[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.ben. Warum solten wir so viel Jahre zubrin- Jn dieser Gemüthesverfassung ist man auf Em-
ben. Warum ſolten wir ſo viel Jahre zubrin- Jn dieſer Gemuͤthesverfaſſung iſt man auf Em-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011"/> ben. Warum ſolten wir ſo viel Jahre zubrin-<lb/> gen, den Geſchmak zu ſuchen, der doch ſchon<lb/> gefunden iſt? Die Betrachtungen der Schrif-<lb/> ten der vortrefflichen auslaͤndiſchen Scribenten<lb/> ſowohl der alten als der neuen, wohluͤberlegte<lb/> Anmerckungen daruͤber, wovon ſie ſelbſt ſchon<lb/> gruͤndliche Lehrbuͤcher geſchrieben haben, leh-<lb/> ren uns viele Sachen, auf welche das eigne<lb/> Erfinden den fertigſten Geiſt ſehr langſam und<lb/> ſptaͤh gefuͤhrt haͤtte; man kan ſich in einem<lb/> Tage derer Kunſt- und Handgriffe bemaͤchti-<lb/> gen, welche den Erfindern viele Jahre Arbeit<lb/> und Nachſuchen gekoſtet haben. Wir wollen<lb/> darum der Hoffnung, dieſe allgemeine Verbeſ-<lb/> ſerung zum Stande gebracht zu ſehen, kein<lb/> ſolch entferntes Ziel ſezen, das weit uͤber un-<lb/> ſer Leben hinausreichet. Statt die Gemuͤ-<lb/> ther durch dergleichen zaghafte Ausrechnungen<lb/> niederzuſchlagen, wollen wir vielmehr unſer<lb/> Beſtes thun, und denn andern uͤberlaſſen nach-<lb/> zuſehen, wie weit wir es gebracht haben.</p><lb/> <p>Jn dieſer Gemuͤthesverfaſſung iſt man auf<lb/> das Vorhaben gefallen, unter dem Titel ei-<lb/> ner eritiſch-poetiſchen Sammlung ein Werk<lb/> anzufangen, in welchem den Scribenten, die<lb/> zu unſren Zeiten mit Poeſie, Wohlredenheit,<lb/> Critick, Sprachlehre, umgehen, Lob und Ta-<lb/> del nach Verdienen zugetheilet wuͤrde; worin-<lb/> nen die Urtheile nicht auf die veraͤnderlichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Em-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
ben. Warum ſolten wir ſo viel Jahre zubrin-
gen, den Geſchmak zu ſuchen, der doch ſchon
gefunden iſt? Die Betrachtungen der Schrif-
ten der vortrefflichen auslaͤndiſchen Scribenten
ſowohl der alten als der neuen, wohluͤberlegte
Anmerckungen daruͤber, wovon ſie ſelbſt ſchon
gruͤndliche Lehrbuͤcher geſchrieben haben, leh-
ren uns viele Sachen, auf welche das eigne
Erfinden den fertigſten Geiſt ſehr langſam und
ſptaͤh gefuͤhrt haͤtte; man kan ſich in einem
Tage derer Kunſt- und Handgriffe bemaͤchti-
gen, welche den Erfindern viele Jahre Arbeit
und Nachſuchen gekoſtet haben. Wir wollen
darum der Hoffnung, dieſe allgemeine Verbeſ-
ſerung zum Stande gebracht zu ſehen, kein
ſolch entferntes Ziel ſezen, das weit uͤber un-
ſer Leben hinausreichet. Statt die Gemuͤ-
ther durch dergleichen zaghafte Ausrechnungen
niederzuſchlagen, wollen wir vielmehr unſer
Beſtes thun, und denn andern uͤberlaſſen nach-
zuſehen, wie weit wir es gebracht haben.
Jn dieſer Gemuͤthesverfaſſung iſt man auf
das Vorhaben gefallen, unter dem Titel ei-
ner eritiſch-poetiſchen Sammlung ein Werk
anzufangen, in welchem den Scribenten, die
zu unſren Zeiten mit Poeſie, Wohlredenheit,
Critick, Sprachlehre, umgehen, Lob und Ta-
del nach Verdienen zugetheilet wuͤrde; worin-
nen die Urtheile nicht auf die veraͤnderlichen
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