Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Martin Opitzens
Die Augen der Asterie.
ALs Asteris bey Nacht den Himmel angesehen,
Hat sie der Sternen Zahl vermehrt durch ihren Schein,
Vermagst du das, mein Lieb, wie mag es dann geschehen,
Daß mein Gesicht vergeht von deinen Aeugelein?
Grabschrift eines Kaufmanns.
JCh machte Rechnung wohl, es könte mir nicht fehlen,
Jch wolte richtig Geld für mein Credit auszehlen,
Des Todes ich vergaß, der dann ohn all Geduld
Mich bald verarrestirt allein um seine Schuld.
Eines Ertrunckenen.
HJer hat der Tod geführt vor seinen Urtheltisch
Den, welcher in der Flut ist jämmerlich versuncken,
Und hat ohn allen Durst zu tode sich getruncken,
Die Ursach, halt ich, sey, er schwamm, und war kein Fisch.
Eines Kochs.
WJe wird die Welt doch überall verkehret,
Hie hat ein Koch im Grabe seine Ruh,
Der mancherley von Speisen richtet zu,
Jezt haben ihn die Würme roh verzehret.
Eines Blasebalckmachers.
OLieber Mensch, dein Leben ja betrachte,
Hier liget, der die Blasebälge machte,
Jezt
Martin Opitzens
Die Augen der Aſterie.
ALs Aſteris bey Nacht den Himmel angeſehen,
Hat ſie der Sternen Zahl vermehrt durch ihren Schein,
Vermagſt du das, mein Lieb, wie mag es dann geſchehen,
Daß mein Geſicht vergeht von deinen Aeugelein?
Grabſchrift eines Kaufmanns.
JCh machte Rechnung wohl, es koͤnte mir nicht fehlen,
Jch wolte richtig Geld fuͤr mein Credit auszehlen,
Des Todes ich vergaß, der dann ohn all Geduld
Mich bald verarreſtirt allein um ſeine Schuld.
Eines Ertrunckenen.
HJer hat der Tod gefuͤhrt vor ſeinen Urtheltiſch
Den, welcher in der Flut iſt jaͤmmerlich verſuncken,
Und hat ohn allen Durſt zu tode ſich getruncken,
Die Urſach, halt ich, ſey, er ſchwamm, und war kein Fiſch.
Eines Kochs.
WJe wird die Welt doch uͤberall verkehret,
Hie hat ein Koch im Grabe ſeine Ruh,
Der mancherley von Speiſen richtet zu,
Jezt haben ihn die Wuͤrme roh verzehret.
Eines Blaſebalckmachers.
OLieber Menſch, dein Leben ja betrachte,
Hier liget, der die Blaſebaͤlge machte,
Jezt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0072" n="72"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Martin Opitzens</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Die Augen der A&#x017F;terie.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>Ls A&#x017F;teris bey Nacht den Himmel ange&#x017F;ehen,</l><lb/>
              <l>Hat &#x017F;ie der Sternen Zahl vermehrt durch ihren Schein,</l><lb/>
              <l>Vermag&#x017F;t du das, mein Lieb, wie mag es dann ge&#x017F;chehen,</l><lb/>
              <l>Daß mein Ge&#x017F;icht vergeht von deinen Aeugelein?</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Grab&#x017F;chrift eines Kaufmanns.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch machte Rechnung wohl, es ko&#x0364;nte mir nicht fehlen,</l><lb/>
              <l>Jch wolte richtig Geld fu&#x0364;r mein Credit auszehlen,</l><lb/>
              <l>Des Todes ich vergaß, der dann ohn all Geduld</l><lb/>
              <l>Mich bald verarre&#x017F;tirt allein um &#x017F;eine Schuld.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Eines Ertrunckenen.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer hat der Tod gefu&#x0364;hrt vor &#x017F;einen Urthelti&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Den, welcher in der Flut i&#x017F;t ja&#x0364;mmerlich ver&#x017F;uncken,</l><lb/>
              <l>Und hat ohn allen Dur&#x017F;t zu tode &#x017F;ich getruncken,</l><lb/>
              <l>Die Ur&#x017F;ach, halt ich, &#x017F;ey, er &#x017F;chwamm, und war kein Fi&#x017F;ch.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Eines Kochs.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>Je wird die Welt doch u&#x0364;berall verkehret,</l><lb/>
              <l>Hie hat ein Koch im Grabe &#x017F;eine Ruh,</l><lb/>
              <l>Der mancherley von Spei&#x017F;en richtet zu,</l><lb/>
              <l>Jezt haben ihn die Wu&#x0364;rme roh verzehret.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Eines Bla&#x017F;ebalckmachers.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>Lieber Men&#x017F;ch, dein Leben ja betrachte,</l><lb/>
              <l>Hier liget, der die Bla&#x017F;eba&#x0364;lge machte,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jezt</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0072] Martin Opitzens Die Augen der Aſterie. ALs Aſteris bey Nacht den Himmel angeſehen, Hat ſie der Sternen Zahl vermehrt durch ihren Schein, Vermagſt du das, mein Lieb, wie mag es dann geſchehen, Daß mein Geſicht vergeht von deinen Aeugelein? Grabſchrift eines Kaufmanns. JCh machte Rechnung wohl, es koͤnte mir nicht fehlen, Jch wolte richtig Geld fuͤr mein Credit auszehlen, Des Todes ich vergaß, der dann ohn all Geduld Mich bald verarreſtirt allein um ſeine Schuld. Eines Ertrunckenen. HJer hat der Tod gefuͤhrt vor ſeinen Urtheltiſch Den, welcher in der Flut iſt jaͤmmerlich verſuncken, Und hat ohn allen Durſt zu tode ſich getruncken, Die Urſach, halt ich, ſey, er ſchwamm, und war kein Fiſch. Eines Kochs. WJe wird die Welt doch uͤberall verkehret, Hie hat ein Koch im Grabe ſeine Ruh, Der mancherley von Speiſen richtet zu, Jezt haben ihn die Wuͤrme roh verzehret. Eines Blaſebalckmachers. OLieber Menſch, dein Leben ja betrachte, Hier liget, der die Blaſebaͤlge machte, Jezt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/72
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/72>, abgerufen am 24.11.2024.