faltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichsten
antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen
, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey
Farben
, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vie-
ren
, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w.
So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendri-
ten
-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (citta-
dino ruderato, paësino
, Rimaggio etc.) der schon in
Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Kör-
per enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und un-
ter diesen wieder namentlich der Muschel-Marmor (lu-
macchella
); und der Corallen-Marmor, wohin
die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Bre-
schen
-Marmor als zusammencämentirten Trümmern von
andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien
durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
405), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauch-
grüne Cipollino antico u. s. w. – Ueberhaupt hat der
dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils
in schieferiges Gefüge (– so z. B. der neuerlich zur Lithogra-
phie oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschie-
fer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von
tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelge-
wicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z. B. der
ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zech-
stein
heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete
Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht
leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefacten-
stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der
Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

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[415/0425] allen der berühmte Parische, durchscheinend wie gebleichtes Wachs; das Gewicht desselben = 2837. 2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbonatée fibreuse.) Meist weiß in mancherlei Abstufungen. Unter andern bei der Porta Westphalica. 3) Dichter Kalkstein (und Marmor). Als gemeiner Kalkstein meist grau in mancherlei Abstufungen; hingegen als feinkörniger, polirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartig- ste Weise bunt, marmorirt, geadert ꝛc. in endloses Mannig- faltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichsten antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar- bigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb geflammt; mit vie- ren, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit besondern Zeichnungen, z. B. Dendri- ten-Marmor (alberino); Ruinen-Marmor (citta- dino ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in Mergelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Kör- per enthalten, besonders die Petrefacten-Marmor, und un- ter diesen wieder namentlich der Muschel-Marmor (lu- macchella); und der Corallen-Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Mancher besteht als Bre- schen-Marmor als zusammencämentirten Trümmern von andern Marmorarten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzogen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 405), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauch- grüne Cipollino antico u. s. w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitterigen Bruch; theils in schieferiges Gefüge (– so z. B. der neuerlich zur Lithogra- phie oder Steindruckerei angewandte Pappenheimer Kalkschie- fer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen Seegeschöpfen der Vorwelt finden –). Mittelge- wicht = 2675. Uebergang in Mergelstein. (So z. B. der ältere Flözkalkstein, der auch in manchen Gegenden Zech- stein heißt). Bildet große durch alle Welttheile verbreitete Flözgebirgsketten, die gemeiniglich auf der Außenseite (nicht leicht in beträchtlicher Tiefe) mit dem gemeinen Petrefacten- stein überzogen sind, welcher die allgemeinste Grabstätte der Seethiere aus den Zeiten der Vorwelt ausmacht.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/425>, abgerufen am 22.11.2024.