[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Hans Sachs hat Schimpf mit Schertz; und ein kleines Son-net mit einem gantzen Heldengedichte beantwor- tet. Die Erfindung desselben hat man einem Englischen Poeten abgelehnet (b); die mei- sten Einfälle aber von sich selber nehmen müs- sen. Wie solches diejenige, denen die eigent- liche Umstände des Orts und der Sache be- kannt sind, gar leicht von sich selber werden ersehen haben. Es würden auch diejenige ihre Mühe verliehren, die die angeführte Deutsche, Welsche, Englische, und Französische Oerter den Hans Sachs betreffend, anderswo, als in meinen Anmerckungen aufsuchen wollten. Welches aber bey denen nicht zu besorgen stehet, die so gleich im ersten Anblicke verspühren wer- den, daß auch eben dieselbe nicht ohne ein ge- wisses Absehen geschrieben worden sind. Die beste satyrische Schriften werden in Deutsch- land von den wenigsten recht verstanden, weil wir zu weitläuftig eingetheilet, und keine all- gemeine grosse Hauptstadt haben, wornach sich alle andre richten (c), so daß in diesem Stüke die ten vorstellen soll. Er zweifelt nicht, daß man nicht auf den heutigen Tag noch eine ziemliche Anzahl solcher Stel- po antreffen werde, welche den ersten Stelpo nicht verleug- nen können; und darum hat er die Mühe genommen, diese Satyre, die voll artigen Scherzes und lehrreicher Sti- cheley ist, aus dem Staube hervorzuziehen. (b) Nemlich Johann Dryden, der unter dem Nahmen Mac Fleckno die abgeschmakten Poeten seiner Jnsel, wie Wernike Hans Sachsen und Stelpo, auf eine heroisch-co- nische Weise besungen hat. (c) Ein jeder satyrischer Scribent, er mag in einer all-
gemeinen grossen Hauptstadt, oder in einer nicht so volk- reichen Stadt eines weitläuftig eingetheilten Staates schrei- ben, ist der Gefahr unterworffen, daß seine Schriften in allen Hans Sachs hat Schimpf mit Schertz; und ein kleines Son-net mit einem gantzen Heldengedichte beantwor- tet. Die Erfindung deſſelben hat man einem Engliſchen Poeten abgelehnet (b); die mei- ſten Einfaͤlle aber von ſich ſelber nehmen muͤſ- ſen. Wie ſolches diejenige, denen die eigent- liche Umſtaͤnde des Orts und der Sache be- kannt ſind, gar leicht von ſich ſelber werden erſehen haben. Es wuͤrden auch diejenige ihre Muͤhe verliehren, die die angefuͤhrte Deutſche, Welſche, Engliſche, und Franzoͤſiſche Oerter den Hans Sachs betreffend, anderswo, als in meinen Anmerckungen aufſuchen wollten. Welches aber bey denen nicht zu beſorgen ſtehet, die ſo gleich im erſten Anblicke verſpuͤhren wer- den, daß auch eben dieſelbe nicht ohne ein ge- wiſſes Abſehen geſchrieben worden ſind. Die beſte ſatyriſche Schriften werden in Deutſch- land von den wenigſten recht verſtanden, weil wir zu weitlaͤuftig eingetheilet, und keine all- gemeine groſſe Hauptſtadt haben, wornach ſich alle andre richten (c), ſo daß in dieſem Stuͤke die ten vorſtellen ſoll. Er zweifelt nicht, daß man nicht auf den heutigen Tag noch eine ziemliche Anzahl ſolcher Stel- po antreffen werde, welche den erſten Stelpo nicht verleug- nen koͤnnen; und darum hat er die Muͤhe genommen, dieſe Satyre, die voll artigen Scherzes und lehrreicher Sti- cheley iſt, aus dem Staube hervorzuziehen. (b) Nemlich Johann Dryden, der unter dem Nahmen Mac Fleckno die abgeſchmakten Poeten ſeiner Jnſel, wie Wernike Hans Sachſen und Stelpo, auf eine heroiſch-co- niſche Weiſe beſungen hat. (c) Ein jeder ſatyriſcher Scribent, er mag in einer all-
gemeinen groſſen Hauptſtadt, oder in einer nicht ſo volk- reichen Stadt eines weitlaͤuftig eingetheilten Staates ſchrei- ben, iſt der Gefahr unterworffen, daß ſeine Schriften in allen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hans Sachs</hi></fw><lb/> hat Schimpf mit Schertz; und ein kleines Son-<lb/> net mit einem gantzen Heldengedichte beantwor-<lb/> tet. Die Erfindung deſſelben hat man einem<lb/> Engliſchen Poeten abgelehnet <note place="foot" n="(b)">Nemlich Johann Dryden, der unter dem Nahmen<lb/> Mac Fleckno die abgeſchmakten Poeten ſeiner Jnſel, wie<lb/> Wernike Hans Sachſen und Stelpo, auf eine heroiſch-co-<lb/> niſche Weiſe beſungen hat.</note>; die mei-<lb/> ſten Einfaͤlle aber von ſich ſelber nehmen muͤſ-<lb/> ſen. Wie ſolches diejenige, denen die eigent-<lb/> liche Umſtaͤnde des Orts und der Sache be-<lb/> kannt ſind, gar leicht von ſich ſelber werden<lb/> erſehen haben. Es wuͤrden auch diejenige ihre<lb/> Muͤhe verliehren, die die angefuͤhrte Deutſche,<lb/> Welſche, Engliſche, und Franzoͤſiſche Oerter<lb/> den Hans Sachs betreffend, anderswo, als<lb/> in meinen Anmerckungen aufſuchen wollten.<lb/> Welches aber bey denen nicht zu beſorgen ſtehet,<lb/> die ſo gleich im erſten Anblicke verſpuͤhren wer-<lb/> den, daß auch eben dieſelbe nicht ohne ein ge-<lb/> wiſſes Abſehen geſchrieben worden ſind. Die<lb/> beſte ſatyriſche Schriften werden in Deutſch-<lb/> land von den wenigſten recht verſtanden, weil<lb/> wir zu weitlaͤuftig eingetheilet, und keine all-<lb/> gemeine groſſe Hauptſtadt haben, wornach ſich<lb/> alle andre richten <note place="foot" n="(c)">Ein jeder ſatyriſcher Scribent, er mag in einer all-<lb/> gemeinen groſſen Hauptſtadt, oder in einer nicht ſo volk-<lb/> reichen Stadt eines weitlaͤuftig eingetheilten Staates ſchrei-<lb/> ben, iſt der Gefahr unterworffen, daß ſeine Schriften in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">allen</fw></note>, ſo daß in dieſem Stuͤke<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_11_2" prev="#seg2pn_11_1" place="foot" next="#seg2pn_11_3">ten vorſtellen ſoll. Er zweifelt nicht, daß man nicht auf<lb/> den heutigen Tag noch eine ziemliche Anzahl ſolcher Stel-<lb/> po antreffen werde, welche den erſten Stelpo nicht verleug-<lb/> nen koͤnnen; und darum hat er die Muͤhe genommen,<lb/> dieſe Satyre, die voll artigen Scherzes und lehrreicher Sti-<lb/> cheley iſt, aus dem Staube hervorzuziehen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0134]
Hans Sachs
hat Schimpf mit Schertz; und ein kleines Son-
net mit einem gantzen Heldengedichte beantwor-
tet. Die Erfindung deſſelben hat man einem
Engliſchen Poeten abgelehnet (b); die mei-
ſten Einfaͤlle aber von ſich ſelber nehmen muͤſ-
ſen. Wie ſolches diejenige, denen die eigent-
liche Umſtaͤnde des Orts und der Sache be-
kannt ſind, gar leicht von ſich ſelber werden
erſehen haben. Es wuͤrden auch diejenige ihre
Muͤhe verliehren, die die angefuͤhrte Deutſche,
Welſche, Engliſche, und Franzoͤſiſche Oerter
den Hans Sachs betreffend, anderswo, als
in meinen Anmerckungen aufſuchen wollten.
Welches aber bey denen nicht zu beſorgen ſtehet,
die ſo gleich im erſten Anblicke verſpuͤhren wer-
den, daß auch eben dieſelbe nicht ohne ein ge-
wiſſes Abſehen geſchrieben worden ſind. Die
beſte ſatyriſche Schriften werden in Deutſch-
land von den wenigſten recht verſtanden, weil
wir zu weitlaͤuftig eingetheilet, und keine all-
gemeine groſſe Hauptſtadt haben, wornach ſich
alle andre richten (c), ſo daß in dieſem Stuͤke
die
(b) Nemlich Johann Dryden, der unter dem Nahmen
Mac Fleckno die abgeſchmakten Poeten ſeiner Jnſel, wie
Wernike Hans Sachſen und Stelpo, auf eine heroiſch-co-
niſche Weiſe beſungen hat.
(c) Ein jeder ſatyriſcher Scribent, er mag in einer all-
gemeinen groſſen Hauptſtadt, oder in einer nicht ſo volk-
reichen Stadt eines weitlaͤuftig eingetheilten Staates ſchrei-
ben, iſt der Gefahr unterworffen, daß ſeine Schriften in
allen
ten vorſtellen ſoll. Er zweifelt nicht, daß man nicht auf
den heutigen Tag noch eine ziemliche Anzahl ſolcher Stel-
po antreffen werde, welche den erſten Stelpo nicht verleug-
nen koͤnnen; und darum hat er die Muͤhe genommen,
dieſe Satyre, die voll artigen Scherzes und lehrreicher Sti-
cheley iſt, aus dem Staube hervorzuziehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |