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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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§. 349.

Mit der Speichelfeuchtigkeit vermischt sich
überdieß sowohl der Schleim, welcher aus den Lip-
pen- und Zungendrüsen a) abgesondert wird, und
die Zunge überzieht, als auch der wässerigte Duft,
der aus den weichen Theilen der Mundhöhle durch-
schwitzt.

a) De Courcelles icon. musculor. capit. Tab. IV.
e. e. e.

§. 350.

Durch diesen beständigen Zufluß des Speichels
wird die genossene Speise während dem Kauen an-
gefeuchtet, und nicht allein in eine breyartige zum
Schlingen geschicktere Masse, sondern auch zugleich
zur weitern Verdauung und Verähnlichung mit den
übrigen Säften des Körpers allmälig vorbereitet.

§. 351.

Der Mechanismus des Schlingens selbst, ob
er gleich äußerst zusammengesetzt zu seyn scheint,
und auch wirklich durch vereinigte Kräfte sehr vie-
ler verschiedener Werkzeuge vollendet wird, geschieht,
im allgemeinen betrachtet, auf folgende Weise:
Die nach ihrer eigenen Wurzel zurückgezogene, und
dadurch anschwellende und gleichsam steifwerdende
Zunge nimmt den Bissen in die schwache Vertie-
fung ihres Rückens auf, und bringt ihn von da in
die Gaumöffnung, und den erweiterten Schlund-
kopf, (Pharynx) der endlich die Speisen durch ei-
ne Art von eigenthümlicher Belebung ergreift, und
durch Mitwirkung seiner zusammenziehenden Mus-
kelfasern a) in die Speiseröhre hinunterdrängt.

§. 349.

Mit der Speichelfeuchtigkeit vermischt sich
überdieß sowohl der Schleim, welcher aus den Lip-
pen- und Zungendrüsen a) abgesondert wird, und
die Zunge überzieht, als auch der wässerigte Duft,
der aus den weichen Theilen der Mundhöhle durch-
schwitzt.

a) De Courcelles icon. musculor. capit. Tab. IV.
e. e. e.

§. 350.

Durch diesen beständigen Zufluß des Speichels
wird die genossene Speise während dem Kauen an-
gefeuchtet, und nicht allein in eine breyartige zum
Schlingen geschicktere Masse, sondern auch zugleich
zur weitern Verdauung und Verähnlichung mit den
übrigen Säften des Körpers allmälig vorbereitet.

§. 351.

Der Mechanismus des Schlingens selbst, ob
er gleich äußerst zusammengesetzt zu seyn scheint,
und auch wirklich durch vereinigte Kräfte sehr vie-
ler verschiedener Werkzeuge vollendet wird, geschieht,
im allgemeinen betrachtet, auf folgende Weise:
Die nach ihrer eigenen Wurzel zurückgezogene, und
dadurch anschwellende und gleichsam steifwerdende
Zunge nimmt den Bissen in die schwache Vertie-
fung ihres Rückens auf, und bringt ihn von da in
die Gaumöffnung, und den erweiterten Schlund-
kopf, (Pharynx) der endlich die Speisen durch ei-
ne Art von eigenthümlicher Belebung ergreift, und
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kelfasern a) in die Speiseröhre hinunterdrängt.

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[216/0232] §. 349. Mit der Speichelfeuchtigkeit vermischt sich überdieß sowohl der Schleim, welcher aus den Lip- pen- und Zungendrüsen a) abgesondert wird, und die Zunge überzieht, als auch der wässerigte Duft, der aus den weichen Theilen der Mundhöhle durch- schwitzt. a) De Courcelles icon. musculor. capit. Tab. IV. e. e. e. §. 350. Durch diesen beständigen Zufluß des Speichels wird die genossene Speise während dem Kauen an- gefeuchtet, und nicht allein in eine breyartige zum Schlingen geschicktere Masse, sondern auch zugleich zur weitern Verdauung und Verähnlichung mit den übrigen Säften des Körpers allmälig vorbereitet. §. 351. Der Mechanismus des Schlingens selbst, ob er gleich äußerst zusammengesetzt zu seyn scheint, und auch wirklich durch vereinigte Kräfte sehr vie- ler verschiedener Werkzeuge vollendet wird, geschieht, im allgemeinen betrachtet, auf folgende Weise: Die nach ihrer eigenen Wurzel zurückgezogene, und dadurch anschwellende und gleichsam steifwerdende Zunge nimmt den Bissen in die schwache Vertie- fung ihres Rückens auf, und bringt ihn von da in die Gaumöffnung, und den erweiterten Schlund- kopf, (Pharynx) der endlich die Speisen durch ei- ne Art von eigenthümlicher Belebung ergreift, und durch Mitwirkung seiner zusammenziehenden Mus- kelfasern a) in die Speiseröhre hinunterdrängt.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/232>, abgerufen am 21.11.2024.