[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.für die Tr-ll-rischen Fabeln. Vorrede versehen, worinnen er die empfan-gene Höflichkeiten mit einem poetischen Rauch- opfer freygebig erwiedert hat; aber auch all- da konnte ich in meinem Zweifelmuth wenig Trost finden, und als ich auf die Zeitrech- nung Acht schlug, befand es sich, daß diese poetische Jugend-Früchte schon im Früh- ling, hiemit zu einer Zeit an das Licht getre- ten waren, ehe noch diese beyden höflichen Dichter an dem süssen Genuß eines sanfte ki- zelnden Lobeswechsels gestöret worden; denn das Toben des Schweitzerischen Neiders und schäumenden Verläumders war zu derselbi- gen Zeit noch viel zu schwach und leise, als daß es bis nach Leipzig und Hamburg hätte durchdringen mögen. Je weniger ich nun für meine erste Mei- Ab- A 4
fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln. Vorrede verſehen, worinnen er die empfan-gene Hoͤflichkeiten mit einem poetiſchen Rauch- opfer freygebig erwiedert hat; aber auch all- da konnte ich in meinem Zweifelmuth wenig Troſt finden, und als ich auf die Zeitrech- nung Acht ſchlug, befand es ſich, daß dieſe poetiſche Jugend-Fruͤchte ſchon im Fruͤh- ling, hiemit zu einer Zeit an das Licht getre- ten waren, ehe noch dieſe beyden hoͤflichen Dichter an dem ſuͤſſen Genuß eines ſanfte ki- zelnden Lobeswechſels geſtoͤret worden; denn das Toben des Schweitzeriſchen Neiders und ſchaͤumenden Verlaͤumders war zu derſelbi- gen Zeit noch viel zu ſchwach und leiſe, als daß es bis nach Leipzig und Hamburg haͤtte durchdringen moͤgen. Je weniger ich nun fuͤr meine erſte Mei- Ab- A 4
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fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln.
Vorrede verſehen, worinnen er die empfan-
gene Hoͤflichkeiten mit einem poetiſchen Rauch-
opfer freygebig erwiedert hat; aber auch all-
da konnte ich in meinem Zweifelmuth wenig
Troſt finden, und als ich auf die Zeitrech-
nung Acht ſchlug, befand es ſich, daß dieſe
poetiſche Jugend-Fruͤchte ſchon im Fruͤh-
ling, hiemit zu einer Zeit an das Licht getre-
ten waren, ehe noch dieſe beyden hoͤflichen
Dichter an dem ſuͤſſen Genuß eines ſanfte ki-
zelnden Lobeswechſels geſtoͤret worden; denn
das Toben des Schweitzeriſchen Neiders und
ſchaͤumenden Verlaͤumders war zu derſelbi-
gen Zeit noch viel zu ſchwach und leiſe, als
daß es bis nach Leipzig und Hamburg haͤtte
durchdringen moͤgen.
Je weniger ich nun fuͤr meine erſte Mei-
nung, daß dieſes Manuſcript ſchon gedruͤckt
ſeyn muͤßte, einigen Grund fand, deſto
mehr wuchs die Vermuthung bey mir, daß
es vielleicht noch gantz friſch und ungedruͤckt
waͤre: Als ich daſſelbe hierauf mit mehrerm
Bedacht, als das erſte mahl, uͤberlas, ver-
wandelte meine Muthmaſſung ſich in eine un-
gezweifelte Verſicherung, ich befand, daß
dieſes geſchriebene Stuͤcke unfehlbar zu der
Vorrede des neuen Tr-ll-riſchen Fabel-Buchs
muͤßte gewiedmet geweſen, und davon un-
barmhertziger oder zufaͤlliger Weiſe abgeriſ-
ſen worden ſeyn; allermaſſen es keine andre
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