[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.Echo nen Riesengespenster machen; aber dem Sa-tan, von welchem diese doch alle ihre Künste, nach eben dieses Pöbels Glauben, gelernet ha- ben, ihrem Meister und Lehrer, gönnet er die Ehre nicht zu glauben, daß er eben so viel für sich selbst, als für andere, thun, und selbst ei- ne solche Riesengestalt an sich nehmen könne. Dieses dünckt ihn nicht würcklich und absolute wahrscheinlich, wie es in einem dafür ausgege- benen Heldengedichte seyn sollte. Die Vorsiel- lungen in einem solchen, meint er, sollten nicht, nur allein nach einem aberglaubigen Systema des Pöbels, wahrscheinlich seyn, sondern einen Wahrheitsgrund in der gegenwärtigen Reihe der Dinge, in der wahren Religion, und mit derselben zusammenstimmenden strengen Meta- physick haben. Sein Verstand läßt ihm nun in der gegenwärtigen Reihe der Dinge keine sol- che Teufelscörper begreifen: Jn unsrer Welt, meint er, sey nichts dergleichen in der Natur der Dinge: Die Poesie müsse eine Nachahmung seyn; wie Milton etwas habe nachahmen kön- nen, das nicht vorhanden war, wovon kein Urbild da war; und wie man sagen könne, daß er unsre Natur nachgeahmet habe? Man sieht wohl, wo es dem schulgerechten ihn
Echo nen Rieſengeſpenſter machen; aber dem Sa-tan, von welchem dieſe doch alle ihre Kuͤnſte, nach eben dieſes Poͤbels Glauben, gelernet ha- ben, ihrem Meiſter und Lehrer, goͤnnet er die Ehre nicht zu glauben, daß er eben ſo viel fuͤr ſich ſelbſt, als fuͤr andere, thun, und ſelbſt ei- ne ſolche Rieſengeſtalt an ſich nehmen koͤnne. Dieſes duͤnckt ihn nicht wuͤrcklich und abſolute wahrſcheinlich, wie es in einem dafuͤr ausgege- benen Heldengedichte ſeyn ſollte. Die Vorſiel- lungen in einem ſolchen, meint er, ſollten nicht, nur allein nach einem aberglaubigen Syſtema des Poͤbels, wahrſcheinlich ſeyn, ſondern einen Wahrheitsgrund in der gegenwaͤrtigen Reihe der Dinge, in der wahren Religion, und mit derſelben zuſammenſtimmenden ſtrengen Meta- phyſick haben. Sein Verſtand laͤßt ihm nun in der gegenwaͤrtigen Reihe der Dinge keine ſol- che Teufelscoͤrper begreifen: Jn unſrer Welt, meint er, ſey nichts dergleichen in der Natur der Dinge: Die Poeſie muͤſſe eine Nachahmung ſeyn; wie Milton etwas habe nachahmen koͤn- nen, das nicht vorhanden war, wovon kein Urbild da war; und wie man ſagen koͤnne, daß er unſre Natur nachgeahmet habe? Man ſieht wohl, wo es dem ſchulgerechten ihn
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Echo
nen Rieſengeſpenſter machen; aber dem Sa-
tan, von welchem dieſe doch alle ihre Kuͤnſte,
nach eben dieſes Poͤbels Glauben, gelernet ha-
ben, ihrem Meiſter und Lehrer, goͤnnet er die
Ehre nicht zu glauben, daß er eben ſo viel fuͤr
ſich ſelbſt, als fuͤr andere, thun, und ſelbſt ei-
ne ſolche Rieſengeſtalt an ſich nehmen koͤnne.
Dieſes duͤnckt ihn nicht wuͤrcklich und abſolute
wahrſcheinlich, wie es in einem dafuͤr ausgege-
benen Heldengedichte ſeyn ſollte. Die Vorſiel-
lungen in einem ſolchen, meint er, ſollten nicht,
nur allein nach einem aberglaubigen Syſtema
des Poͤbels, wahrſcheinlich ſeyn, ſondern einen
Wahrheitsgrund in der gegenwaͤrtigen Reihe
der Dinge, in der wahren Religion, und mit
derſelben zuſammenſtimmenden ſtrengen Meta-
phyſick haben. Sein Verſtand laͤßt ihm nun
in der gegenwaͤrtigen Reihe der Dinge keine ſol-
che Teufelscoͤrper begreifen: Jn unſrer Welt,
meint er, ſey nichts dergleichen in der Natur der
Dinge: Die Poeſie muͤſſe eine Nachahmung
ſeyn; wie Milton etwas habe nachahmen koͤn-
nen, das nicht vorhanden war, wovon kein
Urbild da war; und wie man ſagen koͤnne, daß
er unſre Natur nachgeahmet habe?
Man ſieht wohl, wo es dem ſchulgerechten
Hrn. Magiſter mangelt. Er hat kein Licht von
den unermeßlichen Kraͤften, die in der Schoͤ-
pfung und der Natur liegen; er hat nicht be-
griffen, daß ſolche mit dem, was darinnen zur
Wuͤrcklichkeit gebracht iſt, nicht endigen, oder
erſchoͤpft ſind. Sein materialiſcher Coͤrper hat
ihn
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