[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Martin Opitzens Und warff es in das Meer, daraus ein Schaum herkam,Davon das geile Weib, die Venus, Ursprung nam, Das geile Weib, das Weib, das aller Götter Sinnen, Mit ihrem blinden Kind hat listig rauben können. Sie haben gantz und gar gebracht in kurtzer Zeit Das menschliche Geschlecht in ihre Dienstbarkeit. Sie thäten über dieß ein ärger Wesen führen, Beweisen ihre Macht auch an den stummen Thieren, So daß nun überall durchaus nichts leben kan, Es muß ihr und dem Kind allzeit seyn unterthan, Das Kind, das lose Kind, das mit dem Pfeil und Bogen, So sehr viel hundert Jahr ist durch die Lufft geflogen, Und hat sein grosses Reich gewaltig starck vermehrt, Ja auch die Mutter selbst ohn alle Scheu versehrt. Das Joch mußt ihr doch auch noch angeworffen werden, Von ihrem eignen Sohn, der Herr ist dieser Erden, Und Printz der weiten Welt, der hält die Luft vor sein, Die zierlich ist gewirckt mit lichten Sternelein, Die mit der Strahlen Glantz gehn auf der weissen Strassen, Und in der holen Kaut Lufft, Erd und See umfassen. Nun laßt uns doch besehn, wohin der schöne Sohn, Der grosse kleine Gott gebauet seinen Thron. Er hat ihm auserwehlt der Augen Thron zu eigen, Die uns sein Königreich, als klare Spiegel, zeigen. Der Augenapfel ist die Kugel dieser Welt, Das Wasser aber, das der Apfel in sich hält, Das
Martin Opitzens Und warff es in das Meer, daraus ein Schaum herkam,Davon das geile Weib, die Venus, Urſprung nam, Das geile Weib, das Weib, das aller Goͤtter Sinnen, Mit ihrem blinden Kind hat liſtig rauben koͤnnen. Sie haben gantz und gar gebracht in kurtzer Zeit Das menſchliche Geſchlecht in ihre Dienſtbarkeit. Sie thaͤten uͤber dieß ein aͤrger Weſen fuͤhren, Beweiſen ihre Macht auch an den ſtummen Thieren, So daß nun uͤberall durchaus nichts leben kan, Es muß ihr und dem Kind allzeit ſeyn unterthan, Das Kind, das loſe Kind, das mit dem Pfeil und Bogen, So ſehr viel hundert Jahr iſt durch die Lufft geflogen, Und hat ſein groſſes Reich gewaltig ſtarck vermehrt, Ja auch die Mutter ſelbſt ohn alle Scheu verſehrt. Das Joch mußt ihr doch auch noch angeworffen werden, Von ihrem eignen Sohn, der Herr iſt dieſer Erden, Und Printz der weiten Welt, der haͤlt die Luft vor ſein, Die zierlich iſt gewirckt mit lichten Sternelein, Die mit der Strahlen Glantz gehn auf der weiſſen Straſſen, Und in der holen Kaut Lufft, Erd und See umfaſſen. Nun laßt uns doch beſehn, wohin der ſchoͤne Sohn, Der groſſe kleine Gott gebauet ſeinen Thron. Er hat ihm auserwehlt der Augen Thron zu eigen, Die uns ſein Koͤnigreich, als klare Spiegel, zeigen. Der Augenapfel iſt die Kugel dieſer Welt, Das Waſſer aber, das der Apfel in ſich haͤlt, Das
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Martin Opitzens
Und warff es in das Meer, daraus ein Schaum herkam,
Davon das geile Weib, die Venus, Urſprung nam,
Das geile Weib, das Weib, das aller Goͤtter Sinnen,
Mit ihrem blinden Kind hat liſtig rauben koͤnnen.
Sie haben gantz und gar gebracht in kurtzer Zeit
Das menſchliche Geſchlecht in ihre Dienſtbarkeit.
Sie thaͤten uͤber dieß ein aͤrger Weſen fuͤhren,
Beweiſen ihre Macht auch an den ſtummen Thieren,
So daß nun uͤberall durchaus nichts leben kan,
Es muß ihr und dem Kind allzeit ſeyn unterthan,
Das Kind, das loſe Kind, das mit dem Pfeil und Bogen,
So ſehr viel hundert Jahr iſt durch die Lufft geflogen,
Und hat ſein groſſes Reich gewaltig ſtarck vermehrt,
Ja auch die Mutter ſelbſt ohn alle Scheu verſehrt.
Das Joch mußt ihr doch auch noch angeworffen werden,
Von ihrem eignen Sohn, der Herr iſt dieſer Erden,
Und Printz der weiten Welt, der haͤlt die Luft vor ſein,
Die zierlich iſt gewirckt mit lichten Sternelein,
Die mit der Strahlen Glantz gehn auf der weiſſen Straſſen,
Und in der holen Kaut Lufft, Erd und See umfaſſen.
Nun laßt uns doch beſehn, wohin der ſchoͤne Sohn,
Der groſſe kleine Gott gebauet ſeinen Thron.
Er hat ihm auserwehlt der Augen Thron zu eigen,
Die uns ſein Koͤnigreich, als klare Spiegel, zeigen.
Der Augenapfel iſt die Kugel dieſer Welt,
Das Waſſer aber, das der Apfel in ſich haͤlt,
Das
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