Diese Fleischfasern sind mit den weichsten Ner- ven, und mit einem überaus grossen Vorrath von Blutgefäßen versehen, die aus den Kranzadern einspringen, und mit unzähligen Zweigen die Sub- stanz des Herzens durchkreuzen; so daß Ruysch a) das Herz für ein aus lauter Blutgefäßen zusammen- gesetztes Eingeweid erklärte.
a) RuyschThesaur. anat. IV. Tab. III fig. 1. 2.
§. 103.
Durch diese Struktur (§. 90. u. s. w.) sowohl, als durch dieses faserichte Gewebe (§. 101. u. s. w.) ist das Herz im Stande alle seine Bewegungen un- ausgesetzt und gleichmäßig fortzusetzen, die alle nur darauf sich beziehen, daß die Vorkammern und Herzkammern wechselweis zusammengezogen und er- weitert werden.
§. 104.
Diese wechselseitigen Bewegungen der verschie- denen Behältnisse des Herzens folgen also auf ein- ander: Zuerst ziehen sich die Vorkammern zusam- men, um das aus den Lungen und Hahladern zu- rückfließende Blut in die Herzkammern zu treiben; in diesem Augenblick befinden sich die Herzkammern in dem Zustande der Erschlaffung, um die ein- strömende Blutwelle aufnehmen zu können; in dem nächsten Augenblick darauf ziehen sich beyde frisch angefüllte Herzkammern zusammen, um das Blut in die beyden Arterienstämme fortzutreiben, und in demselben Zeitpunkt erweitern sich die beyden Vor- kammern, um wieder einen frischen Blutvorrath aus den Venen schöpfen zu können.
§. 102.
Diese Fleischfasern sind mit den weichsten Ner- ven, und mit einem überaus grossen Vorrath von Blutgefäßen versehen, die aus den Kranzadern einspringen, und mit unzähligen Zweigen die Sub- stanz des Herzens durchkreuzen; so daß Ruysch a) das Herz für ein aus lauter Blutgefäßen zusammen- gesetztes Eingeweid erklärte.
a) RuyschThesaur. anat. IV. Tab. III fig. 1. 2.
§. 103.
Durch diese Struktur (§. 90. u. s. w.) sowohl, als durch dieses faserichte Gewebe (§. 101. u. s. w.) ist das Herz im Stande alle seine Bewegungen un- ausgesetzt und gleichmäßig fortzusetzen, die alle nur darauf sich beziehen, daß die Vorkammern und Herzkammern wechselweis zusammengezogen und er- weitert werden.
§. 104.
Diese wechselseitigen Bewegungen der verschie- denen Behältnisse des Herzens folgen also auf ein- ander: Zuerst ziehen sich die Vorkammern zusam- men, um das aus den Lungen und Hahladern zu- rückfließende Blut in die Herzkammern zu treiben; in diesem Augenblick befinden sich die Herzkammern in dem Zustande der Erschlaffung, um die ein- strömende Blutwelle aufnehmen zu können; in dem nächsten Augenblick darauf ziehen sich beyde frisch angefüllte Herzkammern zusammen, um das Blut in die beyden Arterienstämme fortzutreiben, und in demselben Zeitpunkt erweitern sich die beyden Vor- kammern, um wieder einen frischen Blutvorrath aus den Venen schöpfen zu können.
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§. 102.
Diese Fleischfasern sind mit den weichsten Ner-
ven, und mit einem überaus grossen Vorrath von
Blutgefäßen versehen, die aus den Kranzadern
einspringen, und mit unzähligen Zweigen die Sub-
stanz des Herzens durchkreuzen; so daß Ruysch a)
das Herz für ein aus lauter Blutgefäßen zusammen-
gesetztes Eingeweid erklärte.
a) Ruysch Thesaur. anat. IV. Tab. III fig. 1. 2.
§. 103.
Durch diese Struktur (§. 90. u. s. w.) sowohl,
als durch dieses faserichte Gewebe (§. 101. u. s. w.)
ist das Herz im Stande alle seine Bewegungen un-
ausgesetzt und gleichmäßig fortzusetzen, die alle nur
darauf sich beziehen, daß die Vorkammern und
Herzkammern wechselweis zusammengezogen und er-
weitert werden.
§. 104.
Diese wechselseitigen Bewegungen der verschie-
denen Behältnisse des Herzens folgen also auf ein-
ander: Zuerst ziehen sich die Vorkammern zusam-
men, um das aus den Lungen und Hahladern zu-
rückfließende Blut in die Herzkammern zu treiben;
in diesem Augenblick befinden sich die Herzkammern
in dem Zustande der Erschlaffung, um die ein-
strömende Blutwelle aufnehmen zu können; in dem
nächsten Augenblick darauf ziehen sich beyde frisch
angefüllte Herzkammern zusammen, um das Blut
in die beyden Arterienstämme fortzutreiben, und
in demselben Zeitpunkt erweitern sich die beyden Vor-
kammern, um wieder einen frischen Blutvorrath
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/76>, abgerufen am 24.11.2024.
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