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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

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Verl. Paradies. I. B.
dete der Ertzfeind, der wegen seines Aufstandes
in dem Himmel Satan genannt ward, mit
kühnen Worten an, die das gräßliche Still-
schweigen dergestalt unterbrachen.

Wenn du es bist, o wie sehr bist du gefallen,
wie ungleich bist du demjenigen, der in den glück-
seligen Königreichen des Lichtes, mit einem über-
schwenglichen Glantz bekleidet, heller als so viele
Myriaden Engel von den erhabensten leuchtete;
wenn du derselbe bist, welchen ein freundschaft-
liches Bündniß, gemeinschaftliche Gedancken,
einerley Hoffnung und einerley Gefahr ehedessen
mit mir zu dem ruhmwürdigen Unternehmen
verbunden, jezo das Elend in einem gleichen Nie-
derfall mit mir vereiniget, siehest du, in wel-
che Tiefe, und von welcher Höhe wir gefallen
sind; so mercklich ward er mittelst seines Don-
ners der stärckere: Aber wer kannte zuvor die
Stärcke dieses greulichen Werffzeuges? Doch
weder Furcht vor demselben, noch vor einer
andern Sache, so mir der mächtige Ueber-
winder im Zorn anthun mögte, kan mir ange-
winnen, daß ich das geschehene bereue, oder die
einmahl festgesezten Gedancken ändere, ob sich
gleich mein äusserlicher Glantz verändert hat,
oder den Unwillen ablege, den die empfindliche
Verachtung meiner Verdienste zuerst bey mir
erreget, und mich vermocht hat, mit dem Mäch-
tigsten anzubinden, und in den wilden Streit
ein unzehliges Heer gewaffneter Geister zu füh-
ren, welche das Hertz hatten, seine Herrschaft
zu verwerffen, mich ihm vorzuziehen, und seiner

höch-
A 4

Verl. Paradies. I. B.
dete der Ertzfeind, der wegen ſeines Aufſtandes
in dem Himmel Satan genannt ward, mit
kuͤhnen Worten an, die das graͤßliche Still-
ſchweigen dergeſtalt unterbrachen.

Wenn du es biſt, o wie ſehr biſt du gefallen,
wie ungleich biſt du demjenigen, der in den gluͤck-
ſeligen Koͤnigreichen des Lichtes, mit einem uͤber-
ſchwenglichen Glantz bekleidet, heller als ſo viele
Myriaden Engel von den erhabenſten leuchtete;
wenn du derſelbe biſt, welchen ein freundſchaft-
liches Buͤndniß, gemeinſchaftliche Gedancken,
einerley Hoffnung und einerley Gefahr ehedeſſen
mit mir zu dem ruhmwuͤrdigen Unternehmen
verbunden, jezo das Elend in einem gleichen Nie-
derfall mit mir vereiniget, ſieheſt du, in wel-
che Tiefe, und von welcher Hoͤhe wir gefallen
ſind; ſo mercklich ward er mittelſt ſeines Don-
ners der ſtaͤrckere: Aber wer kannte zuvor die
Staͤrcke dieſes greulichen Werffzeuges? Doch
weder Furcht vor demſelben, noch vor einer
andern Sache, ſo mir der maͤchtige Ueber-
winder im Zorn anthun moͤgte, kan mir ange-
winnen, daß ich das geſchehene bereue, oder die
einmahl feſtgeſezten Gedancken aͤndere, ob ſich
gleich mein aͤuſſerlicher Glantz veraͤndert hat,
oder den Unwillen ablege, den die empfindliche
Verachtung meiner Verdienſte zuerſt bey mir
erreget, und mich vermocht hat, mit dem Maͤch-
tigſten anzubinden, und in den wilden Streit
ein unzehliges Heer gewaffneter Geiſter zu fuͤh-
ren, welche das Hertz hatten, ſeine Herrſchaft
zu verwerffen, mich ihm vorzuziehen, und ſeiner

hoͤch-
A 4
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[7/0023] Verl. Paradies. I. B. dete der Ertzfeind, der wegen ſeines Aufſtandes in dem Himmel Satan genannt ward, mit kuͤhnen Worten an, die das graͤßliche Still- ſchweigen dergeſtalt unterbrachen. Wenn du es biſt, o wie ſehr biſt du gefallen, wie ungleich biſt du demjenigen, der in den gluͤck- ſeligen Koͤnigreichen des Lichtes, mit einem uͤber- ſchwenglichen Glantz bekleidet, heller als ſo viele Myriaden Engel von den erhabenſten leuchtete; wenn du derſelbe biſt, welchen ein freundſchaft- liches Buͤndniß, gemeinſchaftliche Gedancken, einerley Hoffnung und einerley Gefahr ehedeſſen mit mir zu dem ruhmwuͤrdigen Unternehmen verbunden, jezo das Elend in einem gleichen Nie- derfall mit mir vereiniget, ſieheſt du, in wel- che Tiefe, und von welcher Hoͤhe wir gefallen ſind; ſo mercklich ward er mittelſt ſeines Don- ners der ſtaͤrckere: Aber wer kannte zuvor die Staͤrcke dieſes greulichen Werffzeuges? Doch weder Furcht vor demſelben, noch vor einer andern Sache, ſo mir der maͤchtige Ueber- winder im Zorn anthun moͤgte, kan mir ange- winnen, daß ich das geſchehene bereue, oder die einmahl feſtgeſezten Gedancken aͤndere, ob ſich gleich mein aͤuſſerlicher Glantz veraͤndert hat, oder den Unwillen ablege, den die empfindliche Verachtung meiner Verdienſte zuerſt bey mir erreget, und mich vermocht hat, mit dem Maͤch- tigſten anzubinden, und in den wilden Streit ein unzehliges Heer gewaffneter Geiſter zu fuͤh- ren, welche das Hertz hatten, ſeine Herrſchaft zu verwerffen, mich ihm vorzuziehen, und ſeiner hoͤch- A 4

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/23>, abgerufen am 09.11.2024.