Aus dieser mannigfaltigen Uebereinstimmung der festen und flüßigen Theile und den Lebens- kräften (§. 53.), aus dieser Mitempfindung der verschiedenen Theile (§. 54.), und aus dieser in- nigen Verbindung der Seele und des Körpers (§. 55.) quillt Leben und Gesundheit, die aber beide nicht von gleicher Ausdehnung sind, aber nur durch unzählige Abstuffungen von einander unterschieden sind.
§. 57.
Denn die verschiedenen Grade des Lebens befinden sich zwey Extremitäten, deren eine das größte, das andere aber das kleinste ist.
Das größte Leben besteht darinnen, wenn in der Blüte des menschlichen Lebens, alle Ver- richtungen des Körpers den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erlangt haben.
Das kleinste Leben hingegen ist alsdann vor- handen, wenn die Verrichtungen des Körpers nach gewissen Umständen zwar vollkommen, nur ungleich langsamer von statten gehen; so ist das Leben des neugebohrnen Kindes in Mutterleibe, und zwar desto kleiner, je zarter und näher es noch an seinem Ursprunge ist; so ist das Le- ben eines schlafenden Menschen im Ganzen be- trachtet kleiner, als eines wachenden; das Le- ben des Greises ist kleiner als das Leben des Mannes.
§. 58.
Aber auch die Gesundheit hat unzählige Gra- de, und fast kann man sagen, daß jeder einzelne Mensch nach einer eigenen Weise gesund sey a): denn auch die gesundesten Menschen, sind nach
§. 56.
Aus dieser mannigfaltigen Uebereinstimmung der festen und flüßigen Theile und den Lebens- kräften (§. 53.), aus dieser Mitempfindung der verschiedenen Theile (§. 54.), und aus dieser in- nigen Verbindung der Seele und des Körpers (§. 55.) quillt Leben und Gesundheit, die aber beide nicht von gleicher Ausdehnung sind, aber nur durch unzählige Abstuffungen von einander unterschieden sind.
§. 57.
Denn die verschiedenen Grade des Lebens befinden sich zwey Extremitäten, deren eine das größte, das andere aber das kleinste ist.
Das größte Leben besteht darinnen, wenn in der Blüte des menschlichen Lebens, alle Ver- richtungen des Körpers den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erlangt haben.
Das kleinste Leben hingegen ist alsdann vor- handen, wenn die Verrichtungen des Körpers nach gewissen Umständen zwar vollkommen, nur ungleich langsamer von statten gehen; so ist das Leben des neugebohrnen Kindes in Mutterleibe, und zwar desto kleiner, je zarter und näher es noch an seinem Ursprunge ist; so ist das Le- ben eines schlafenden Menschen im Ganzen be- trachtet kleiner, als eines wachenden; das Le- ben des Greises ist kleiner als das Leben des Mannes.
§. 58.
Aber auch die Gesundheit hat unzählige Gra- de, und fast kann man sagen, daß jeder einzelne Mensch nach einer eigenen Weise gesund sey a): denn auch die gesundesten Menschen, sind nach
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§. 56.
Aus dieser mannigfaltigen Uebereinstimmung
der festen und flüßigen Theile und den Lebens-
kräften (§. 53.), aus dieser Mitempfindung der
verschiedenen Theile (§. 54.), und aus dieser in-
nigen Verbindung der Seele und des Körpers
(§. 55.) quillt Leben und Gesundheit, die aber
beide nicht von gleicher Ausdehnung sind, aber
nur durch unzählige Abstuffungen von einander
unterschieden sind.
§. 57.
Denn die verschiedenen Grade des Lebens
befinden sich zwey Extremitäten, deren eine das
größte, das andere aber das kleinste ist.
Das größte Leben besteht darinnen, wenn
in der Blüte des menschlichen Lebens, alle Ver-
richtungen des Körpers den höchsten Gipfel der
Vollkommenheit erlangt haben.
Das kleinste Leben hingegen ist alsdann vor-
handen, wenn die Verrichtungen des Körpers
nach gewissen Umständen zwar vollkommen, nur
ungleich langsamer von statten gehen; so ist das
Leben des neugebohrnen Kindes in Mutterleibe,
und zwar desto kleiner, je zarter und näher es
noch an seinem Ursprunge ist; so ist das Le-
ben eines schlafenden Menschen im Ganzen be-
trachtet kleiner, als eines wachenden; das Le-
ben des Greises ist kleiner als das Leben des
Mannes.
§. 58.
Aber auch die Gesundheit hat unzählige Gra-
de, und fast kann man sagen, daß jeder einzelne
Mensch nach einer eigenen Weise gesund sey a):
denn auch die gesundesten Menschen, sind nach
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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