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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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tus zeigt, und alsdann wegen der erstaunenden
Kleinheit, und Feinheit des in die Nabelschnur
sich einsenkenden Gefässes, nur durch die behut-
samste Untersuchung, durch sehr gewandte Hand-
griffe, und mit dem bewaffneten Auge dargestellt
werden kann. Dieß begegnete mir vor einigen
Tagen, als ich ein Eychen, welches kaum so groß
als ein Taubeney war, öffnete, und einen sehr
kleinen Embryo, ungefähr so groß als eine Amei-
se, darinnen fand, aber an der innern Oberflä-
che des Eyes keine Spur dieses Bläschens ent-
decken konnte. Als ich aber eine genauere Unter-
suchung anstellte, und das Schaafhäutchen von
der Lederhaut behutsam absonderte, kam dieses
Bläschen zwischen beyden Membranen zum Vor-
schein: und obgleich dasselbe kaum so groß als
ein Senfkörnchen war, so war es doch ganz deut-
lich mit seiner Flüßigkeit angefüllt, und mittelst
eines ganz kenntlichen Fadens von der Seite mit
dem kurzen und dicken Nabelstrange verbunden.

§. 580.

Diese beschriebenen Blutgefäße des Nabel-
stranges endigen sich in den Mutterkuchen a), wel-
cher, wie oben gesagt worden, von der wolligten
Oberfläche der Lederhaut, wo dieselbe an die zot-
tigte Haut (decidua) befestigt ist, entsteht: Hier-
aus erhellt, daß der Mutterkuchen aus einer zwey-
fachen Substanz besteht; nämlich eine Substanz ge-
hört der Gebährmutter eigenthümlich zu, entspringt
von der zottigten Haut derselben, und bildet das
schwammigte Parenchyma des Mutterkuchens; die

tus zeigt, und alsdann wegen der erstaunenden
Kleinheit, und Feinheit des in die Nabelschnur
sich einsenkenden Gefässes, nur durch die behut-
samste Untersuchung, durch sehr gewandte Hand-
griffe, und mit dem bewaffneten Auge dargestellt
werden kann. Dieß begegnete mir vor einigen
Tagen, als ich ein Eychen, welches kaum so groß
als ein Taubeney war, öffnete, und einen sehr
kleinen Embryo, ungefähr so groß als eine Amei-
se, darinnen fand, aber an der innern Oberflä-
che des Eyes keine Spur dieses Bläschens ent-
decken konnte. Als ich aber eine genauere Unter-
suchung anstellte, und das Schaafhäutchen von
der Lederhaut behutsam absonderte, kam dieses
Bläschen zwischen beyden Membranen zum Vor-
schein: und obgleich dasselbe kaum so groß als
ein Senfkörnchen war, so war es doch ganz deut-
lich mit seiner Flüßigkeit angefüllt, und mittelst
eines ganz kenntlichen Fadens von der Seite mit
dem kurzen und dicken Nabelstrange verbunden.

§. 580.

Diese beschriebenen Blutgefäße des Nabel-
stranges endigen sich in den Mutterkuchen a), wel-
cher, wie oben gesagt worden, von der wolligten
Oberfläche der Lederhaut, wo dieselbe an die zot-
tigte Haut (decidua) befestigt ist, entsteht: Hier-
aus erhellt, daß der Mutterkuchen aus einer zwey-
fachen Substanz besteht; nämlich eine Substanz ge-
hört der Gebährmutter eigenthümlich zu, entspringt
von der zottigten Haut derselben, und bildet das
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[349/0365] tus zeigt, und alsdann wegen der erstaunenden Kleinheit, und Feinheit des in die Nabelschnur sich einsenkenden Gefässes, nur durch die behut- samste Untersuchung, durch sehr gewandte Hand- griffe, und mit dem bewaffneten Auge dargestellt werden kann. Dieß begegnete mir vor einigen Tagen, als ich ein Eychen, welches kaum so groß als ein Taubeney war, öffnete, und einen sehr kleinen Embryo, ungefähr so groß als eine Amei- se, darinnen fand, aber an der innern Oberflä- che des Eyes keine Spur dieses Bläschens ent- decken konnte. Als ich aber eine genauere Unter- suchung anstellte, und das Schaafhäutchen von der Lederhaut behutsam absonderte, kam dieses Bläschen zwischen beyden Membranen zum Vor- schein: und obgleich dasselbe kaum so groß als ein Senfkörnchen war, so war es doch ganz deut- lich mit seiner Flüßigkeit angefüllt, und mittelst eines ganz kenntlichen Fadens von der Seite mit dem kurzen und dicken Nabelstrange verbunden. §. 580. Diese beschriebenen Blutgefäße des Nabel- stranges endigen sich in den Mutterkuchen a), wel- cher, wie oben gesagt worden, von der wolligten Oberfläche der Lederhaut, wo dieselbe an die zot- tigte Haut (decidua) befestigt ist, entsteht: Hier- aus erhellt, daß der Mutterkuchen aus einer zwey- fachen Substanz besteht; nämlich eine Substanz ge- hört der Gebährmutter eigenthümlich zu, entspringt von der zottigten Haut derselben, und bildet das schwammigte Parenchyma des Mutterkuchens; die

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/365>, abgerufen am 24.11.2024.