jedoch diejenigen Kräfte, welche der menschliche Körper in der Natur mit anderen Körpern gemein- schaftlich hat, z. B. die Elasticität (die übrigens einen großen Einfluß auf die thierische Haushal- tung hat a), eben so wenig in Anschlag kommen, als die Seelenkräfte, obgleich auch diese auf die thieri- schen Kräfte eine große Herrschaft ausüben. Nur von denjenigen Kräften soll hier gehandelt werden, die den verschiedenen Arten des organisirten Stof- fes eigen sind, und sich nach meiner Meinung auf folgende Klassen zurückführen lassen.
a) Jo. Henr. Schulzede elasticitatis effectibus in machina humana. Halae 1738. recus. in Hallericollect. anatom. vol. III.
§. 43.
Die erste, und allgemeinste dieser Kräfte, die unter den übrigen den niedrigsten Rang be- hauptet, ist die Zusammenziehbarkeit, oder das Bestreben sich zusammenzuziehen. Diese Kraft scheint mir ihren Sitz vorzüglich im Zellgewebe zu haben, und ist daher, wie das Zellgewebe selbst, über den ganzen Körper verbreitet. Vielleicht könnte man diese Kraft ganz schicklich die Kraft des Zell- gewebes nennen.
§. 44.
Die zweyte Art der Lebenskräfte ist die Has- lerische Reitzbarkeit, die eine besondere Eigenschaft der Muskelfaser ist, und daher auch die Mus- kelkraft heißt. Sie äußert sich durch eine beson- ders schwingende, und gleichsam bebende Bewe- gung; von der einfachen Zusammenziehung unter- scheidet sie sich hinlänglich dadurch, daß sie von
jedoch diejenigen Kräfte, welche der menschliche Körper in der Natur mit anderen Körpern gemein- schaftlich hat, z. B. die Elasticität (die übrigens einen großen Einfluß auf die thierische Haushal- tung hat a), eben so wenig in Anschlag kommen, als die Seelenkräfte, obgleich auch diese auf die thieri- schen Kräfte eine große Herrschaft ausüben. Nur von denjenigen Kräften soll hier gehandelt werden, die den verschiedenen Arten des organisirten Stof- fes eigen sind, und sich nach meiner Meinung auf folgende Klassen zurückführen lassen.
a) Jo. Henr. Schulzede elasticitatis effectibus in machina humana. Halae 1738. recus. in Hallericollect. anatom. vol. III.
§. 43.
Die erste, und allgemeinste dieser Kräfte, die unter den übrigen den niedrigsten Rang be- hauptet, ist die Zusammenziehbarkeit, oder das Bestreben sich zusam̃enzuziehen. Diese Kraft scheint mir ihren Sitz vorzüglich im Zellgewebe zu haben, und ist daher, wie das Zellgewebe selbst, über den ganzen Körper verbreitet. Vielleicht könnte man diese Kraft ganz schicklich die Kraft des Zell- gewebes nennen.
§. 44.
Die zweyte Art der Lebenskräfte ist die Has- lerische Reitzbarkeit, die eine besondere Eigenschaft der Muskelfaser ist, und daher auch die Mus- kelkraft heißt. Sie äußert sich durch eine beson- ders schwingende, und gleichsam bebende Bewe- gung; von der einfachen Zusammenziehung unter- scheidet sie sich hinlänglich dadurch, daß sie von
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000071"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0047"xml:id="pb027_0001"n="27"/>
jedoch diejenigen Kräfte, welche der menschliche<lb/>
Körper in der Natur mit anderen Körpern gemein-<lb/>
schaftlich hat, z. B. die Elasticität (die übrigens<lb/>
einen großen Einfluß auf die thierische Haushal-<lb/>
tung hat <hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>), eben so wenig in Anschlag kommen, als<lb/>
die Seelenkräfte, obgleich auch diese auf die thieri-<lb/>
schen Kräfte eine große Herrschaft ausüben. Nur<lb/>
von denjenigen Kräften soll hier gehandelt werden,<lb/>
die den verschiedenen Arten des organisirten Stof-<lb/>
fes eigen sind, und sich nach meiner Meinung auf<lb/>
folgende Klassen zurückführen lassen.</p><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a) Jo. Henr. Schulze</hi></hi><hirendition="#aq">de elasticitatis effectibus<lb/>
in machina humana. Halae 1738. recus. in</hi><lb/><hirendition="#i"><hirendition="#aq">Halleri</hi></hi><hirendition="#aq">collect. anatom. vol</hi>. III.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 43.</head><lb/><p>Die erste, und allgemeinste dieser Kräfte,<lb/>
die unter den übrigen den niedrigsten Rang be-<lb/>
hauptet, ist die Zusammenziehbarkeit, oder das<lb/>
Bestreben sich zusam̃enzuziehen. Diese Kraft scheint<lb/>
mir ihren Sitz vorzüglich im Zellgewebe zu haben,<lb/>
und ist daher, wie das Zellgewebe selbst, über<lb/>
den ganzen Körper verbreitet. Vielleicht könnte<lb/>
man diese Kraft ganz schicklich die Kraft des Zell-<lb/>
gewebes nennen.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 44.</head><lb/><p>Die zweyte Art der Lebenskräfte ist die Has-<lb/>
lerische Reitzbarkeit, die eine besondere Eigenschaft<lb/>
der Muskelfaser ist, und daher auch die Mus-<lb/>
kelkraft heißt. Sie äußert sich durch eine beson-<lb/>
ders schwingende, und gleichsam bebende Bewe-<lb/>
gung; von der einfachen Zusammenziehung unter-<lb/>
scheidet sie sich hinlänglich dadurch, daß sie von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[27/0047]
jedoch diejenigen Kräfte, welche der menschliche
Körper in der Natur mit anderen Körpern gemein-
schaftlich hat, z. B. die Elasticität (die übrigens
einen großen Einfluß auf die thierische Haushal-
tung hat a), eben so wenig in Anschlag kommen, als
die Seelenkräfte, obgleich auch diese auf die thieri-
schen Kräfte eine große Herrschaft ausüben. Nur
von denjenigen Kräften soll hier gehandelt werden,
die den verschiedenen Arten des organisirten Stof-
fes eigen sind, und sich nach meiner Meinung auf
folgende Klassen zurückführen lassen.
a) Jo. Henr. Schulze de elasticitatis effectibus
in machina humana. Halae 1738. recus. in
Halleri collect. anatom. vol. III.
§. 43.
Die erste, und allgemeinste dieser Kräfte,
die unter den übrigen den niedrigsten Rang be-
hauptet, ist die Zusammenziehbarkeit, oder das
Bestreben sich zusam̃enzuziehen. Diese Kraft scheint
mir ihren Sitz vorzüglich im Zellgewebe zu haben,
und ist daher, wie das Zellgewebe selbst, über
den ganzen Körper verbreitet. Vielleicht könnte
man diese Kraft ganz schicklich die Kraft des Zell-
gewebes nennen.
§. 44.
Die zweyte Art der Lebenskräfte ist die Has-
lerische Reitzbarkeit, die eine besondere Eigenschaft
der Muskelfaser ist, und daher auch die Mus-
kelkraft heißt. Sie äußert sich durch eine beson-
ders schwingende, und gleichsam bebende Bewe-
gung; von der einfachen Zusammenziehung unter-
scheidet sie sich hinlänglich dadurch, daß sie von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/47>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.