[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.des vierzehnten Jahrhunderts. Du solltest dich wohl selber hassen,Thor, daß du mich hast fliegen lassen. Das muß dir Schad und Unglück seyn. (c) Denn ich trag einen edeln Stein Jm Leibe, wer ihn hat, wird groß, Jm Felde nimmer sattellos. Er dämpft und tödet allen Gift; So groß, daß er ein Straußey übertrift. Du siehst, so viel hast du verlohren. Der Weidmann hätte nun geschworen, Das alles wäre kurtzum wahr. Aus dummem Sinn vergaß er gar Der Lehren, die ihm erst der Vogel selbst gegeben. Er ward betrübt, als um sein Leben; Er glaubte, was sich widerspricht; Er schonte seines Fleisses nicht Den Vogel, der ihm so entgangen, Und sein Gelück damit, zum andern mahl zu fangen. Der weise Vogel redt ihm ein: Willst du allzeit ein Narre seyn, Und denckst an meine Lehren nicht; Daß man nicht glauben soll, was selbst sich widerspricht? Jn mir dergleichen grossen Stein Zu tragen, bin ich allzuklein. Daneben hast du Leid und Schmertzen Um mich in deinem eiteln Hertzen, Dieweil ich deiner Hand entgangen. Zuletzt bist du bemüht, mich wiederum zu fangen. Mein Weg und deiner sind nicht gleich, Du wirst an Weisheit nimmer reich. (c) Das muss dir Schade sin.
des vierzehnten Jahrhunderts. Du ſollteſt dich wohl ſelber haſſen,Thor, daß du mich haſt fliegen laſſen. Das muß dir Schad und Ungluͤck ſeyn. (c) Denn ich trag einen edeln Stein Jm Leibe, wer ihn hat, wird groß, Jm Felde nimmer ſattellos. Er daͤmpft und toͤdet allen Gift; So groß, daß er ein Straußey uͤbertrift. Du ſiehſt, ſo viel haſt du verlohren. Der Weidmann haͤtte nun geſchworen, Das alles waͤre kurtzum wahr. Aus dummem Sinn vergaß er gar Der Lehren, die ihm erſt der Vogel ſelbſt gegeben. Er ward betruͤbt, als um ſein Leben; Er glaubte, was ſich widerſpricht; Er ſchonte ſeines Fleiſſes nicht Den Vogel, der ihm ſo entgangen, Und ſein Geluͤck damit, zum andern mahl zu fangen. Der weiſe Vogel redt ihm ein: Willſt du allzeit ein Narre ſeyn, Und denckſt an meine Lehren nicht; Daß man nicht glauben ſoll, was ſelbſt ſich widerſpricht? Jn mir dergleichen groſſen Stein Zu tragen, bin ich allzuklein. Daneben haſt du Leid und Schmertzen Um mich in deinem eiteln Hertzen, Dieweil ich deiner Hand entgangen. Zuletzt biſt du bemuͤht, mich wiederum zu fangen. Mein Weg und deiner ſind nicht gleich, Du wirſt an Weisheit nimmer reich. (c) Das muſs dir Schade ſin.
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des vierzehnten Jahrhunderts.
Du ſollteſt dich wohl ſelber haſſen,
Thor, daß du mich haſt fliegen laſſen.
Das muß dir Schad und Ungluͤck ſeyn. (c)
Denn ich trag einen edeln Stein
Jm Leibe, wer ihn hat, wird groß,
Jm Felde nimmer ſattellos.
Er daͤmpft und toͤdet allen Gift;
So groß, daß er ein Straußey uͤbertrift.
Du ſiehſt, ſo viel haſt du verlohren.
Der Weidmann haͤtte nun geſchworen,
Das alles waͤre kurtzum wahr.
Aus dummem Sinn vergaß er gar
Der Lehren, die ihm erſt der Vogel ſelbſt gegeben.
Er ward betruͤbt, als um ſein Leben;
Er glaubte, was ſich widerſpricht;
Er ſchonte ſeines Fleiſſes nicht
Den Vogel, der ihm ſo entgangen,
Und ſein Geluͤck damit, zum andern mahl zu fangen.
Der weiſe Vogel redt ihm ein:
Willſt du allzeit ein Narre ſeyn,
Und denckſt an meine Lehren nicht;
Daß man nicht glauben ſoll, was ſelbſt ſich widerſpricht?
Jn mir dergleichen groſſen Stein
Zu tragen, bin ich allzuklein.
Daneben haſt du Leid und Schmertzen
Um mich in deinem eiteln Hertzen,
Dieweil ich deiner Hand entgangen.
Zuletzt biſt du bemuͤht, mich wiederum zu fangen.
Mein Weg und deiner ſind nicht gleich,
Du wirſt an Weisheit nimmer reich.
(c) Das muſs dir Schade ſin.
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