[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.in Miltons verlohrnen Paradiese. genschaften gantz fremder Sprachen in der Formder Wörter und Redensarten in die seinige hin- über getragen. Virgil hatte dieses vorlängst ge- than, und hundert Formen der Rede von den griechischen Scribenten geborget, welche von den Kunstrichtern Hellenismi geheissen werden. Und Horatz hat solche in seinen Oden noch häufiger als Virgil angebracht. Und wer hat nicht von den verschiedenen Mundarten reden gehöret, welche Homer gebraucht hat? Dadurch beflissen sie sich, die Sprache zu erheben, und ihr eine poetische Gestalt zu geben. Die alten Kunstlehrer hielten so viel darauf, daß Aristoteles eine Regel daraus formiert hat. "Der herrliche Ausdruck, sagt er, Milton
in Miltons verlohrnen Paradieſe. genſchaften gantz fremder Sprachen in der Formder Woͤrter und Redensarten in die ſeinige hin- uͤber getragen. Virgil hatte dieſes vorlaͤngſt ge- than, und hundert Formen der Rede von den griechiſchen Scribenten geborget, welche von den Kunſtrichtern Helleniſmi geheiſſen werden. Und Horatz hat ſolche in ſeinen Oden noch haͤufiger als Virgil angebracht. Und wer hat nicht von den verſchiedenen Mundarten reden gehoͤret, welche Homer gebraucht hat? Dadurch befliſſen ſie ſich, die Sprache zu erheben, und ihr eine poetiſche Geſtalt zu geben. Die alten Kunſtlehrer hielten ſo viel darauf, daß Ariſtoteles eine Regel daraus formiert hat. „Der herrliche Ausdruck, ſagt er, Milton
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in Miltons verlohrnen Paradieſe.
genſchaften gantz fremder Sprachen in der Form
der Woͤrter und Redensarten in die ſeinige hin-
uͤber getragen. Virgil hatte dieſes vorlaͤngſt ge-
than, und hundert Formen der Rede von den
griechiſchen Scribenten geborget, welche von den
Kunſtrichtern Helleniſmi geheiſſen werden. Und
Horatz hat ſolche in ſeinen Oden noch haͤufiger als
Virgil angebracht. Und wer hat nicht von den
verſchiedenen Mundarten reden gehoͤret, welche
Homer gebraucht hat? Dadurch befliſſen ſie ſich,
die Sprache zu erheben, und ihr eine poetiſche
Geſtalt zu geben. Die alten Kunſtlehrer hielten
ſo viel darauf, daß Ariſtoteles eine Regel daraus
formiert hat.
„Der herrliche Ausdruck, ſagt er,
„der ſich von den gemeinen Redensarten der Leu-
„te entfernet, entſteht von dem Gebrauche ent-
„lehnter Woͤrter. Jch heiſſe entlehnte Woͤrter
„die Woͤrter fremder Sprachen, die Metapho-
„ren, die verlaͤngerten Woͤrter, kurtz, welche
„nicht eigentliche Woͤrter ſind. ‒ ‒ Soll
„der Ausdruck weder poͤbelhaft noch niedrig wer-
„den, ſo muß man ſeine Zuflucht zu fremden
„Woͤrtern nehmen, zu Metaphern, zu Figu-
„ren, und dergleichen. Ein gantz ſicheres Mit-
„tel, die Rede zugleich deutlich und praͤchtig zu
„machen, iſt dieſes, daß man die Worte ver-
„laͤngere oder beſchneide, oder ſonſt auf eine
„andre Weiſe veraͤndere; denn was in dieſen
„Woͤrtern ungewoͤhnliches iſt, und was ſie von
„den eigentlichen und gemeinen Woͤrtern entfer-
„net, theilet ihnen eine gewiſſe Pracht mit; und
„was ſie von dem gemeinen Gebrauche noch be-
„halten, machet ſie deutlich.„
Milton
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