[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.des deutschen Witzes. 20. Endlich, wenn das Sprichwort, quod exemplo fit, jure fit, Grund hätte, so könn- te ich mich auf das Exempel des Hrn. Liskovs beruffen, welches in der ersten Herausgabe sei- ner Lob- und Schutz-Schrift für die elenden Scribenten, (welches kleine Buch einem Tad- ler eben so widerlich ist, als jenem Narbichten sein Spiegel,) die grossen Nahmen seiner drey Helden Philippi, Rodigast und Manzel gleich- falls nur mit Alltagsstrichlein geflickt hat drücken lassen. Ob er damit den Character eines Lob- redners geschändet, und ohne einen zureichenden Grund etwas abgeschmacktes gethan habe, das lasse ich ihn selbst verantworten; er hat das Al- ter: Vielleicht giebt dann die noch innestehende Waage meines Tadlers den Ausschlag, daß er gewiß wissen kan, ob er Liskovs Freund oder Feind, Verehrer oder Tadler seyn wolle: Denn es kommt bey ihm nicht auf den Verstand, sondern auf den Willen an, ob er jemandem sei- ne Gunst oder Ungunst wolle zu Theil werden lassen. Jch überlasse nun den Entscheid meinen Lesern, delt
des deutſchen Witzes. 20. Endlich, wenn das Sprichwort, quod exemplo fit, jure fit, Grund haͤtte, ſo koͤnn- te ich mich auf das Exempel des Hrn. Liskovs beruffen, welches in der erſten Herausgabe ſei- ner Lob- und Schutz-Schrift fuͤr die elenden Scribenten, (welches kleine Buch einem Tad- ler eben ſo widerlich iſt, als jenem Narbichten ſein Spiegel,) die groſſen Nahmen ſeiner drey Helden Philippi, Rodigaſt und Manzel gleich- falls nur mit Alltagsſtrichlein geflickt hat druͤcken laſſen. Ob er damit den Character eines Lob- redners geſchaͤndet, und ohne einen zureichenden Grund etwas abgeſchmacktes gethan habe, das laſſe ich ihn ſelbſt verantworten; er hat das Al- ter: Vielleicht giebt dann die noch inneſtehende Waage meines Tadlers den Ausſchlag, daß er gewiß wiſſen kan, ob er Liskovs Freund oder Feind, Verehrer oder Tadler ſeyn wolle: Denn es kommt bey ihm nicht auf den Verſtand, ſondern auf den Willen an, ob er jemandem ſei- ne Gunſt oder Ungunſt wolle zu Theil werden laſſen. Jch uͤberlaſſe nun den Entſcheid meinen Leſern, delt
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des deutſchen Witzes.
20. Endlich, wenn das Sprichwort, quod
exemplo fit, jure fit, Grund haͤtte, ſo koͤnn-
te ich mich auf das Exempel des Hrn. Liskovs
beruffen, welches in der erſten Herausgabe ſei-
ner Lob- und Schutz-Schrift fuͤr die elenden
Scribenten, (welches kleine Buch einem Tad-
ler eben ſo widerlich iſt, als jenem Narbichten
ſein Spiegel,) die groſſen Nahmen ſeiner drey
Helden Philippi, Rodigaſt und Manzel gleich-
falls nur mit Alltagsſtrichlein geflickt hat druͤcken
laſſen. Ob er damit den Character eines Lob-
redners geſchaͤndet, und ohne einen zureichenden
Grund etwas abgeſchmacktes gethan habe, das
laſſe ich ihn ſelbſt verantworten; er hat das Al-
ter: Vielleicht giebt dann die noch inneſtehende
Waage meines Tadlers den Ausſchlag, daß er
gewiß wiſſen kan, ob er Liskovs Freund oder
Feind, Verehrer oder Tadler ſeyn wolle:
Denn es kommt bey ihm nicht auf den Verſtand,
ſondern auf den Willen an, ob er jemandem ſei-
ne Gunſt oder Ungunſt wolle zu Theil werden
laſſen.
Jch uͤberlaſſe nun den Entſcheid meinen Leſern,
ob ich ohne zureichenden Grund gehandelt, oder
ob mein Splitterrichter ohne einen ſolchen getadelt
habe. Das iſt gewiß und erwieſen, daß ich
meine oben eingefuͤhrten Abſichten auf keine ande-
re Weiſe als durch die bewerkſtelligte Bezeichnung
des trilleriſchen Nahmens haͤtte erhalten koͤnnen,
denn wenn ich mehr oder weniger von ſeinem
verſtuͤmmelten Nahmen angebracht haͤtte, ſo
wuͤrde ich gerade wieder meine Abſichten gehan-
delt
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