Die Muskeln sind mit einer zelligten Hülle bekleidet, die in die Muskelsubstanz selbst ein- dringt, und auf das innigste mit derselben ver- webt wird, indem sie zwischen den Bündeln und Fasern des Muskels gleichsam Scheidewände bildet.
§. 302.
Uebrigens wird das ganze Gewebe der Mus- keln von unzähligen Blutgefäßen und Nervenzwei- gen durchdrungen; die Nerven zerfließen in einen Brey, der mit den Muskelfasern auf das innig- ste sich verbindet; die Blutgefäße hingegen ver- theilen sich zwischen die feinsten Muskelfasern, und durch das zuströmende Blut erhalten die Mus- keln ihre Röthe; sobald aber diese rothe Farbe weggewischt wird, erscheinen die Muskeln in ih- rer natürlichen Blöße (§. 300.).
§. 303.
Die meisten Muskeln endigen sich in Seh- nen, die zwar auch aus Fasern bestehen, aber an Farbe, Struktur, Elasticität u. s. w. a) von den Muskelfasern wesentlich verschieden sind. Die- jenigen Physiologen haben sich also sehr geirrt, welche die Sehnen als bloße Fortsätze der Mus- keln betrachten; wozu sie wahrscheinlicherweise durch die Erscheinung verleitet worden sind, daß die Kinder, in Vergleichung mit Erwachsenen, mehrere Sehnen haben.
a) Adolph. Murrayde fascia lata. Upsal. 1777. 4. p. 6.
§. 301.
Die Muskeln sind mit einer zelligten Hülle bekleidet, die in die Muskelsubstanz selbst ein- dringt, und auf das innigste mit derselben ver- webt wird, indem sie zwischen den Bündeln und Fasern des Muskels gleichsam Scheidewände bildet.
§. 302.
Uebrigens wird das ganze Gewebe der Mus- keln von unzähligen Blutgefäßen und Nervenzwei- gen durchdrungen; die Nerven zerfließen in einen Brey, der mit den Muskelfasern auf das innig- ste sich verbindet; die Blutgefäße hingegen ver- theilen sich zwischen die feinsten Muskelfasern, und durch das zuströmende Blut erhalten die Mus- keln ihre Röthe; sobald aber diese rothe Farbe weggewischt wird, erscheinen die Muskeln in ih- rer natürlichen Blöße (§. 300.).
§. 303.
Die meisten Muskeln endigen sich in Seh- nen, die zwar auch aus Fasern bestehen, aber an Farbe, Struktur, Elasticität u. s. w. a) von den Muskelfasern wesentlich verschieden sind. Die- jenigen Physiologen haben sich also sehr geirrt, welche die Sehnen als bloße Fortsätze der Mus- keln betrachten; wozu sie wahrscheinlicherweise durch die Erscheinung verleitet worden sind, daß die Kinder, in Vergleichung mit Erwachsenen, mehrere Sehnen haben.
a) Adolph. Murrayde fascia lata. Upsal. 1777. 4. p. 6.
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§. 301.
Die Muskeln sind mit einer zelligten Hülle
bekleidet, die in die Muskelsubstanz selbst ein-
dringt, und auf das innigste mit derselben ver-
webt wird, indem sie zwischen den Bündeln und
Fasern des Muskels gleichsam Scheidewände
bildet.
§. 302.
Uebrigens wird das ganze Gewebe der Mus-
keln von unzähligen Blutgefäßen und Nervenzwei-
gen durchdrungen; die Nerven zerfließen in einen
Brey, der mit den Muskelfasern auf das innig-
ste sich verbindet; die Blutgefäße hingegen ver-
theilen sich zwischen die feinsten Muskelfasern,
und durch das zuströmende Blut erhalten die Mus-
keln ihre Röthe; sobald aber diese rothe Farbe
weggewischt wird, erscheinen die Muskeln in ih-
rer natürlichen Blöße (§. 300.).
§. 303.
Die meisten Muskeln endigen sich in Seh-
nen, die zwar auch aus Fasern bestehen, aber
an Farbe, Struktur, Elasticität u. s. w. a) von
den Muskelfasern wesentlich verschieden sind. Die-
jenigen Physiologen haben sich also sehr geirrt,
welche die Sehnen als bloße Fortsätze der Mus-
keln betrachten; wozu sie wahrscheinlicherweise
durch die Erscheinung verleitet worden sind, daß
die Kinder, in Vergleichung mit Erwachsenen,
mehrere Sehnen haben.
a) Adolph. Murray de fascia lata. Upsal. 1777.
4. p. 6.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/208>, abgerufen am 21.11.2024.
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