[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.
Neue Vorrede wäre selbst bisher, auch wohl in dieser neuenAuflage meiner Dichtkunst, in dieses Versehen gefallen: so will ich doch hiermit selbiges allen andern Einwohnern dieses ansehnlichen Landes abgebethen haben l; seit dem ich von etlichen wackern und gelehrten Männern m, aus benach- barten der Zürichischen Sammlung critischer Schriften die Ab- lchnung des Verdachts, daß die schweitzerische Nation sich habe überreden lassen, an M. V. P. einen Geschmack zu finden: Jn dieser Schrift steht Bl. 76. "Jch kann "zwar nicht leugnen, daß nicht ein halb duzt ungerathe- "ne Landeskinder in Zürich und Bern zur Secte Addisons "übergegangen; allein mit dem grossen Haussen hat es "keine Gefahr; insbesondere kann mir Hr. G - - glau- "ben, daß die Einwohner der Alpen, je tieffer sie in "den Spälten der Berge wohnen, destoweniger von den "Zürchischen Kunstrichtern eingenommen sind; man könn- "te also noch richtig zu 50000. Eidsgenossen zehlen, "ohne Weiber und Kinder, welche desfalls noch gantz "unschuldig sind." Zu diesen kommen itzo noch etliche wackere und gelehrte Männer aus benachbarten Cantons, und insbesondere die zween - - - erische Correspondenten Hrn. Gottscheds, die er aus drücklich als Zeugen anführet. Und Bl. 77. stehet: "Der Eifer für die Ehre meiner Landes- "leute hat mich nicht ruhen lassen, bis ich Hrn. G - - "davon Nachricht gegeben, und ihn gebethen hätte, daß "er gütiger von uns dencken, und das Verbrechen, des- "sen sich etliche wenige unter uns schuldig machen, nicht "der gantzen Nation in die Rechnung setzen mögte." l Abgebethen haben) Wer die Auszüge aus den zweien Schreiben der wackern und gelehrten Männer aus benach- barten Cantons, wodurch diese Busse des Leipzigischen Cri- ticus gewircket worden, gelesen hat, der wird erkennen müssen, quod non plus sit in effectu, quam in caussa. m Von etlichen wackern und gelehrten Männern)
Wenn Neue Vorrede waͤre ſelbſt bisher, auch wohl in dieſer neuenAuflage meiner Dichtkunſt, in dieſes Verſehen gefallen: ſo will ich doch hiermit ſelbiges allen andern Einwohnern dieſes anſehnlichen Landes abgebethen haben l; ſeit dem ich von etlichen wackern und gelehrten Maͤnnern m, aus benach- barten der Zuͤrichiſchen Sammlung critiſcher Schriften die Ab- lchnung des Verdachts, daß die ſchweitzeriſche Nation ſich habe uͤberreden laſſen, an M. V. P. einen Geſchmack zu finden: Jn dieſer Schrift ſteht Bl. 76. „Jch kann „zwar nicht leugnen, daß nicht ein halb duzt ungerathe- „ne Landeskinder in Zuͤrich und Bern zur Secte Addiſons „uͤbergegangen; allein mit dem groſſen Hauſſen hat es „keine Gefahr; insbeſondere kann mir Hr. G ‒ ‒ glau- „ben, daß die Einwohner der Alpen, je tieffer ſie in „den Spaͤlten der Berge wohnen, deſtoweniger von den „Zuͤrchiſchen Kunſtrichtern eingenommen ſind; man koͤnn- „te alſo noch richtig zu 50000. Eidsgenoſſen zehlen, „ohne Weiber und Kinder, welche desfalls noch gantz „unſchuldig ſind.„ Zu dieſen kommen itzo noch etliche wackere und gelehrte Maͤnner aus benachbarten Cantons, und insbeſondere die zween ‒ ‒ ‒ eriſche Correſpondenten Hrn. Gottſcheds, die er aus druͤcklich als Zeugen anfuͤhret. Und Bl. 77. ſtehet: „Der Eifer fuͤr die Ehre meiner Landes- „leute hat mich nicht ruhen laſſen, bis ich Hrn. G ‒ ‒ „davon Nachricht gegeben, und ihn gebethen haͤtte, daß „er guͤtiger von uns dencken, und das Verbrechen, deſ- „ſen ſich etliche wenige unter uns ſchuldig machen, nicht „der gantzen Nation in die Rechnung ſetzen moͤgte.„ l Abgebethen haben) Wer die Auszuͤge aus den zweien Schreiben der wackern und gelehrten Maͤnner aus benach- barten Cantons, wodurch dieſe Buſſe des Leipzigiſchen Cri- ticus gewircket worden, geleſen hat, der wird erkennen muͤſſen, quod non plus ſit in effectu, quam in cauſſa. m Von etlichen wackern und gelehrten Maͤnnern)
Wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neue Vorrede</hi></fw><lb/> waͤre ſelbſt bisher, auch wohl in dieſer neuen<lb/> Auflage meiner Dichtkunſt, in dieſes Verſehen<lb/> gefallen: ſo will ich doch hiermit ſelbiges allen<lb/> andern Einwohnern dieſes anſehnlichen Landes<lb/> abgebethen haben <note place="foot" n="l"><hi rendition="#fr">Abgebethen haben)</hi> Wer die Auszuͤge aus den zweien<lb/> Schreiben der wackern und gelehrten Maͤnner aus benach-<lb/> barten Cantons, wodurch dieſe Buſſe des Leipzigiſchen Cri-<lb/> ticus gewircket worden, geleſen hat, der wird erkennen<lb/> muͤſſen, <hi rendition="#aq">quod non plus ſit in effectu, quam in cauſſa.</hi></note>; ſeit dem ich von etlichen<lb/> wackern und gelehrten Maͤnnern <note xml:id="f45" next="#f46" place="foot" n="m"><hi rendition="#fr">Von etlichen wackern und gelehrten Maͤnnern)</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw></note>, aus benach-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">barten</fw><lb/><note xml:id="f44" prev="#f43" place="foot" n="k">der Zuͤrichiſchen <hi rendition="#fr">Sammlung critiſcher Schriften die Ab-<lb/> lchnung des Verdachts, daß die ſchweitzeriſche Nation<lb/> ſich habe uͤberreden laſſen, an M. V. P. einen Geſchmack<lb/> zu finden:</hi> Jn dieſer Schrift ſteht Bl. 76. „Jch kann<lb/> „zwar nicht leugnen, daß nicht ein halb duzt ungerathe-<lb/> „ne Landeskinder in Zuͤrich und Bern zur Secte Addiſons<lb/> „uͤbergegangen; allein mit dem groſſen Hauſſen hat es<lb/> „keine Gefahr; insbeſondere kann mir Hr. G ‒ ‒ glau-<lb/> „ben, daß die Einwohner der Alpen, je tieffer ſie in<lb/> „den Spaͤlten der Berge wohnen, deſtoweniger von den<lb/> „Zuͤrchiſchen Kunſtrichtern eingenommen ſind; man koͤnn-<lb/> „te alſo noch richtig zu 50000. Eidsgenoſſen zehlen,<lb/> „ohne Weiber und Kinder, welche desfalls noch gantz<lb/> „unſchuldig ſind.„ Zu dieſen kommen itzo noch etliche<lb/> wackere und gelehrte Maͤnner aus benachbarten Cantons,<lb/> und insbeſondere die zween ‒ ‒ ‒ eriſche Correſpondenten<lb/> Hrn. Gottſcheds, die er aus druͤcklich als Zeugen anfuͤhret.<lb/> Und Bl. 77. ſtehet: „Der Eifer fuͤr die Ehre meiner Landes-<lb/> „leute hat mich nicht ruhen laſſen, bis ich Hrn. G ‒ ‒<lb/> „davon Nachricht gegeben, und ihn gebethen haͤtte, daß<lb/> „er guͤtiger von uns dencken, und das Verbrechen, deſ-<lb/> „ſen ſich etliche wenige unter uns ſchuldig machen, nicht<lb/> „der gantzen Nation in die Rechnung ſetzen moͤgte.„</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0114]
Neue Vorrede
waͤre ſelbſt bisher, auch wohl in dieſer neuen
Auflage meiner Dichtkunſt, in dieſes Verſehen
gefallen: ſo will ich doch hiermit ſelbiges allen
andern Einwohnern dieſes anſehnlichen Landes
abgebethen haben l; ſeit dem ich von etlichen
wackern und gelehrten Maͤnnern m, aus benach-
barten
k
l Abgebethen haben) Wer die Auszuͤge aus den zweien
Schreiben der wackern und gelehrten Maͤnner aus benach-
barten Cantons, wodurch dieſe Buſſe des Leipzigiſchen Cri-
ticus gewircket worden, geleſen hat, der wird erkennen
muͤſſen, quod non plus ſit in effectu, quam in cauſſa.
m Von etlichen wackern und gelehrten Maͤnnern)
Wenn
k der Zuͤrichiſchen Sammlung critiſcher Schriften die Ab-
lchnung des Verdachts, daß die ſchweitzeriſche Nation
ſich habe uͤberreden laſſen, an M. V. P. einen Geſchmack
zu finden: Jn dieſer Schrift ſteht Bl. 76. „Jch kann
„zwar nicht leugnen, daß nicht ein halb duzt ungerathe-
„ne Landeskinder in Zuͤrich und Bern zur Secte Addiſons
„uͤbergegangen; allein mit dem groſſen Hauſſen hat es
„keine Gefahr; insbeſondere kann mir Hr. G ‒ ‒ glau-
„ben, daß die Einwohner der Alpen, je tieffer ſie in
„den Spaͤlten der Berge wohnen, deſtoweniger von den
„Zuͤrchiſchen Kunſtrichtern eingenommen ſind; man koͤnn-
„te alſo noch richtig zu 50000. Eidsgenoſſen zehlen,
„ohne Weiber und Kinder, welche desfalls noch gantz
„unſchuldig ſind.„ Zu dieſen kommen itzo noch etliche
wackere und gelehrte Maͤnner aus benachbarten Cantons,
und insbeſondere die zween ‒ ‒ ‒ eriſche Correſpondenten
Hrn. Gottſcheds, die er aus druͤcklich als Zeugen anfuͤhret.
Und Bl. 77. ſtehet: „Der Eifer fuͤr die Ehre meiner Landes-
„leute hat mich nicht ruhen laſſen, bis ich Hrn. G ‒ ‒
„davon Nachricht gegeben, und ihn gebethen haͤtte, daß
„er guͤtiger von uns dencken, und das Verbrechen, deſ-
„ſen ſich etliche wenige unter uns ſchuldig machen, nicht
„der gantzen Nation in die Rechnung ſetzen moͤgte.„
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/114 |
| Zitationshilfe: | [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/114>, abgerufen am 23.11.2024. |
