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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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§. 381.

Man hat die Frage aufgeworfen, ob die Galle
aus der Leberarterie, oder aus dem Blute, welches
durch die Pfortader zurückfließt, abgeschieden wird.

Obgleich die erstere Meinung durch die Ana-
logie der übrigen Absonderungen, welche sämmt-
lich aus dem arteriösen Blute entspringen, einige
Wahrscheinlichkeit erhält; so zeigt sich doch bey
einer genauen Untersuchung, daß das Absonde-
rungsgeschäft der Galle, wo nicht ganz, wenig-
stens größtentheils der Pfortader zugeschrieben wer-
den muß. Denn das dicke, mit Brennbarem ge-
sättigte Blut der Pfortader hat die größte Aehnlich-
keit mit den Bestandtheilen der Galle, welche von
dem hochrothen, mit Feuertheilchen gesättigten
Blute, das durch die Bauchschlagader in die Leber
vertheilt wird, ganz verschieden ist.

Der aus der Analogie hergenommene Beweis
ist nicht hinlänglich; denn auch die Pfortader kann
sowohl in Rücksicht der Vertheilung ihrer Aeste,
als ihres Absonderungsgeschäftes mit einer Schlag-
ader verglichen werden: Ueberdieß wird unsere
Meinung von der Analogie, welche zwischen der
Leber und den Lungen Statt findet, nicht wenig
unterstützt; denn auch die großen Blutgefäße der
Lungen sind zur Hauptverrichtung des Athemholens
bestimmt, da hingegen die Lungenschlagader die Er-
nährung dieses Eingeweides zu besorgen hat: und
hiezu scheint auch die Leberarterie zu dienen; doch
mag vielleicht auch die Leberschlagader an der Ab-
sonderung der Galle einigen, obgleich geringern,
und noch nicht hinlänglich bekannten, Antheil haben.

§. 381.

Man hat die Frage aufgeworfen, ob die Galle
aus der Leberarterie, oder aus dem Blute, welches
durch die Pfortader zurückfließt, abgeschieden wird.

Obgleich die erstere Meinung durch die Ana-
logie der übrigen Absonderungen, welche sämmt-
lich aus dem arteriösen Blute entspringen, einige
Wahrscheinlichkeit erhält; so zeigt sich doch bey
einer genauen Untersuchung, daß das Absonde-
rungsgeschäft der Galle, wo nicht ganz, wenig-
stens größtentheils der Pfortader zugeschrieben wer-
den muß. Denn das dicke, mit Brennbarem ge-
sättigte Blut der Pfortader hat die größte Aehnlich-
keit mit den Bestandtheilen der Galle, welche von
dem hochrothen, mit Feuertheilchen gesättigten
Blute, das durch die Bauchschlagader in die Leber
vertheilt wird, ganz verschieden ist.

Der aus der Analogie hergenommene Beweis
ist nicht hinlänglich; denn auch die Pfortader kann
sowohl in Rücksicht der Vertheilung ihrer Aeste,
als ihres Absonderungsgeschäftes mit einer Schlag-
ader verglichen werden: Ueberdieß wird unsere
Meinung von der Analogie, welche zwischen der
Leber und den Lungen Statt findet, nicht wenig
unterstützt; denn auch die großen Blutgefäße der
Lungen sind zur Hauptverrichtung des Athemholens
bestimmt, da hingegen die Lungenschlagader die Er-
nährung dieses Eingeweides zu besorgen hat: und
hiezu scheint auch die Leberarterie zu dienen; doch
mag vielleicht auch die Leberschlagader an der Ab-
sonderung der Galle einigen, obgleich geringern,
und noch nicht hinlänglich bekannten, Antheil haben.

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[232/0248] §. 381. Man hat die Frage aufgeworfen, ob die Galle aus der Leberarterie, oder aus dem Blute, welches durch die Pfortader zurückfließt, abgeschieden wird. Obgleich die erstere Meinung durch die Ana- logie der übrigen Absonderungen, welche sämmt- lich aus dem arteriösen Blute entspringen, einige Wahrscheinlichkeit erhält; so zeigt sich doch bey einer genauen Untersuchung, daß das Absonde- rungsgeschäft der Galle, wo nicht ganz, wenig- stens größtentheils der Pfortader zugeschrieben wer- den muß. Denn das dicke, mit Brennbarem ge- sättigte Blut der Pfortader hat die größte Aehnlich- keit mit den Bestandtheilen der Galle, welche von dem hochrothen, mit Feuertheilchen gesättigten Blute, das durch die Bauchschlagader in die Leber vertheilt wird, ganz verschieden ist. Der aus der Analogie hergenommene Beweis ist nicht hinlänglich; denn auch die Pfortader kann sowohl in Rücksicht der Vertheilung ihrer Aeste, als ihres Absonderungsgeschäftes mit einer Schlag- ader verglichen werden: Ueberdieß wird unsere Meinung von der Analogie, welche zwischen der Leber und den Lungen Statt findet, nicht wenig unterstützt; denn auch die großen Blutgefäße der Lungen sind zur Hauptverrichtung des Athemholens bestimmt, da hingegen die Lungenschlagader die Er- nährung dieses Eingeweides zu besorgen hat: und hiezu scheint auch die Leberarterie zu dienen; doch mag vielleicht auch die Leberschlagader an der Ab- sonderung der Galle einigen, obgleich geringern, und noch nicht hinlänglich bekannten, Antheil haben.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/248>, abgerufen am 21.11.2024.