[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Nachrichten statten, weil man darzu doch Witz nöthig hat;da hingegen die Uebersezungen eine schlechte Arbeit sind, worzu eben kein Witz nöthig ist. Zu En- de eines jeden Stücks oder Monats wird man von denen auf der Leipzigischen Schaubühne auf- geführten Stüken jedesmahl eine Nachricht ge- ben, und zwar von den Original-Stüken wird man Auszüge mittheilen; die übersetzten Stüke aber, womit sich die Deutschen noch meistens behelffen müssen, bloß anzeigen. Der Hr. Ma- gister hat sich hierinnen, wie in der ganzen übri- gen Einrichtung seiner Monatschrist, den französi- schen Mercur zum Muster genommen; ausgenom- men daß er die politischen Neuigkeiten und die Nachrichten von neuen Büchern eigenen dazu ge- wiedmeten Zeitungen und Journalen überlassen wird. Er hat sich ohne Zweifel ein so schlechtes Muster mit Fleisse zur Nachahmung ausgewählet, damit er die Vollkommenheit desselben desto leichter erreichen, und in einigen Stüken noch übertrefsen könnte: Und ich zweifle keineswegs, er werde durch diese Schrift bey der Art Leser, die ihren feinen Geschmack an dem Mercure Galant, Mer- cure Francois, auch Mercure Suisse, zu ver- gnügen gewohnt sind, die Ehre des deutschen Wi- zes leicht behaupten können. Jn welchem Falle der trozige Franzoß mit seiner Aufsorderung, nom- mez-moi un Auteur Allemand, qui ait ecrit un ouvrage de quelque reputation, zu späte kom- men wird. Doch wenn ich meiner Muthmassung trauen darf, so will mich bedünken, daß der Hr. Magister dieses Bekänntniß, daß er seine Mo- natschrift
Nachrichten ſtatten, weil man darzu doch Witz noͤthig hat;da hingegen die Ueberſezungen eine ſchlechte Arbeit ſind, worzu eben kein Witz noͤthig iſt. Zu En- de eines jeden Stuͤcks oder Monats wird man von denen auf der Leipzigiſchen Schaubuͤhne auf- gefuͤhrten Stuͤken jedesmahl eine Nachricht ge- ben, und zwar von den Original-Stuͤken wird man Auszuͤge mittheilen; die uͤberſetzten Stuͤke aber, womit ſich die Deutſchen noch meiſtens behelffen muͤſſen, bloß anzeigen. Der Hr. Ma- giſter hat ſich hierinnen, wie in der ganzen uͤbri- gen Einrichtung ſeiner Monatſchriſt, den franzoͤſi- ſchen Mercur zum Muſter genommen; ausgenom- men daß er die politiſchen Neuigkeiten und die Nachrichten von neuen Buͤchern eigenen dazu ge- wiedmeten Zeitungen und Journalen uͤberlaſſen wird. Er hat ſich ohne Zweifel ein ſo ſchlechtes Muſter mit Fleiſſe zur Nachahmung ausgewaͤhlet, damit er die Vollkommenheit deſſelben deſto leichter erreichen, und in einigen Stuͤken noch uͤbertrefſen koͤnnte: Und ich zweifle keineswegs, er werde durch dieſe Schrift bey der Art Leſer, die ihren feinen Geſchmack an dem Mercure Galant, Mer- cure François, auch Mercure Suiſſe, zu ver- gnuͤgen gewohnt ſind, die Ehre des deutſchen Wi- zes leicht behaupten koͤnnen. Jn welchem Falle der trozige Franzoß mit ſeiner Aufſorderung, nom- mez-moi un Auteur Allemand, qui ait écrit un ouvrage de quelque reputation, zu ſpaͤte kom- men wird. Doch wenn ich meiner Muthmaſſung trauen darf, ſo will mich beduͤnken, daß der Hr. Magiſter dieſes Bekaͤnntniß, daß er ſeine Mo- natſchrift
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Nachrichten
ſtatten, weil man darzu doch Witz noͤthig hat;
da hingegen die Ueberſezungen eine ſchlechte Arbeit
ſind, worzu eben kein Witz noͤthig iſt. Zu En-
de eines jeden Stuͤcks oder Monats wird man
von denen auf der Leipzigiſchen Schaubuͤhne auf-
gefuͤhrten Stuͤken jedesmahl eine Nachricht ge-
ben, und zwar von den Original-Stuͤken wird
man Auszuͤge mittheilen; die uͤberſetzten Stuͤke
aber, womit ſich die Deutſchen noch meiſtens
behelffen muͤſſen, bloß anzeigen. Der Hr. Ma-
giſter hat ſich hierinnen, wie in der ganzen uͤbri-
gen Einrichtung ſeiner Monatſchriſt, den franzoͤſi-
ſchen Mercur zum Muſter genommen; ausgenom-
men daß er die politiſchen Neuigkeiten und die
Nachrichten von neuen Buͤchern eigenen dazu ge-
wiedmeten Zeitungen und Journalen uͤberlaſſen
wird. Er hat ſich ohne Zweifel ein ſo ſchlechtes
Muſter mit Fleiſſe zur Nachahmung ausgewaͤhlet,
damit er die Vollkommenheit deſſelben deſto leichter
erreichen, und in einigen Stuͤken noch uͤbertrefſen
koͤnnte: Und ich zweifle keineswegs, er werde
durch dieſe Schrift bey der Art Leſer, die ihren
feinen Geſchmack an dem Mercure Galant, Mer-
cure François, auch Mercure Suiſſe, zu ver-
gnuͤgen gewohnt ſind, die Ehre des deutſchen Wi-
zes leicht behaupten koͤnnen. Jn welchem Falle
der trozige Franzoß mit ſeiner Aufſorderung, nom-
mez-moi un Auteur Allemand, qui ait écrit un
ouvrage de quelque reputation, zu ſpaͤte kom-
men wird. Doch wenn ich meiner Muthmaſſung
trauen darf, ſo will mich beduͤnken, daß der Hr.
Magiſter dieſes Bekaͤnntniß, daß er ſeine Mo-
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