se angebliche Reinigung entweder gar nicht statt findet, oder blos auf einen sparsamen, unordent- lichen, und an keine bestimmte Zeit gebundenen Mutterblutfluß hinausläuft.
Eben so fabelhaft ist die Erzählung einiger Reise- beschreiber, daß die Weiber einiger, besonders amerikanischer Völker keine monatliche Reini- gung haben. Diese Sage ist ohne Zweifel da- durch veranlaßt worden, daß die Europäer an den dortigen Weibern, die fast ganz nackt vor ihren Augen herumgiengen, keine Merkmaale die- ses Blutflusses entdecken konnten; dieß konnte sich aber aus einer doppelten Ursache ereignen; theils weil die Amerikanerinnen, wenn sie die Reinigung haben, aus einem glücklichen Nationalvorurtheil für vergiftet gehalten werden, und daher, von der Gesellschaft der Männer ausgeschlossen, ihre Zeit in den entferntsten Hütten im Müßiggange zubrin- gen. - Sodann mag auch die außerordentliche Reinlichkeit, und eine sittsamere Lage der Schen- kel viel dazu beytragen, daß die monatliche Rei- nigung nicht so sehr in die Augen fällt. Andr. van BerkelAmerikansche voyagien na Rio de Berbice en Suriname. p. 21.
§. 545.
Dieser Monatfluß beginnt in unserm Klima gewöhnlich gegen dem fünfzehnten Jahre, und pflegt sich durch vorhergehende Zufälle von Voll- blütigkeit, nämlich Blutanhäufung gegen die Brust, ziehende Schmerzen in der Lendengegend, Müdig- keit u. s. w. anzukünden. Bey dem ersten Ein- tritt der Reinigung ergießt sich anfangs blos eine
se angebliche Reinigung entweder gar nicht statt findet, oder blos auf einen sparsamen, unordent- lichen, und an keine bestimmte Zeit gebundenen Mutterblutfluß hinausläuft.
Eben so fabelhaft ist die Erzählung einiger Reise- beschreiber, daß die Weiber einiger, besonders amerikanischer Völker keine monatliche Reini- gung haben. Diese Sage ist ohne Zweifel da- durch veranlaßt worden, daß die Europäer an den dortigen Weibern, die fast ganz nackt vor ihren Augen herumgiengen, keine Merkmaale die- ses Blutflusses entdecken konnten; dieß konnte sich aber aus einer doppelten Ursache ereignen; theils weil die Amerikanerinnen, wenn sie die Reinigung haben, aus einem glücklichen Nationalvorurtheil für vergiftet gehalten werden, und daher, von der Gesellschaft der Männer ausgeschlossen, ihre Zeit in den entferntsten Hütten im Müßiggange zubrin- gen. – Sodann mag auch die außerordentliche Reinlichkeit, und eine sittsamere Lage der Schen- kel viel dazu beytragen, daß die monatliche Rei- nigung nicht so sehr in die Augen fällt. Andr. van BerkelAmerikansche voyagien na Rio de Berbice en Suriname. p. 21.
§. 545.
Dieser Monatfluß beginnt in unserm Klima gewöhnlich gegen dem fünfzehnten Jahre, und pflegt sich durch vorhergehende Zufälle von Voll- blütigkeit, nämlich Blutanhäufung gegen die Brust, ziehende Schmerzen in der Lendengegend, Müdig- keit u. s. w. anzukünden. Bey dem ersten Ein- tritt der Reinigung ergießt sich anfangs blos eine
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se angebliche Reinigung entweder gar nicht statt
findet, oder blos auf einen sparsamen, unordent-
lichen, und an keine bestimmte Zeit gebundenen
Mutterblutfluß hinausläuft.
Eben so fabelhaft ist die Erzählung einiger Reise-
beschreiber, daß die Weiber einiger, besonders
amerikanischer Völker keine monatliche Reini-
gung haben. Diese Sage ist ohne Zweifel da-
durch veranlaßt worden, daß die Europäer an
den dortigen Weibern, die fast ganz nackt vor
ihren Augen herumgiengen, keine Merkmaale die-
ses Blutflusses entdecken konnten; dieß konnte sich
aber aus einer doppelten Ursache ereignen; theils
weil die Amerikanerinnen, wenn sie die Reinigung
haben, aus einem glücklichen Nationalvorurtheil
für vergiftet gehalten werden, und daher, von der
Gesellschaft der Männer ausgeschlossen, ihre Zeit
in den entferntsten Hütten im Müßiggange zubrin-
gen. – Sodann mag auch die außerordentliche
Reinlichkeit, und eine sittsamere Lage der Schen-
kel viel dazu beytragen, daß die monatliche Rei-
nigung nicht so sehr in die Augen fällt. Andr.
van Berkel Amerikansche voyagien na Rio de
Berbice en Suriname. p. 21.
§. 545.
Dieser Monatfluß beginnt in unserm Klima
gewöhnlich gegen dem fünfzehnten Jahre, und
pflegt sich durch vorhergehende Zufälle von Voll-
blütigkeit, nämlich Blutanhäufung gegen die Brust,
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keit u. s. w. anzukünden. Bey dem ersten Ein-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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