Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

wozu ich durch Betrachtungen aus der verglei-
chenden Anatomie besonders berechtiget zu seyn
glaube; denn auch bey denjenigen Säugthieren,
welche den feinsten Geruch besitzen, z. B. Ele-
phanten, Bären, Hunden, u. s. w. ist das ho-
rizontale Plätchen des Siebbeines am breitesten,
und von unzähligen feinen Röhrchen durchbohrt.

§. 241.

Die äußersten Fäden des ersten Nervenpaa-
res endigen sich nicht, wie in den Werkzeugen
des Gefühles und des Geschmacks, in Wärzchen,
sondern zerfließen gleichsam in ein schwammichtes,
der Schleimhaut ähnliches Gewebe.

§. 242.

Bey neugebohrnen Kindern ist das Geruch-
werkzeug noch ziemlich eng, und unausgebildet.
Man sieht noch kaum eine Spur von den Neben-
höhlen: daher auch bey Kindern der Geruch sich
später einstellt, sobald nämlich die innere Nasen-
höhle ausgebildet ist, und wird in dem Maaße
feiner, je weiter und vollkommener diese Werk-
zeuge werden a).

a) So wie diejenigen Säugthiere, welche den Men-
schen an Feinheit des Geruchs übertreffen, Ge-
ruchswerkzeuge von einem größern Umfange be-
sitzen, so zeichnen sich auch die Geruchswerkzeuge
der Wilden, welche einen ungleich feinern Ge-
ruch haben als die Europäer, durch die Größe
ihrer Geruchswerkzeuge aus.

So sieht man an dem Hirnschädel eines Nordame-
rikanischen Wilden (der als ein Heerführer seiner

wozu ich durch Betrachtungen aus der verglei-
chenden Anatomie besonders berechtiget zu seyn
glaube; denn auch bey denjenigen Säugthieren,
welche den feinsten Geruch besitzen, z. B. Ele-
phanten, Bären, Hunden, u. s. w. ist das ho-
rizontale Plätchen des Siebbeines am breitesten,
und von unzähligen feinen Röhrchen durchbohrt.

§. 241.

Die äußersten Fäden des ersten Nervenpaa-
res endigen sich nicht, wie in den Werkzeugen
des Gefühles und des Geschmacks, in Wärzchen,
sondern zerfließen gleichsam in ein schwammichtes,
der Schleimhaut ähnliches Gewebe.

§. 242.

Bey neugebohrnen Kindern ist das Geruch-
werkzeug noch ziemlich eng, und unausgebildet.
Man sieht noch kaum eine Spur von den Neben-
höhlen: daher auch bey Kindern der Geruch sich
später einstellt, sobald nämlich die innere Nasen-
höhle ausgebildet ist, und wird in dem Maaße
feiner, je weiter und vollkommener diese Werk-
zeuge werden a).

a) So wie diejenigen Säugthiere, welche den Men-
schen an Feinheit des Geruchs übertreffen, Ge-
ruchswerkzeuge von einem größern Umfange be-
sitzen, so zeichnen sich auch die Geruchswerkzeuge
der Wilden, welche einen ungleich feinern Ge-
ruch haben als die Europäer, durch die Größe
ihrer Geruchswerkzeuge aus.

So sieht man an dem Hirnschädel eines Nordame-
rikanischen Wilden (der als ein Heerführer seiner

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p rendition="#indent-2"><pb facs="#f0174" xml:id="pb156_0001" n="156"/>
wozu ich durch Betrachtungen aus der verglei-<lb/>
chenden Anatomie besonders berechtiget zu seyn<lb/>
glaube; denn auch bey denjenigen Säugthieren,<lb/>
welche den feinsten Geruch besitzen, z. B. Ele-<lb/>
phanten, Bären, Hunden, u. s. w. ist das ho-<lb/>
rizontale Plätchen des Siebbeines am breitesten,<lb/>
und von unzähligen feinen Röhrchen durchbohrt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 241.</head><lb/>
          <p>Die äußersten Fäden des ersten Nervenpaa-<lb/>
res endigen sich nicht, wie in den Werkzeugen<lb/>
des Gefühles und des Geschmacks, in Wärzchen,<lb/>
sondern zerfließen gleichsam in ein schwammichtes,<lb/>
der Schleimhaut ähnliches Gewebe.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 242.</head><lb/>
          <p>Bey neugebohrnen Kindern ist das Geruch-<lb/>
werkzeug noch ziemlich eng, und unausgebildet.<lb/>
Man sieht noch kaum eine Spur von den Neben-<lb/>
höhlen: daher auch bey Kindern der Geruch sich<lb/>
später einstellt, sobald nämlich die innere Nasen-<lb/>
höhle ausgebildet ist, und wird in dem Maaße<lb/>
feiner, je weiter und vollkommener diese Werk-<lb/>
zeuge werden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>).</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) So wie diejenigen Säugthiere, welche den Men-<lb/>
schen an Feinheit des Geruchs übertreffen, Ge-<lb/>
ruchswerkzeuge von einem größern Umfange be-<lb/>
sitzen, so zeichnen sich auch die Geruchswerkzeuge<lb/>
der Wilden, welche einen ungleich feinern Ge-<lb/>
ruch haben als die Europäer, durch die Größe<lb/>
ihrer Geruchswerkzeuge aus.</p>
          <p rendition="#indent-2">So sieht man an dem Hirnschädel eines Nordame-<lb/>
rikanischen Wilden (der als ein Heerführer seiner<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0174] wozu ich durch Betrachtungen aus der verglei- chenden Anatomie besonders berechtiget zu seyn glaube; denn auch bey denjenigen Säugthieren, welche den feinsten Geruch besitzen, z. B. Ele- phanten, Bären, Hunden, u. s. w. ist das ho- rizontale Plätchen des Siebbeines am breitesten, und von unzähligen feinen Röhrchen durchbohrt. §. 241. Die äußersten Fäden des ersten Nervenpaa- res endigen sich nicht, wie in den Werkzeugen des Gefühles und des Geschmacks, in Wärzchen, sondern zerfließen gleichsam in ein schwammichtes, der Schleimhaut ähnliches Gewebe. §. 242. Bey neugebohrnen Kindern ist das Geruch- werkzeug noch ziemlich eng, und unausgebildet. Man sieht noch kaum eine Spur von den Neben- höhlen: daher auch bey Kindern der Geruch sich später einstellt, sobald nämlich die innere Nasen- höhle ausgebildet ist, und wird in dem Maaße feiner, je weiter und vollkommener diese Werk- zeuge werden a). a) So wie diejenigen Säugthiere, welche den Men- schen an Feinheit des Geruchs übertreffen, Ge- ruchswerkzeuge von einem größern Umfange be- sitzen, so zeichnen sich auch die Geruchswerkzeuge der Wilden, welche einen ungleich feinern Ge- ruch haben als die Europäer, durch die Größe ihrer Geruchswerkzeuge aus. So sieht man an dem Hirnschädel eines Nordame- rikanischen Wilden (der als ein Heerführer seiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/174
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/174>, abgerufen am 23.11.2024.