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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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Bei den Enkriniten oder Seelilien*), (- Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab. 60. -) die sich meist in dichtem
Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glie-
der**) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da
er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer
noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern En-
de auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Sei-
ne wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl-
steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem
Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige,
Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's
beads
) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Ge-
genden wimmelt gleichsam davon.

Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen
[Helmintholithus portentosus Linn.***)] (- Abbild.
n. h. Gegenst.
tab. 70 -) besteht aus einem großen, viel-
armigen, quastenförmigen Körper, der auf einem geglieder-
ten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens
über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefactengeschlecht
fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bei
Boll im Wirtembergischen (S. 417).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom geglie-
derten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch
nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.

Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in
wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge
und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein
und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz

*) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy-
tis prodromus
. Hamb. 1719. 4. Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gött. 1784. 4. Voigt's Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1. Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Cri-
noidea
, or Lily-shaped animals etc. Bristol 1821. 4. mit 50
Steindrucktafeln.
**) Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder,
in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181.
***) Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. - Die Platte vol-
ler Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I.
tab. II. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.

Bei den Enkriniten oder Seelilien*), (– Ab-
bild. n. h. Gegenst.
tab. 60. –) die sich meist in dichtem
Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glie-
der**) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da
er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer
noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern En-
de auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Sei-
ne wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl-
steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem
Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige,
Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's
beads
) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Ge-
genden wimmelt gleichsam davon.

Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen
[Helmintholithus portentosus Linn.***)] (– Abbild.
n. h. Gegenst.
tab. 70 –) besteht aus einem großen, viel-
armigen, quastenförmigen Körper, der auf einem geglieder-
ten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens
über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefactengeschlecht
fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bei
Boll im Wirtembergischen (S. 417).

Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom geglie-
derten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch
nicht ganz bekannten Petrefacts.

III. Corallia.

Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in
wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge
und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein
und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz

*) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy-
tis prodromus
. Hamb. 1719. 4. Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gött. 1784. 4. Voigt's Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1. Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Cri-
noidea
, or Lily-shaped animals ꝛc. Bristol 1821. 4. mit 50
Steindrucktafeln.
**) Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder,
in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181.
***) Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. – Die Platte vol-
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[496/0506] Bei den Enkriniten oder Seelilien *), (– Ab- bild. n. h. Gegenst. tab. 60. –) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glie- der **) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann einige Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein ge- nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern En- de auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Sei- ne wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl- steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Ge- genden wimmelt gleichsam davon. Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen [Helmintholithus portentosus Linn. ***)] (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 70 –) besteht aus einem großen, viel- armigen, quastenförmigen Körper, der auf einem geglieder- ten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merkwürdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüglich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wirtembergischen (S. 417). Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom geglie- derten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts. III. Corallia. Zumal 1) Madreporiten in theils Gegenden als in wahren Corallenriefen der Vorwelt, in unermeßlicher Menge und großer Mannigfaltigkeit. So z. B. im dichten Kalkstein und Marmor auf dem Saleveberge bei Genf, auf dem Harz *) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy- tis prodromus. Hamb. 1719. 4. Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Gött. 1784. 4. Voigt's Magazin. VI. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1. Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the Cri- noidea, or Lily-shaped animals ꝛc. Bristol 1821. 4. mit 50 Steindrucktafeln. **) Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder, in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181. ***) Act. acad. Palatinae T. III. P. phys. – Die Platte vol- ler Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I. tab. II. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/506>, abgerufen am 22.11.2024.