[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.Echo quo seyn müssen. Und Bl. 178. stehet: Esfehlt daran so viel, daß ich D. Trillern die Probe machen, und zwanzig Fehler wieder die Sprache in einem Athem sagen lassen wol- te, ohne daß sein Ergänzungsstückler einen davon merken sollte. Da wird ja der gute Mann nur mit einem leeren grossen D. ohne Ti- tel, nicht besser als ein Schüler, der seine Mut- tersprache nicht einmahl reden kan, gantz schimpf- lich vorgestellt. Jch konnte also nicht mehr zwei- feln, daß nicht diese Anmerkungen von jemand herkommen, der dem Hrn. Doctor nicht zum besten gewogen wäre; und ich hatte meinen Grund, diesen Jemand in Meissen und zwar in Leipzig zu suchen, denn der Verfasser macht sich auf der 173sten Seite eine Ehre daraus, daß er die Thü- ringischen Bauren seine Herren Nachbarn schel- ten darf, in deren Umgange er ohne Zweifel sei- ne critische Machtsprache erlernet hat; denn sie halten eben so wenig vom deutschen Compli- mentieren als er selbst. Da ich nun ferner wahrgenommen, daß Schrif-
Echo quo ſeyn muͤſſen. Und Bl. 178. ſtehet: Esfehlt daran ſo viel, daß ich D. Trillern die Probe machen, und zwanzig Fehler wieder die Sprache in einem Athem ſagen laſſen wol- te, ohne daß ſein Ergaͤnzungsſtuͤckler einen davon merken ſollte. Da wird ja der gute Mann nur mit einem leeren groſſen D. ohne Ti- tel, nicht beſſer als ein Schuͤler, der ſeine Mut- terſprache nicht einmahl reden kan, gantz ſchimpf- lich vorgeſtellt. Jch konnte alſo nicht mehr zwei- feln, daß nicht dieſe Anmerkungen von jemand herkommen, der dem Hrn. Doctor nicht zum beſten gewogen waͤre; und ich hatte meinen Grund, dieſen Jemand in Meiſſen und zwar in Leipzig zu ſuchen, denn der Verfaſſer macht ſich auf der 173ſten Seite eine Ehre daraus, daß er die Thuͤ- ringiſchen Bauren ſeine Herren Nachbarn ſchel- ten darf, in deren Umgange er ohne Zweifel ſei- ne critiſche Machtſprache erlernet hat; denn ſie halten eben ſo wenig vom deutſchen Compli- mentieren als er ſelbſt. Da ich nun ferner wahrgenommen, daß Schrif-
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Echo
quo ſeyn muͤſſen. Und Bl. 178. ſtehet: Es
fehlt daran ſo viel, daß ich D. Trillern die
Probe machen, und zwanzig Fehler wieder
die Sprache in einem Athem ſagen laſſen wol-
te, ohne daß ſein Ergaͤnzungsſtuͤckler einen
davon merken ſollte. Da wird ja der gute
Mann nur mit einem leeren groſſen D. ohne Ti-
tel, nicht beſſer als ein Schuͤler, der ſeine Mut-
terſprache nicht einmahl reden kan, gantz ſchimpf-
lich vorgeſtellt. Jch konnte alſo nicht mehr zwei-
feln, daß nicht dieſe Anmerkungen von jemand
herkommen, der dem Hrn. Doctor nicht zum
beſten gewogen waͤre; und ich hatte meinen Grund,
dieſen Jemand in Meiſſen und zwar in Leipzig
zu ſuchen, denn der Verfaſſer macht ſich auf der
173ſten Seite eine Ehre daraus, daß er die Thuͤ-
ringiſchen Bauren ſeine Herren Nachbarn ſchel-
ten darf, in deren Umgange er ohne Zweifel ſei-
ne critiſche Machtſprache erlernet hat; denn ſie
halten eben ſo wenig vom deutſchen Compli-
mentieren als er ſelbſt.
Da ich nun ferner wahrgenommen, daß
dem Verfaſſer dieſer Anmerkungen die Sprache
der neuen Philoſophie faſt eben ſo gelaͤuffig iſt,
als dem beruͤhmten Hrn. D. Weißmuͤller;
daß er ſich mit der Benennung des nicht un-
anſehnlichſten Theiles der beſten Welt kitzelt;
daß er von der Moͤglichkeit und dem zureichen-
den Grunde uͤberall ſo viel Geſchrey machet,
ſo konnte ich nichts anders gedenken, als daß die-
ſer Verfaſſer ein offentlicher Lehrer der Welt-
weisheit in Leipzig ſeyn muͤßte, der in gedruͤkten
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