[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Johann Miltons Hoffnungs-Pfand, in Furcht und Noth, diesie so oft in der höchsten Gefahr gehört, und in dem hartesten Stande des Gefechtes, in allen Anfällen, wenn die Wuth rasete, vor ihr sicher- stes Wahrzeichen gehalten haben, so werden sie bald von neuen einen Muth fassen, und wie- der aufleben, wiewohl sie jezo auf jener Feuer- See mit betäubten und erstarrten Sinnen, wie wir selbst unlängst, unter sich gekehrt auf dem Bauche liegen, das kein Wunder ist, nachdem wir von einer so erschrecklichen Höhe gefallen sind. Er hatte kaum aufgehöret, als der höhere zu.
Johann Miltons Hoffnungs-Pfand, in Furcht und Noth, dieſie ſo oft in der hoͤchſten Gefahr gehoͤrt, und in dem harteſten Stande des Gefechtes, in allen Anfaͤllen, wenn die Wuth raſete, vor ihr ſicher- ſtes Wahrzeichen gehalten haben, ſo werden ſie bald von neuen einen Muth faſſen, und wie- der aufleben, wiewohl ſie jezo auf jener Feuer- See mit betaͤubten und erſtarrten Sinnen, wie wir ſelbſt unlaͤngſt, unter ſich gekehrt auf dem Bauche liegen, das kein Wunder iſt, nachdem wir von einer ſo erſchrecklichen Hoͤhe gefallen ſind. Er hatte kaum aufgehoͤret, als der hoͤhere zu.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0034" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Johann Miltons</hi></fw><lb/> Hoffnungs-Pfand, in Furcht und Noth, die<lb/> ſie ſo oft in der hoͤchſten Gefahr gehoͤrt, und in<lb/> dem harteſten Stande des Gefechtes, in allen<lb/> Anfaͤllen, wenn die Wuth raſete, vor ihr ſicher-<lb/> ſtes Wahrzeichen gehalten haben, ſo werden ſie<lb/> bald von neuen einen Muth faſſen, und wie-<lb/> der aufleben, wiewohl ſie jezo auf jener Feuer-<lb/> See mit betaͤubten und erſtarrten Sinnen, wie<lb/> wir ſelbſt unlaͤngſt, unter ſich gekehrt auf dem<lb/> Bauche liegen, das kein Wunder iſt, nachdem<lb/> wir von einer ſo erſchrecklichen Hoͤhe gefallen<lb/> ſind.</p><lb/> <p>Er hatte kaum aufgehoͤret, als der hoͤhere<lb/> Teufel nach dem Geſtade zu gieng; er hatte ſein<lb/> ſchweres Schild von einer Etheriſchen Staͤh-<lb/> lung, maſſiv, breit, und rund, auf den Ruͤ-<lb/> ken geworffen; es hieng in einem weiten Um-<lb/> fange auf ſeinen Schultern, und war anzuſehen,<lb/> wie der Mond, deſſen Scheibe der Toſcaniſche<lb/> Kuͤnſtler des Abends von dem Gipfel des hohen<lb/> Feſole oder zu Valdarno durch ein optiſches<lb/> Glas beſchauet, damit er in ſeiner fleckigten Ku-<lb/> gel neue Laͤnder, Fluͤſſe, und Berge, entdecke.<lb/> Mit ſeinem Spieſſe verglichen, waͤre die laͤng-<lb/> ſte Tanne auf den Norwegiſchen Bergen, wel-<lb/> che fuͤr den Maſtbaum eines groſſen Admiral-<lb/> Schiffes gehauen wird, nur eine Ruthe. Er<lb/> ſtuͤtzete ſich auf denſelben indem er ſeine muͤhſa-<lb/> men Tritte auf dem brennenden Moraſt fortſe-<lb/> zete, nicht ſo gemaͤchliche Tritte, als auf dem<lb/> Lazur des Himmels; das ſengende Clima, mit<lb/> Feuer bewoͤlbet, ſchmiß daneben haͤftig auf ihn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0034]
Johann Miltons
Hoffnungs-Pfand, in Furcht und Noth, die
ſie ſo oft in der hoͤchſten Gefahr gehoͤrt, und in
dem harteſten Stande des Gefechtes, in allen
Anfaͤllen, wenn die Wuth raſete, vor ihr ſicher-
ſtes Wahrzeichen gehalten haben, ſo werden ſie
bald von neuen einen Muth faſſen, und wie-
der aufleben, wiewohl ſie jezo auf jener Feuer-
See mit betaͤubten und erſtarrten Sinnen, wie
wir ſelbſt unlaͤngſt, unter ſich gekehrt auf dem
Bauche liegen, das kein Wunder iſt, nachdem
wir von einer ſo erſchrecklichen Hoͤhe gefallen
ſind.
Er hatte kaum aufgehoͤret, als der hoͤhere
Teufel nach dem Geſtade zu gieng; er hatte ſein
ſchweres Schild von einer Etheriſchen Staͤh-
lung, maſſiv, breit, und rund, auf den Ruͤ-
ken geworffen; es hieng in einem weiten Um-
fange auf ſeinen Schultern, und war anzuſehen,
wie der Mond, deſſen Scheibe der Toſcaniſche
Kuͤnſtler des Abends von dem Gipfel des hohen
Feſole oder zu Valdarno durch ein optiſches
Glas beſchauet, damit er in ſeiner fleckigten Ku-
gel neue Laͤnder, Fluͤſſe, und Berge, entdecke.
Mit ſeinem Spieſſe verglichen, waͤre die laͤng-
ſte Tanne auf den Norwegiſchen Bergen, wel-
che fuͤr den Maſtbaum eines groſſen Admiral-
Schiffes gehauen wird, nur eine Ruthe. Er
ſtuͤtzete ſich auf denſelben indem er ſeine muͤhſa-
men Tritte auf dem brennenden Moraſt fortſe-
zete, nicht ſo gemaͤchliche Tritte, als auf dem
Lazur des Himmels; das ſengende Clima, mit
Feuer bewoͤlbet, ſchmiß daneben haͤftig auf ihn
zu.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |