[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Verl. Paradies. I. B. eben dieses veranlassete uns zu unsrem Unter-nehmen, und verursachete unsren Fall. Künf- tighin kennen wir seine Macht, und kennen die unsrige, insoweit, daß wir nicht Ursache haben, Streit an ihn zu suchen, noch wenn solcher an uns gesucht wird, davor zu erschre- ken. Am vorträglichsten für uns wird wohl dieses seyn, daß wir dasjenige mit verdeckten Anschlägen, durch List oder Betrug, zu erhal- ten trachten, was wir mit Gewalt nicht zu- wege bringen können; damit er endlich nichts- destoweniger an uns erfahren möge, daß wer seinen Feind durch Gewalt überwindet, ihn nur halb überwunden habe. Der Raum mag neue Welten hervorbringen; wie in dem Him- mel durchgehends eine Sage gieng, daß er solche in kurtzem erschaffen, und ein Geschlech- te darein setzen würde, welchem er seine Gunst in einem gleichen Grade der Liebe, wie den Söh- nen des Himmels zutheilen würde. Daselbst- hin wollen wir unsren ersten Ausfall thun, und geschähe solches gleich, sie nur zu verkundschaf- ten, daselbsthin oder sonst wohin; denn diese höllische Grube soll himmlische Geister nicht allezeit in Banden behalten, noch der Abgrund sie länger mit Finsterniß bedecken. Aber diese Gedancken muß eine grosse Raths-Versamm- lung zur Zeitigung bringen. Zum Frieden ist keine Hoffnung übrig, denn wer kan an Unter- werffung gedencken? Derowegen muß man sich zum Krieg entschliessen, zum Krieg, der entwe- der offentlich oder verdeckt geführt werden muß. Er C 5
Verl. Paradies. I. B. eben dieſes veranlaſſete uns zu unſrem Unter-nehmen, und verurſachete unſren Fall. Kuͤnf- tighin kennen wir ſeine Macht, und kennen die unſrige, inſoweit, daß wir nicht Urſache haben, Streit an ihn zu ſuchen, noch wenn ſolcher an uns geſucht wird, davor zu erſchre- ken. Am vortraͤglichſten fuͤr uns wird wohl dieſes ſeyn, daß wir dasjenige mit verdeckten Anſchlaͤgen, durch Liſt oder Betrug, zu erhal- ten trachten, was wir mit Gewalt nicht zu- wege bringen koͤnnen; damit er endlich nichts- deſtoweniger an uns erfahren moͤge, daß wer ſeinen Feind durch Gewalt uͤberwindet, ihn nur halb uͤberwunden habe. Der Raum mag neue Welten hervorbringen; wie in dem Him- mel durchgehends eine Sage gieng, daß er ſolche in kurtzem erſchaffen, und ein Geſchlech- te darein ſetzen wuͤrde, welchem er ſeine Gunſt in einem gleichen Grade der Liebe, wie den Soͤh- nen des Himmels zutheilen wuͤrde. Daſelbſt- hin wollen wir unſren erſten Ausfall thun, und geſchaͤhe ſolches gleich, ſie nur zu verkundſchaf- ten, daſelbſthin oder ſonſt wohin; denn dieſe hoͤlliſche Grube ſoll himmliſche Geiſter nicht allezeit in Banden behalten, noch der Abgrund ſie laͤnger mit Finſterniß bedecken. Aber dieſe Gedancken muß eine groſſe Raths-Verſamm- lung zur Zeitigung bringen. Zum Frieden iſt keine Hoffnung uͤbrig, denn wer kan an Unter- werffung gedencken? Derowegen muß man ſich zum Krieg entſchlieſſen, zum Krieg, der entwe- der offentlich oder verdeckt gefuͤhrt werden muß. Er C 5
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Verl. Paradies. I. B.
eben dieſes veranlaſſete uns zu unſrem Unter-
nehmen, und verurſachete unſren Fall. Kuͤnf-
tighin kennen wir ſeine Macht, und kennen
die unſrige, inſoweit, daß wir nicht Urſache
haben, Streit an ihn zu ſuchen, noch wenn
ſolcher an uns geſucht wird, davor zu erſchre-
ken. Am vortraͤglichſten fuͤr uns wird wohl
dieſes ſeyn, daß wir dasjenige mit verdeckten
Anſchlaͤgen, durch Liſt oder Betrug, zu erhal-
ten trachten, was wir mit Gewalt nicht zu-
wege bringen koͤnnen; damit er endlich nichts-
deſtoweniger an uns erfahren moͤge, daß wer
ſeinen Feind durch Gewalt uͤberwindet, ihn
nur halb uͤberwunden habe. Der Raum mag
neue Welten hervorbringen; wie in dem Him-
mel durchgehends eine Sage gieng, daß er
ſolche in kurtzem erſchaffen, und ein Geſchlech-
te darein ſetzen wuͤrde, welchem er ſeine Gunſt
in einem gleichen Grade der Liebe, wie den Soͤh-
nen des Himmels zutheilen wuͤrde. Daſelbſt-
hin wollen wir unſren erſten Ausfall thun, und
geſchaͤhe ſolches gleich, ſie nur zu verkundſchaf-
ten, daſelbſthin oder ſonſt wohin; denn dieſe
hoͤlliſche Grube ſoll himmliſche Geiſter nicht
allezeit in Banden behalten, noch der Abgrund
ſie laͤnger mit Finſterniß bedecken. Aber dieſe
Gedancken muß eine groſſe Raths-Verſamm-
lung zur Zeitigung bringen. Zum Frieden iſt
keine Hoffnung uͤbrig, denn wer kan an Unter-
werffung gedencken? Derowegen muß man ſich
zum Krieg entſchlieſſen, zum Krieg, der entwe-
der offentlich oder verdeckt gefuͤhrt werden muß.
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Zitationshilfe: | [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/57>, abgerufen am 16.02.2025. |