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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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Das Complot
sezen, wenn er Lust dazu gehabt, oder sich dein
erinnert hätte. Dornhagen zu begütigen, will
ich auf mich nehmen. Dem französischen Groß-
sprecher setze Riccoboni entgegen, der sich um die
ganze deutsche Nation so verdient gemacht hat,
indem er den Franzosen die bittere Wahrheit ge-
sagt, daß die Deutschen eben so wol und richtig
denken können, als sie, welches ihm jedermann wird
eingestehen müssen, nachdem er es mit deinen
Schriften erwiesen hat.(I) Endlich kanst du
dich damit stärken, daß deine Ehre an die Ehre
so vieler andern Scribenten gebunden ist. Du
kanst nicht alleine fallen. Dein Fall würde hun-
dert andrer Fall nach sich ziehen. Und dieses füh-
ret mich auf den Gedanken, daß wol der beste
Rath seyn würde, wenn du die herrschenden
Poeten Deutschlandes in einen Synodus zusam-
men beriefest, damit sie gemeinschaftlich berath-
schlageten, mit was vor Mitteln sie die neue
Dichtkunst unterdrüken, und den herrschenden
Geschmak
beym Ansehen erhalten wollten.

Dieser Zuspruch besänftigte die unschlüssigen
Bewegungen in Schottgeds Brust; er beschloß
bey sich, dem Weiberrath zu folgen. So bald

der
(I) Hr. Prof. Gottsched hat dieses in der Vorr. zum
zweyten Th. der deutschen Schaub. gethan, bl. 26. Daß
Riccoboni mir die Ehre gethan, sagt er, aus meinem ster-
benden Cato einen langen Auszug zu machen, das über-
gehe ich billig mit Stillschweigen; Doch kan ich nicht
läugnen, daß es mir sehr lieb gewesen ist; weil er aus
dem allem Gelegenheit genommen, den Franzosen die
bittere Wahrheit zu sagen, daß die Deutschen auch so
wol, und so richtig denken könnten als sie.

Das Complot
ſezen, wenn er Luſt dazu gehabt, oder ſich dein
erinnert haͤtte. Dornhagen zu beguͤtigen, will
ich auf mich nehmen. Dem franzoͤſiſchen Groß-
ſprecher ſetze Riccoboni entgegen, der ſich um die
ganze deutſche Nation ſo verdient gemacht hat,
indem er den Franzoſen die bittere Wahrheit ge-
ſagt, daß die Deutſchen eben ſo wol und richtig
denken koͤnnen, als ſie, welches ihm jedermann wird
eingeſtehen muͤſſen, nachdem er es mit deinen
Schriften erwieſen hat.(I) Endlich kanſt du
dich damit ſtaͤrken, daß deine Ehre an die Ehre
ſo vieler andern Scribenten gebunden iſt. Du
kanſt nicht alleine fallen. Dein Fall wuͤrde hun-
dert andrer Fall nach ſich ziehen. Und dieſes fuͤh-
ret mich auf den Gedanken, daß wol der beſte
Rath ſeyn wuͤrde, wenn du die herrſchenden
Poeten Deutſchlandes in einen Synodus zuſam-
men beriefeſt, damit ſie gemeinſchaftlich berath-
ſchlageten, mit was vor Mitteln ſie die neue
Dichtkunſt unterdruͤken, und den herrſchenden
Geſchmak
beym Anſehen erhalten wollten.

Dieſer Zuſpruch beſaͤnftigte die unſchluͤſſigen
Bewegungen in Schottgeds Bruſt; er beſchloß
bey ſich, dem Weiberrath zu folgen. So bald

der
(I) Hr. Prof. Gottſched hat dieſes in der Vorr. zum
zweyten Th. der deutſchen Schaub. gethan, bl. 26. Daß
Riccoboni mir die Ehre gethan, ſagt er, aus meinem ſter-
benden Cato einen langen Auszug zu machen, das uͤber-
gehe ich billig mit Stillſchweigen; Doch kan ich nicht
laͤugnen, daß es mir ſehr lieb geweſen iſt; weil er aus
dem allem Gelegenheit genommen, den Franzoſen die
bittere Wahrheit zu ſagen, daß die Deutſchen auch ſo
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[172/0174] Das Complot ſezen, wenn er Luſt dazu gehabt, oder ſich dein erinnert haͤtte. Dornhagen zu beguͤtigen, will ich auf mich nehmen. Dem franzoͤſiſchen Groß- ſprecher ſetze Riccoboni entgegen, der ſich um die ganze deutſche Nation ſo verdient gemacht hat, indem er den Franzoſen die bittere Wahrheit ge- ſagt, daß die Deutſchen eben ſo wol und richtig denken koͤnnen, als ſie, welches ihm jedermann wird eingeſtehen muͤſſen, nachdem er es mit deinen Schriften erwieſen hat. (I) Endlich kanſt du dich damit ſtaͤrken, daß deine Ehre an die Ehre ſo vieler andern Scribenten gebunden iſt. Du kanſt nicht alleine fallen. Dein Fall wuͤrde hun- dert andrer Fall nach ſich ziehen. Und dieſes fuͤh- ret mich auf den Gedanken, daß wol der beſte Rath ſeyn wuͤrde, wenn du die herrſchenden Poeten Deutſchlandes in einen Synodus zuſam- men beriefeſt, damit ſie gemeinſchaftlich berath- ſchlageten, mit was vor Mitteln ſie die neue Dichtkunſt unterdruͤken, und den herrſchenden Geſchmak beym Anſehen erhalten wollten. Dieſer Zuſpruch beſaͤnftigte die unſchluͤſſigen Bewegungen in Schottgeds Bruſt; er beſchloß bey ſich, dem Weiberrath zu folgen. So bald der (I) Hr. Prof. Gottſched hat dieſes in der Vorr. zum zweyten Th. der deutſchen Schaub. gethan, bl. 26. Daß Riccoboni mir die Ehre gethan, ſagt er, aus meinem ſter- benden Cato einen langen Auszug zu machen, das uͤber- gehe ich billig mit Stillſchweigen; Doch kan ich nicht laͤugnen, daß es mir ſehr lieb geweſen iſt; weil er aus dem allem Gelegenheit genommen, den Franzoſen die bittere Wahrheit zu ſagen, daß die Deutſchen auch ſo wol, und ſo richtig denken koͤnnten als ſie.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/174>, abgerufen am 24.11.2024.