Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Ablehnung des Verdachts/ daß die etc.
vertragen, der muß wissen, daß wider einen
Mann, gegen den uns die Höflichkeit, das Band
aller Pflichten u. Tugenden, nicht mehr bindet,
alles erlaubet ist. B. mag es sich selber danken,
daß er von diesem Muster der Höflichkeit, der
sich sonst nicht überwinden kan, jemand zu ta-
deln, der es nicht mit seinem Tode verschuldet
hat, nicht gelinder tractirt worden; warum hat
er lieber scharf beurtheilet u. getadelt, als mit
Stillschweigen übergangen werden wollen;
u.
warum hat er sich die Freyheit genommen, alles
nach seiner Einsicht u. Meinung,
nicht nach H.
G-ttsch-ds oder Tr-ll-rs, zu beurtheilen. Da-
rum wird er mir u. andern von seinen Landsleu-
ten, ob wir gleich seine Eidsgenossen sind, nicht
verübeln können, wenn wir uns mit dem sieghaften Hrn.
G-ttsch-d wider ihn verbinden, u. also zu erkennen geben,
daß wir, ob wir gleich Nachkommen der Alpinischen Ri-
sen
sind, die den Oestreichischen Jupiter bekrieget ha-
ben,
wie Hr. G-ttsch-d sich in geschmeidigem deutsch aus-
drüket, dennoch Deutsche seyn wollen, wo nur die Deutschen
uns, die wir so grundböse Haereticos in der Critick unter
uns erzogen haben, mit denselbigen, Unschuldige mit den
Schuldigen, nicht vermischen. Wir hoffen aber, daß sie
sich an unsrer Erklärung begnügen, und bey ihnen, wie
wir bey uns, fortfahren werden, den alten Geschmack, wie
die alte Religion, zu verfechten, damit alle Einwohner
Deutschlands in allen Provinzen, als Kinder eines
Scythischen Geblütes, ohne ein gefährliches Schisma,
in vollkommener Einigkeit des Geschmacks, beständig
mit dem Hertzen verstehen und mit dem Verstande
glauben.

Ablehnung des Verdachts/ daß die ꝛc.
vertragen, der muß wiſſen, daß wider einen
Mañ, gegen den uns die Hoͤflichkeit, das Band
aller Pflichten u. Tugenden, nicht mehr bindet,
alles erlaubet iſt. B. mag es ſich ſelber danken,
daß er von dieſem Muſter der Hoͤflichkeit, der
ſich ſonſt nicht uͤberwinden kan, jemand zu ta-
deln, der es nicht mit ſeinem Tode verſchuldet
hat, nicht gelinder tractirt wordẽ; warum hat
er lieber ſcharf beurtheilet u. getadelt, als mit
Stillſchweigen uͤbergangen werden wollen;
u.
warum hat er ſich die Freyheit genom̃en, alles
nach ſeiner Einſicht u. Meinung,
nicht nach H.
G-ttſch-ds oder Tr-ll-rs, zu beurtheilen. Da-
rum wird er mir u. andern von ſeinen Landsleu-
ten, ob wir gleich ſeine Eidsgenoſſen ſind, nicht
veruͤbeln koͤnnen, wenn wir uns mit dem ſieghaften Hrn.
G-ttſch-d wider ihn verbinden, u. alſo zu erkennen geben,
daß wir, ob wir gleich Nachkommen der Alpiniſchen Ri-
ſen
ſind, die den Oeſtreichiſchen Jupiter bekrieget ha-
ben,
wie Hr. G-ttſch-d ſich in geſchmeidigem deutſch aus-
druͤket, deñoch Deutſche ſeyn wollen, wo nur die Deutſchen
uns, die wir ſo grundboͤſe Hæreticos in der Critick unter
uns erzogen haben, mit denſelbigen, Unſchuldige mit den
Schuldigen, nicht vermiſchen. Wir hoffen aber, daß ſie
ſich an unſrer Erklaͤrung begnuͤgen, und bey ihnen, wie
wir bey uns, fortfahren werden, den alten Geſchmack, wie
die alte Religion, zu verfechten, damit alle Einwohner
Deutſchlands in allen Provinzen, als Kinder eines
Scythiſchen Gebluͤtes, ohne ein gefaͤhrliches Schiſma,
in vollkommener Einigkeit des Geſchmacks, beſtaͤndig
mit dem Hertzen verſtehen und mit dem Verſtande
glauben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0082" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ablehnung des Verdachts/ daß die &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
vertragen, der muß wi&#x017F;&#x017F;en, daß wider einen<lb/>
Man&#x0303;, gegen den uns die Ho&#x0364;flichkeit, das Band<lb/>
aller Pflichten u. Tugenden, nicht mehr bindet,<lb/>
alles erlaubet i&#x017F;t. B. mag es &#x017F;ich &#x017F;elber danken,<lb/>
daß er von die&#x017F;em Mu&#x017F;ter der Ho&#x0364;flichkeit, der<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t nicht u&#x0364;berwinden kan, jemand zu ta-<lb/>
deln, der es nicht mit &#x017F;einem Tode ver&#x017F;chuldet<lb/>
hat, nicht gelinder tractirt worde&#x0303;; warum hat<lb/><hi rendition="#fr">er lieber &#x017F;charf beurtheilet u. getadelt, als mit<lb/>
Still&#x017F;chweigen u&#x0364;bergangen werden wollen;</hi> u.<lb/>
warum hat er <hi rendition="#fr">&#x017F;ich die Freyheit genom&#x0303;en, alles<lb/>
nach &#x017F;einer Ein&#x017F;icht u. Meinung,</hi> nicht nach H.<lb/>
G-tt&#x017F;ch-ds oder Tr-ll-rs, <hi rendition="#fr">zu beurtheilen.</hi> Da-<lb/>
rum wird er mir u. andern von &#x017F;einen Landsleu-<lb/>
ten, ob wir gleich &#x017F;eine Eidsgeno&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, nicht<lb/>
veru&#x0364;beln ko&#x0364;nnen, wenn wir uns mit dem &#x017F;ieghaften Hrn.<lb/>
G-tt&#x017F;ch-d wider ihn verbinden, u. al&#x017F;o zu erkennen geben,<lb/>
daß wir, ob wir gleich Nachkommen <hi rendition="#fr">der Alpini&#x017F;chen Ri-<lb/>
&#x017F;en</hi> &#x017F;ind, <hi rendition="#fr">die den Oe&#x017F;treichi&#x017F;chen Jupiter bekrieget ha-<lb/>
ben,</hi> wie Hr. G-tt&#x017F;ch-d &#x017F;ich in ge&#x017F;chmeidigem deut&#x017F;ch aus-<lb/>
dru&#x0364;ket, den&#x0303;och Deut&#x017F;che &#x017F;eyn wollen, wo nur die Deut&#x017F;chen<lb/>
uns, die wir &#x017F;o grundbo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Hæreticos</hi> in der Critick unter<lb/>
uns erzogen haben, mit den&#x017F;elbigen, Un&#x017F;chuldige mit den<lb/>
Schuldigen, nicht vermi&#x017F;chen. Wir hoffen aber, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich an un&#x017F;rer Erkla&#x0364;rung begnu&#x0364;gen, und bey ihnen, wie<lb/>
wir bey uns, fortfahren werden, den alten Ge&#x017F;chmack, wie<lb/>
die alte Religion, zu verfechten, damit alle Einwohner<lb/>
Deut&#x017F;chlands in allen Provinzen, als Kinder eines<lb/>
Scythi&#x017F;chen Geblu&#x0364;tes, ohne ein gefa&#x0364;hrliches <hi rendition="#aq">Schi&#x017F;ma,</hi><lb/>
in vollkommener Einigkeit des Ge&#x017F;chmacks, be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
mit dem Hertzen ver&#x017F;tehen und mit dem Ver&#x017F;tande<lb/>
glauben.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0082] Ablehnung des Verdachts/ daß die ꝛc. vertragen, der muß wiſſen, daß wider einen Mañ, gegen den uns die Hoͤflichkeit, das Band aller Pflichten u. Tugenden, nicht mehr bindet, alles erlaubet iſt. B. mag es ſich ſelber danken, daß er von dieſem Muſter der Hoͤflichkeit, der ſich ſonſt nicht uͤberwinden kan, jemand zu ta- deln, der es nicht mit ſeinem Tode verſchuldet hat, nicht gelinder tractirt wordẽ; warum hat er lieber ſcharf beurtheilet u. getadelt, als mit Stillſchweigen uͤbergangen werden wollen; u. warum hat er ſich die Freyheit genom̃en, alles nach ſeiner Einſicht u. Meinung, nicht nach H. G-ttſch-ds oder Tr-ll-rs, zu beurtheilen. Da- rum wird er mir u. andern von ſeinen Landsleu- ten, ob wir gleich ſeine Eidsgenoſſen ſind, nicht veruͤbeln koͤnnen, wenn wir uns mit dem ſieghaften Hrn. G-ttſch-d wider ihn verbinden, u. alſo zu erkennen geben, daß wir, ob wir gleich Nachkommen der Alpiniſchen Ri- ſen ſind, die den Oeſtreichiſchen Jupiter bekrieget ha- ben, wie Hr. G-ttſch-d ſich in geſchmeidigem deutſch aus- druͤket, deñoch Deutſche ſeyn wollen, wo nur die Deutſchen uns, die wir ſo grundboͤſe Hæreticos in der Critick unter uns erzogen haben, mit denſelbigen, Unſchuldige mit den Schuldigen, nicht vermiſchen. Wir hoffen aber, daß ſie ſich an unſrer Erklaͤrung begnuͤgen, und bey ihnen, wie wir bey uns, fortfahren werden, den alten Geſchmack, wie die alte Religion, zu verfechten, damit alle Einwohner Deutſchlands in allen Provinzen, als Kinder eines Scythiſchen Gebluͤtes, ohne ein gefaͤhrliches Schiſma, in vollkommener Einigkeit des Geſchmacks, beſtaͤndig mit dem Hertzen verſtehen und mit dem Verſtande glauben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/82
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/82>, abgerufen am 27.11.2024.