Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 641.

Alsdann muß das Kind entwöhnt werden,
indem die Zähne zur Verarbeitung festerer Nah-
rungsmittel bestimmt sind.

§. 642.

Gegen das Ende des ersten Jahres gewöhnt
sich das Kind allmälig an die aufrechte Lage -
einer der größten Vorzüge des menschlichen Körpers.

§. 643.

Das von der Brust entwöhnte Kind wächst
nun, indem es gehen erlernt, schnell heran, und
erlangt allmälig auch den andern Vorzug des
Menschengeschlechts, nämlich den Gebrauch der
Sprache; die Seele fängt nun an die geläufig-
sten Ideen durch Worte auszudrücken (§. 154).

§. 644.

Nach dem siebenten Jahre erfolgt, indem
die zwanzig Milchzähne allmälig ausfallen, ein
zweyter Zahnausbruch; diese 32. Zähne werden
aber nicht mehr durch neue ersetzt.

§. 645.

In dieser Epoche der Kindheit übertrifft das
Gedächtniß alle andere Seelenfähigkeiten, und
ist auch zur Aufnahme der sinnlichen Eindrücke
vorzüglich geschickt: nach dem fünfzehnten Jahre
ungefähr bemerkt man die ersten Funken der Ein-
bildungskraft.

§. 646.

Aber die lebhaftere Aeußerung der Einbil-
dungskraft fällt in die Periode der Mannbar-
keit, wo der Mensch durch mannigfaltige und
wichtige Veränderungen zu den künftigen Ge-
schlechtsverrichtungen vorbereitet wird a).

a) Th. Miller de pubertate. Edinb. 1781. 8.

§. 641.

Alsdann muß das Kind entwöhnt werden,
indem die Zähne zur Verarbeitung festerer Nah-
rungsmittel bestimmt sind.

§. 642.

Gegen das Ende des ersten Jahres gewöhnt
sich das Kind allmälig an die aufrechte Lage –
einer der größten Vorzüge des menschlichen Körpers.

§. 643.

Das von der Brust entwöhnte Kind wächst
nun, indem es gehen erlernt, schnell heran, und
erlangt allmälig auch den andern Vorzug des
Menschengeschlechts, nämlich den Gebrauch der
Sprache; die Seele fängt nun an die geläufig-
sten Ideen durch Worte auszudrücken (§. 154).

§. 644.

Nach dem siebenten Jahre erfolgt, indem
die zwanzig Milchzähne allmälig ausfallen, ein
zweyter Zahnausbruch; diese 32. Zähne werden
aber nicht mehr durch neue ersetzt.

§. 645.

In dieser Epoche der Kindheit übertrifft das
Gedächtniß alle andere Seelenfähigkeiten, und
ist auch zur Aufnahme der sinnlichen Eindrücke
vorzüglich geschickt: nach dem fünfzehnten Jahre
ungefähr bemerkt man die ersten Funken der Ein-
bildungskraft.

§. 646.

Aber die lebhaftere Aeußerung der Einbil-
dungskraft fällt in die Periode der Mannbar-
keit, wo der Mensch durch mannigfaltige und
wichtige Veränderungen zu den künftigen Ge-
schlechtsverrichtungen vorbereitet wird a).

a) Th. Miller de pubertate. Edinb. 1781. 8.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0403" xml:id="pb385_0001" n="385"/>
          <head rendition="#c">§. 641.</head><lb/>
          <p>Alsdann muß das Kind entwöhnt werden,<lb/>
indem die Zähne zur Verarbeitung festerer Nah-<lb/>
rungsmittel bestimmt sind.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 642.</head><lb/>
          <p>Gegen das Ende des ersten Jahres gewöhnt<lb/>
sich das Kind allmälig an die aufrechte Lage &#x2013;<lb/>
einer der größten Vorzüge des menschlichen Körpers.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 643.</head><lb/>
          <p>Das von der Brust entwöhnte Kind wächst<lb/>
nun, indem es gehen erlernt, schnell heran, und<lb/>
erlangt allmälig auch den andern Vorzug des<lb/>
Menschengeschlechts, nämlich den Gebrauch der<lb/>
Sprache; die Seele fängt nun an die geläufig-<lb/>
sten Ideen durch Worte auszudrücken (§. 154).</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 644.</head><lb/>
          <p>Nach dem siebenten Jahre erfolgt, indem<lb/>
die zwanzig Milchzähne allmälig ausfallen, ein<lb/>
zweyter Zahnausbruch; diese 32. Zähne werden<lb/>
aber nicht mehr durch neue ersetzt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 645.</head><lb/>
          <p>In dieser Epoche der Kindheit übertrifft das<lb/>
Gedächtniß alle andere Seelenfähigkeiten, und<lb/>
ist auch zur Aufnahme der sinnlichen Eindrücke<lb/>
vorzüglich geschickt: nach dem fünfzehnten Jahre<lb/>
ungefähr bemerkt man die ersten Funken der Ein-<lb/>
bildungskraft.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 646.</head><lb/>
          <p>Aber die lebhaftere Aeußerung der Einbil-<lb/>
dungskraft fällt in die Periode der Mannbar-<lb/>
keit, wo der Mensch durch mannigfaltige und<lb/>
wichtige Veränderungen zu den künftigen Ge-<lb/>
schlechtsverrichtungen vorbereitet wird <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>).</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a) Th. Miller</hi></hi><hi rendition="#aq">de pubertate. Edinb</hi>. 1781. 8.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0403] §. 641. Alsdann muß das Kind entwöhnt werden, indem die Zähne zur Verarbeitung festerer Nah- rungsmittel bestimmt sind. §. 642. Gegen das Ende des ersten Jahres gewöhnt sich das Kind allmälig an die aufrechte Lage – einer der größten Vorzüge des menschlichen Körpers. §. 643. Das von der Brust entwöhnte Kind wächst nun, indem es gehen erlernt, schnell heran, und erlangt allmälig auch den andern Vorzug des Menschengeschlechts, nämlich den Gebrauch der Sprache; die Seele fängt nun an die geläufig- sten Ideen durch Worte auszudrücken (§. 154). §. 644. Nach dem siebenten Jahre erfolgt, indem die zwanzig Milchzähne allmälig ausfallen, ein zweyter Zahnausbruch; diese 32. Zähne werden aber nicht mehr durch neue ersetzt. §. 645. In dieser Epoche der Kindheit übertrifft das Gedächtniß alle andere Seelenfähigkeiten, und ist auch zur Aufnahme der sinnlichen Eindrücke vorzüglich geschickt: nach dem fünfzehnten Jahre ungefähr bemerkt man die ersten Funken der Ein- bildungskraft. §. 646. Aber die lebhaftere Aeußerung der Einbil- dungskraft fällt in die Periode der Mannbar- keit, wo der Mensch durch mannigfaltige und wichtige Veränderungen zu den künftigen Ge- schlechtsverrichtungen vorbereitet wird a). a) Th. Miller de pubertate. Edinb. 1781. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/403
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/403>, abgerufen am 22.11.2024.