[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.
Erstlich schrieben die Zürichischen Kunstrichter Leute [Crit. Samml. II. St.] K
Erſtlich ſchrieben die Zuͤrichiſchen Kunſtrichter Leute [Crit. Sam̃l. II. St.] K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0147" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Critik bey den Deutſchen.</hi></fw><lb/> „los abgehen, ſondern dem verdorbenen Geſchmack<lb/> „in der deutſchen Poeſie ruͤhmlichen Einhalt thun<lb/> „wuͤrde. Sobald ich wieder nach D. kam, be-<lb/> „ſprach ich mich daruͤber mit dem Hrn. von ‒ ‒,<lb/> „welcher von gleicher Meinung war. Der Vor-<lb/> „zug, welchen ſie hin und wieder dreyen von un-<lb/> „ſern beſten Poeten, nemlich Opitzen, Cani-<lb/> „zen, und Beſſern gegeben, iſt ſo gerecht, und<lb/> „die Beurtheilung der lohenſteiniſchen und wal-<lb/> „dauiſchen gezwungenen Schreibart, und ihrer<lb/> „Nachfolger, ſo billig, daß nicht nur ich, wie<lb/> „alle rechtſchaffene Kenner, hierinn vorlaͤngſt<lb/> „mit ihnen einig, ſondern dereinſt gantz Deutſch-<lb/> „land ihnen wird nachruͤhmen muͤſſen, daß ſie<lb/> „einer von den erſten geweſen, welcher das<lb/> „Hertz gehabt, ſich offentlich wider den bisher<lb/> „eingeriſſenen verdorbenen Geſchmack zu erklaͤ-<lb/> „ren, und die Falſchheit derjenigen aufgeblaſe-<lb/> „nen Dichtart zu zeigen, welche von den unver-<lb/> „ſtaͤndigen insgemein die hohe genannt worden.<lb/> „Jnzwiſchen duͤrffen ſie ſich nicht wundern, wenn<lb/> „etliche mittelmaͤſſige Geiſter dieſe Wahrheit noch<lb/> „nicht erkennen wollen. Es iſt viel leichter aus-<lb/> „ſchweifend, unnatuͤrlich, ſchwuͤlſtig, und mit<lb/> „einem Worte ſchulfuͤchſiſch; als maͤnnlich, na-<lb/> „tuͤrlich, ſittſam, und nach dem Geſchmacke<lb/> „des Hofes, und der Weltklugen zu ſchreiben.„</quote> </cit><lb/> <p>Erſtlich ſchrieben die Zuͤrichiſchen Kunſtrichter<lb/> den geſtaͤupten Leipziger-Diogenes wider die mo-<lb/> raliſche Wochenſchrift eines Unbekannten, die<lb/> 1722. in Leipzig herausgekommen, und nach kur-<lb/> zem wieder verſchwunden; ein elendes Ding, das<lb/> <fw place="bottom" type="sig">[Crit. Sam̃l. <hi rendition="#aq">II.</hi> St.] K</fw><fw place="bottom" type="catch">Leute</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0147]
der Critik bey den Deutſchen.
„los abgehen, ſondern dem verdorbenen Geſchmack
„in der deutſchen Poeſie ruͤhmlichen Einhalt thun
„wuͤrde. Sobald ich wieder nach D. kam, be-
„ſprach ich mich daruͤber mit dem Hrn. von ‒ ‒,
„welcher von gleicher Meinung war. Der Vor-
„zug, welchen ſie hin und wieder dreyen von un-
„ſern beſten Poeten, nemlich Opitzen, Cani-
„zen, und Beſſern gegeben, iſt ſo gerecht, und
„die Beurtheilung der lohenſteiniſchen und wal-
„dauiſchen gezwungenen Schreibart, und ihrer
„Nachfolger, ſo billig, daß nicht nur ich, wie
„alle rechtſchaffene Kenner, hierinn vorlaͤngſt
„mit ihnen einig, ſondern dereinſt gantz Deutſch-
„land ihnen wird nachruͤhmen muͤſſen, daß ſie
„einer von den erſten geweſen, welcher das
„Hertz gehabt, ſich offentlich wider den bisher
„eingeriſſenen verdorbenen Geſchmack zu erklaͤ-
„ren, und die Falſchheit derjenigen aufgeblaſe-
„nen Dichtart zu zeigen, welche von den unver-
„ſtaͤndigen insgemein die hohe genannt worden.
„Jnzwiſchen duͤrffen ſie ſich nicht wundern, wenn
„etliche mittelmaͤſſige Geiſter dieſe Wahrheit noch
„nicht erkennen wollen. Es iſt viel leichter aus-
„ſchweifend, unnatuͤrlich, ſchwuͤlſtig, und mit
„einem Worte ſchulfuͤchſiſch; als maͤnnlich, na-
„tuͤrlich, ſittſam, und nach dem Geſchmacke
„des Hofes, und der Weltklugen zu ſchreiben.„
Erſtlich ſchrieben die Zuͤrichiſchen Kunſtrichter
den geſtaͤupten Leipziger-Diogenes wider die mo-
raliſche Wochenſchrift eines Unbekannten, die
1722. in Leipzig herausgekommen, und nach kur-
zem wieder verſchwunden; ein elendes Ding, das
Leute
[Crit. Sam̃l. II. St.] K
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