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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wichtiger
Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzi-
gen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Beispiele von denen
in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen
Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*), und in
Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000
Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldgewäch-
sen
(Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den besonders
merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die
Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nämlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend.
So z. B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere etc. und so
auch das Nordamericanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trüm-
mern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammen-
gesintert
. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Kü-
sten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo,
Dalmatien und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am
Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in
Yorkshire etc.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein,
Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schiefer-
thon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen
Conchylien des hiesigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so
gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi-
renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ih-
re auffallende Größe, theils durch mancherlei kleine aber doch
constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils
aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder min-
der übereinstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropischen
Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. -
Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteo-

*) Der Gute des Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.

mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wichtiger
Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzi-
gen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Beispiele von denen
in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen
Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche
versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden*), und in
Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000
Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldgewäch-
sen
(Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den besonders
merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die
Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden
sich nämlich

1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend.
So z. B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere ꝛc. und so
auch das Nordamericanische Mammut.

Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trüm-
mern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammen-
gesintert
. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Kü-
sten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo,
Dalmatien und Gibraltar.

Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am
Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in
Yorkshire ꝛc.

Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein,
Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schiefer-
thon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dergl. m.

§. 266.

In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen
Conchylien des hiesigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so
gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi-
renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ih-
re auffallende Größe, theils durch mancherlei kleine aber doch
constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils
aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder min-
der übereinstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropischen
Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. –
Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteo-

*) Der Gute des Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.
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[486/0496] mit unserm Planeten vorgegangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzi- gen Meeresfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Beispiele von denen in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden *), und in Whitehaven in Cumberland gräbt man hingegen mehr als 2000 Fuß tief unter derselben die Abdrücke von Waldgewäch- sen (Farnkräuter) aus! Außerdem gehören zu den besonders merkwürdigen Verschiedenheiten der Lagerstätte selbst, worin die Versteinerungen vorkommen, vorzüglich folgende: Sie finden sich nämlich 1) im aufgeschwemmten Lande, meist lose liegend. So z. B. die mehrsten fossilen Elephanten, Rhinocere ꝛc. und so auch das Nordamericanische Mammut. Oder 2) in stalactitischen Felsenmassen, meist in Trüm- mern, durch Kalktofus gleichsam breschenartig zusammen- gesintert. So die prodigiösen Knochenfelsen an einigen Kü- sten des mittelländischen und adriatischen Meeres, an Cerigo, Dalmatien und Gibraltar. Oder 3) in Berghöhlen, wie z. B. am Harz, am Thüringer Wald, am Fichtelberge, an den Karpaten, und in Yorkshire ꝛc. Oder endlich 4) in den Flözlagern von Kalkstein, Stinkschiefer, bituminösem Mergelschiefer, Gyps, Schiefer- thon, Grauwackenschiefer, Kohlensandstein u. dergl. m. §. 266. In Vergleichung aber zu den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, finden sich manche (selbst unter den präadamitischen Conchylien des hiesigen Muschelkalks), die den jetztlebenden so gut wie völlig gleichen; andere, die den gegenwärtig existi- renden zwar ähneln; aber sich von denselben theils durch ih- re auffallende Größe, theils durch mancherlei kleine aber doch constante Abweichungen in der Bildung einzelner Theile, theils aber auch dadurch auszeichnen, daß die damit mehr oder min- der übereinstimmenden jetzt lebenden Urbilder bloß in tropischen Zonen fern von der fossilen ihrem Fundorte einheimisch sind. – Unter diese Kategorie können wenigstens einstweilen viele Osteo- *) Der Gute des Hofr. Stromeyer verdanke ich blaulich- schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flözkalk, die am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichern Höhe, näm- lich von 8400 Fuß brechen.

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  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/496>, abgerufen am 22.11.2024.