[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.Verworffene Gedichte. Aus dem Holländischen. DJeweil man muß, zu kriegen himmlisch Gut,Die Sünde beichten und beklagen, Und zu entfliehn der Höllen heisse Glut Jn seinem Hertzen Reue tragen, So bitt ich doch, o meines Lebens Schein, Gebt mir mein Hertz, das ich verließ bey euch, Wollt aber ihrs behalten ja allein, So beichtet mein und eure Sünd zugleich. Auf einen Kuß. ACh schicke mir doch zu, ein Küssichen, mein Leben,Fürchtst du, daß auf dem Weg es jemand möcht aufheben? Ey druck auf meinen Mund dein zartes Mündelein, So wird es vor Gefahr der Diebe sicher seyn. Gottfriede von Künrath JSt dir das blinde Glück geneiget und gewogen,Die Buchstaben versetzt: Kein Freund treu, ohn Gott: Will jeder bey dir seyn an Freundschaft vorgezogen; Verschläget dich der Wind ins weite Meer der Noth, So steht es wüst, und dann ist kein Freund treu, ohn Gott. Fleuch E 3
Verworffene Gedichte. Aus dem Hollaͤndiſchen. DJeweil man muß, zu kriegen himmliſch Gut,Die Suͤnde beichten und beklagen, Und zu entfliehn der Hoͤllen heiſſe Glut Jn ſeinem Hertzen Reue tragen, So bitt ich doch, o meines Lebens Schein, Gebt mir mein Hertz, das ich verließ bey euch, Wollt aber ihrs behalten ja allein, So beichtet mein und eure Suͤnd zugleich. Auf einen Kuß. ACh ſchicke mir doch zu, ein Kuͤſſichen, mein Leben,Fuͤrchtſt du, daß auf dem Weg es jemand moͤcht aufheben? Ey druck auf meinen Mund dein zartes Muͤndelein, So wird es vor Gefahr der Diebe ſicher ſeyn. Gottfriede von Kuͤnrath JSt dir das blinde Gluͤck geneiget und gewogen,Die Buchſtaben verſetzt: Kein Freund treu, ohn Gott: Will jeder bey dir ſeyn an Freundſchaft vorgezogen; Verſchlaͤget dich der Wind ins weite Meer der Noth, So ſteht es wuͤſt, und dann iſt kein Freund treu, ohn Gott. Fleuch E 3
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Verworffene Gedichte.
Aus dem Hollaͤndiſchen.
DJeweil man muß, zu kriegen himmliſch Gut,
Die Suͤnde beichten und beklagen,
Und zu entfliehn der Hoͤllen heiſſe Glut
Jn ſeinem Hertzen Reue tragen,
So bitt ich doch, o meines Lebens Schein,
Gebt mir mein Hertz, das ich verließ bey euch,
Wollt aber ihrs behalten ja allein,
So beichtet mein und eure Suͤnd zugleich.
Auf einen Kuß.
ACh ſchicke mir doch zu, ein Kuͤſſichen, mein Leben,
Fuͤrchtſt du, daß auf dem Weg es jemand moͤcht aufheben?
Ey druck auf meinen Mund dein zartes Muͤndelein,
So wird es vor Gefahr der Diebe ſicher ſeyn.
Gottfriede von Kuͤnrath
Die Buchſtaben verſetzt:
Kein Freund treu, ohn Gott:
JSt dir das blinde Gluͤck geneiget und gewogen,
Will jeder bey dir ſeyn an Freundſchaft vorgezogen;
Verſchlaͤget dich der Wind ins weite Meer der Noth,
So ſteht es wuͤſt, und dann iſt kein Freund treu, ohn Gott.
Fleuch
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