E. Platnerde vi corporis in memoria. Spec. I. II. Lips. 1767. 4. recus. in cl.Baldingerisyllo- ge opusc. medico-practic. Vol. III.
§. 286.
Die Einbildungskraft ist auch die Quelle der Gemüthsbewegungen, die bey einzelnen Menschen nach der Verschiedenheit ihrer Temperamente (§. 59.) so verschieden sind, und die sich durch ih- ren genauen, und oft augenblicklichen Einfluß auf verschiedene Verrichtungen des Körpers auszeich- nen a); denn es gibt beynahe keine Gemüthsbe- wegung, die nicht auf den Kreislauf des Blu- tes, auf die Eßlust, und Verdauung mehr oder weniger wirkt: die besondern Einwirkungen zu geschweigen, z. B. die Wirkung der Schaam auf das Erröthen, der Liebe und des Haßes auf die Geschlechtstheile, des Zorns auf die Absonderung der Galle, u. s. w.
Die Gemüthsbewegungen können sogar in Rücksicht ihrer allgemeinen Veränderungen, wel- che sie in dem Körper hervorbringen, in erwe- ckende und niederschlagende eingetheilt werden.
In die erste Klasse gehören Freude, Liebe, Hoffnung, Zorn, u. s. w.
In die zweyte Klasse gehören Furcht, Trau- rigkeit. Heimwehe, und andere Arten der Sehn- sucht, Schrecken, Neid, u. s. w.
a) de Mareesde animi perturbationum in cor- pus potentia specim. Götting. 1775. 4.
§. 287.
Diese bisher angezeigten Fähigkeiten besitzt zwar der Mensch mit den übrigen Thieren gemein-
E. Platnerde vi corporis in memoria. Spec. I. II. Lips. 1767. 4. recus. in cl.Baldingerisyllo- ge opusc. medico-practic. Vol. III.
§. 286.
Die Einbildungskraft ist auch die Quelle der Gemüthsbewegungen, die bey einzelnen Menschen nach der Verschiedenheit ihrer Temperamente (§. 59.) so verschieden sind, und die sich durch ih- ren genauen, und oft augenblicklichen Einfluß auf verschiedene Verrichtungen des Körpers auszeich- nen a); denn es gibt beynahe keine Gemüthsbe- wegung, die nicht auf den Kreislauf des Blu- tes, auf die Eßlust, und Verdauung mehr oder weniger wirkt: die besondern Einwirkungen zu geschweigen, z. B. die Wirkung der Schaam auf das Erröthen, der Liebe und des Haßes auf die Geschlechtstheile, des Zorns auf die Absonderung der Galle, u. s. w.
Die Gemüthsbewegungen können sogar in Rücksicht ihrer allgemeinen Veränderungen, wel- che sie in dem Körper hervorbringen, in erwe- ckende und niederschlagende eingetheilt werden.
In die erste Klasse gehören Freude, Liebe, Hoffnung, Zorn, u. s. w.
In die zweyte Klasse gehören Furcht, Trau- rigkeit. Heimwehe, und andere Arten der Sehn- sucht, Schrecken, Neid, u. s. w.
a) de Maréesde animi perturbationum in cor- pus potentia specim. Götting. 1775. 4.
§. 287.
Diese bisher angezeigten Fähigkeiten besitzt zwar der Mensch mit den übrigen Thieren gemein-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000071"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0199"xml:id="pb181_0001"n="181"/><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">E. Platner</hi></hi><hirendition="#aq">de vi corporis in memoria. Spec.</hi> I.<lb/>
II. <hirendition="#aq">Lips</hi>. 1767. 4. <hirendition="#aq">recus. in cl.</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">Baldingeri</hi></hi><hirendition="#aq">syllo-<lb/>
ge opusc. medico-practic. Vol.</hi> III.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 286.</head><lb/><p>Die Einbildungskraft ist auch die Quelle der<lb/>
Gemüthsbewegungen, die bey einzelnen Menschen<lb/>
nach der Verschiedenheit ihrer Temperamente (§.<lb/>
59.) so verschieden sind, und die sich durch ih-<lb/>
ren genauen, und oft augenblicklichen Einfluß auf<lb/>
verschiedene Verrichtungen des Körpers auszeich-<lb/>
nen <hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>); denn es gibt beynahe keine Gemüthsbe-<lb/>
wegung, die nicht auf den Kreislauf des Blu-<lb/>
tes, auf die Eßlust, und Verdauung mehr oder<lb/>
weniger wirkt: die besondern Einwirkungen zu<lb/>
geschweigen, z. B. die Wirkung der Schaam auf<lb/>
das Erröthen, der Liebe und des Haßes auf die<lb/>
Geschlechtstheile, des Zorns auf die Absonderung<lb/>
der Galle, u. s. w.</p><p>Die Gemüthsbewegungen können sogar in<lb/>
Rücksicht ihrer allgemeinen Veränderungen, wel-<lb/>
che sie in dem Körper hervorbringen, in erwe-<lb/>
ckende und niederschlagende eingetheilt werden.</p><p>In die erste Klasse gehören Freude, Liebe,<lb/>
Hoffnung, Zorn, u. s. w.</p><p>In die zweyte Klasse gehören Furcht, Trau-<lb/>
rigkeit. Heimwehe, und andere Arten der Sehn-<lb/>
sucht, Schrecken, Neid, u. s. w.</p><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>) <hirendition="#i">de <hirendition="#aq">Marées</hi></hi><hirendition="#aq">de animi perturbationum in cor-<lb/>
pus potentia specim. Götting</hi>. 1775. 4.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 287.</head><lb/><p>Diese bisher angezeigten Fähigkeiten besitzt<lb/>
zwar der Mensch mit den übrigen Thieren gemein-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[181/0199]
E. Platner de vi corporis in memoria. Spec. I.
II. Lips. 1767. 4. recus. in cl. Baldingeri syllo-
ge opusc. medico-practic. Vol. III.
§. 286.
Die Einbildungskraft ist auch die Quelle der
Gemüthsbewegungen, die bey einzelnen Menschen
nach der Verschiedenheit ihrer Temperamente (§.
59.) so verschieden sind, und die sich durch ih-
ren genauen, und oft augenblicklichen Einfluß auf
verschiedene Verrichtungen des Körpers auszeich-
nen a); denn es gibt beynahe keine Gemüthsbe-
wegung, die nicht auf den Kreislauf des Blu-
tes, auf die Eßlust, und Verdauung mehr oder
weniger wirkt: die besondern Einwirkungen zu
geschweigen, z. B. die Wirkung der Schaam auf
das Erröthen, der Liebe und des Haßes auf die
Geschlechtstheile, des Zorns auf die Absonderung
der Galle, u. s. w.
Die Gemüthsbewegungen können sogar in
Rücksicht ihrer allgemeinen Veränderungen, wel-
che sie in dem Körper hervorbringen, in erwe-
ckende und niederschlagende eingetheilt werden.
In die erste Klasse gehören Freude, Liebe,
Hoffnung, Zorn, u. s. w.
In die zweyte Klasse gehören Furcht, Trau-
rigkeit. Heimwehe, und andere Arten der Sehn-
sucht, Schrecken, Neid, u. s. w.
a) de Marées de animi perturbationum in cor-
pus potentia specim. Götting. 1775. 4.
§. 287.
Diese bisher angezeigten Fähigkeiten besitzt
zwar der Mensch mit den übrigen Thieren gemein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/199>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.