[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.zur III. Gottsch. Dichtk. Endlich so ist das Wichtigste, und wodurch uns- Dichtkunst als Muster einverleibet hat: II. Th. 382. S. So brich denn an, erwünschtes Licht! Der spitzfündige Poet bedrohet die Sonne, woferne sieSonst wird des Himmels Angesicht, Von unserm Haupte Stralen borgen, Von Günthern, der dem Phöbus gleicht. den Geburtstag des Fürsten nicht fein bald zu beleuchten aufsteige, so werde sie dann viel zu späthe kommen: Warum? Der Fürst Günther werde selbst Tag machen; Fragest du, wie dieses möglich sey? so berichtet dich der Poet, daß der Fürst dem Phöbus gleiche, und daß der Himmel aus Ungedult die Stralen von diesem Phöbus borgen werde: Und an diesem geheimnißreichen Unter- richt must du dich begnügen lassen. Jn eben dieser Ode: Der Sonnen Gold streut Blitz und Glantz. Jn einer andern auf der 389sten Seite: So schmückt das Gold der Einigkeit Einen besondern Glantz giebt unsrer Muttersprache dieDas Ruh erfüllte Sondershausen. bis- J 4
zur III. Gottſch. Dichtk. Endlich ſo iſt das Wichtigſte, und wodurch unſ- Dichtkunſt als Muſter einverleibet hat: II. Th. 382. S. So brich denn an, erwuͤnſchtes Licht! Der ſpitzfuͤndige Poet bedrohet die Sonne, woferne ſieSonſt wird des Himmels Angeſicht, Von unſerm Haupte Stralen borgen, Von Guͤnthern, der dem Phoͤbus gleicht. den Geburtstag des Fuͤrſten nicht fein bald zu beleuchten aufſteige, ſo werde ſie dann viel zu ſpaͤthe kommen: Warum? Der Fuͤrſt Guͤnther werde ſelbſt Tag machen; Frageſt du, wie dieſes moͤglich ſey? ſo berichtet dich der Poet, daß der Fuͤrſt dem Phoͤbus gleiche, und daß der Himmel aus Ungedult die Stralen von dieſem Phoͤbus borgen werde: Und an dieſem geheimnißreichen Unter- richt muſt du dich begnuͤgen laſſen. Jn eben dieſer Ode: Der Sonnen Gold ſtreut Blitz und Glantz. Jn einer andern auf der 389ſten Seite: So ſchmuͤckt das Gold der Einigkeit Einen beſondern Glantz giebt unſrer Mutterſprache dieDas Ruh erfuͤllte Sondershauſen. bis- J 4
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zur III. Gottſch. Dichtk.
Endlich ſo iſt das Wichtigſte, und wodurch
dieſe Ausgabe unfehlbar einen groſſen Vorzug
vor allen vorigen erhalten wird, dieſes: daß ich
nicht nur im erſten Theile dieſes Buches, mehr
Exempel aus guten und ſchlechten Dichtern an-
gefuͤhret; ſondern auch im andern Theile, bey
allen Capiteln, wo vorhin Exempel von meiner
eigenen Arbeit ſtunden, lauter Meiſterſtuͤcke von
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z Dichtkunſt als Muſter einverleibet hat: II. Th. 382. S.
So brich denn an, erwuͤnſchtes Licht!
Sonſt wird des Himmels Angeſicht,
Von unſerm Haupte Stralen borgen,
Von Guͤnthern, der dem Phoͤbus gleicht.
Der ſpitzfuͤndige Poet bedrohet die Sonne, woferne ſie
den Geburtstag des Fuͤrſten nicht fein bald zu beleuchten
aufſteige, ſo werde ſie dann viel zu ſpaͤthe kommen:
Warum? Der Fuͤrſt Guͤnther werde ſelbſt Tag machen;
Frageſt du, wie dieſes moͤglich ſey? ſo berichtet dich der
Poet, daß der Fuͤrſt dem Phoͤbus gleiche, und daß der
Himmel aus Ungedult die Stralen von dieſem Phoͤbus
borgen werde: Und an dieſem geheimnißreichen Unter-
richt muſt du dich begnuͤgen laſſen. Jn eben dieſer Ode:
Der Sonnen Gold ſtreut Blitz und Glantz.
Jn einer andern auf der 389ſten Seite:
So ſchmuͤckt das Gold der Einigkeit
Das Ruh erfuͤllte Sondershauſen.
Einen beſondern Glantz giebt unſrer Mutterſprache die
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