[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.Echo sie alleine ihm den Weg zu einer wahren Glück-seligkeit anweiset. Nun ist es freylich nicht nur eine unbesonnene Thorheit, sondern eine rechte Unsinnigkeit, mit solchen Dingen Schertz zu treiben, die unsre sorgfältigste Ueberdenckung und Bemühung erfodern, und von denen unsre Glückseligkeit lediglich abhängt. Und wenn ich der Religion überhaupt ein solch ehrwürdiges Ansehen zuschreibe, so begreiffe ich darunter al- les, was mit derselben einen nothwendigen Zu- sammenhang hat, alles, was dienet, sie be- liebt und ansehnlich zu machen, oder die Aus- übung derselben zu befördern. Bey diesem al- lem aber wird es mir kein Vernünftiger verden- ken, wenn ich behaupte, daß nicht alle Stücke der Historie, die in der Heil. Bibel erzehlt wer- den, eine gleichnothwendige Verbindung mit der Religion haben, und hiemit auch in Anse- hung ihrer Moralität nicht eine gleiche Ach- tung und Ehrerbietung verdienen. Die Heil. Scribenten erzehlen eine wahrhafte Geschichte, mit allen Umständen, wie sie sich verlauffen hat; eine Geschichte, welche uns in deutlichen Bey- spielen die grimmigste Wuth der unglaubigen Welt, und den häftigsten Widerstand, den die Wahrheit jemahls erlitten hat, vor Augen le- get. Sie beschreiben darum auch diese Feinde und Verfolger nach ihrem wahren Character; sie entdecken uns ihre boshaften Anschläge und Räncke, ihre verkehrten Grundsätze und Schlüsse, ihre verdammlichen Lügen und Lästerungen u. s. f. Wahrhaftig nicht in dem Absehen, uns eine Ehr-
Echo ſie alleine ihm den Weg zu einer wahren Gluͤck-ſeligkeit anweiſet. Nun iſt es freylich nicht nur eine unbeſonnene Thorheit, ſondern eine rechte Unſinnigkeit, mit ſolchen Dingen Schertz zu treiben, die unſre ſorgfaͤltigſte Ueberdenckung und Bemuͤhung erfodern, und von denen unſre Gluͤckſeligkeit lediglich abhaͤngt. Und wenn ich der Religion uͤberhaupt ein ſolch ehrwuͤrdiges Anſehen zuſchreibe, ſo begreiffe ich darunter al- les, was mit derſelben einen nothwendigen Zu- ſammenhang hat, alles, was dienet, ſie be- liebt und anſehnlich zu machen, oder die Aus- uͤbung derſelben zu befoͤrdern. Bey dieſem al- lem aber wird es mir kein Vernuͤnftiger verden- ken, wenn ich behaupte, daß nicht alle Stuͤcke der Hiſtorie, die in der Heil. Bibel erzehlt wer- den, eine gleichnothwendige Verbindung mit der Religion haben, und hiemit auch in Anſe- hung ihrer Moralitaͤt nicht eine gleiche Ach- tung und Ehrerbietung verdienen. Die Heil. Scribenten erzehlen eine wahrhafte Geſchichte, mit allen Umſtaͤnden, wie ſie ſich verlauffen hat; eine Geſchichte, welche uns in deutlichen Bey- ſpielen die grimmigſte Wuth der unglaubigen Welt, und den haͤftigſten Widerſtand, den die Wahrheit jemahls erlitten hat, vor Augen le- get. Sie beſchreiben darum auch dieſe Feinde und Verfolger nach ihrem wahren Character; ſie entdecken uns ihre boshaften Anſchlaͤge und Raͤncke, ihre verkehrten Grundſaͤtze und Schluͤſſe, ihre verdammlichen Luͤgen und Laͤſterungen u. ſ. f. Wahrhaftig nicht in dem Abſehen, uns eine Ehr-
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Echo
ſie alleine ihm den Weg zu einer wahren Gluͤck-
ſeligkeit anweiſet. Nun iſt es freylich nicht nur
eine unbeſonnene Thorheit, ſondern eine rechte
Unſinnigkeit, mit ſolchen Dingen Schertz zu
treiben, die unſre ſorgfaͤltigſte Ueberdenckung
und Bemuͤhung erfodern, und von denen unſre
Gluͤckſeligkeit lediglich abhaͤngt. Und wenn ich
der Religion uͤberhaupt ein ſolch ehrwuͤrdiges
Anſehen zuſchreibe, ſo begreiffe ich darunter al-
les, was mit derſelben einen nothwendigen Zu-
ſammenhang hat, alles, was dienet, ſie be-
liebt und anſehnlich zu machen, oder die Aus-
uͤbung derſelben zu befoͤrdern. Bey dieſem al-
lem aber wird es mir kein Vernuͤnftiger verden-
ken, wenn ich behaupte, daß nicht alle Stuͤcke
der Hiſtorie, die in der Heil. Bibel erzehlt wer-
den, eine gleichnothwendige Verbindung mit
der Religion haben, und hiemit auch in Anſe-
hung ihrer Moralitaͤt nicht eine gleiche Ach-
tung und Ehrerbietung verdienen. Die Heil.
Scribenten erzehlen eine wahrhafte Geſchichte,
mit allen Umſtaͤnden, wie ſie ſich verlauffen hat;
eine Geſchichte, welche uns in deutlichen Bey-
ſpielen die grimmigſte Wuth der unglaubigen
Welt, und den haͤftigſten Widerſtand, den die
Wahrheit jemahls erlitten hat, vor Augen le-
get. Sie beſchreiben darum auch dieſe Feinde
und Verfolger nach ihrem wahren Character;
ſie entdecken uns ihre boshaften Anſchlaͤge und
Raͤncke, ihre verkehrten Grundſaͤtze und Schluͤſſe,
ihre verdammlichen Luͤgen und Laͤſterungen u. ſ. f.
Wahrhaftig nicht in dem Abſehen, uns eine
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