Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Mart. Opitz. Verworff. Gedichte.
Der, so darum absterben must,
Daß er nicht länger konnte leben.



WAs lieb ich doch so sehr die Heiden und die Wüsten?
Was laß ich mich nach den Waldgöttinnen gelüsten?
Mein Lieb die übertrift doch aller Wälder Zier,
Diana weichet auch an Schönheit selber ihr.
Was laß ich mir so sehr die Blümelein gefallen?
Mein Lieb hat doch allein die Blum der Blumen allen,
Deßgleichen nie zuvor ist kommen an den Tag,
O wie glückselig ist der, so sie brechen mag?


DJe keusche Lieb ist dieses Lebens Sonne,
So unser Hertz erquickt mit Freud und Wonne;
Der rothe Mund ist ihr Altar; der Kuß,
Das Opfer, so man ihr verehren muß.
Elisabethe geborene Kunradinne.
Du bist Helena, gar eben eine
Krone.
WEr will bekennen nicht, Jungfrau, daß in dir wohne
Der Tugend Ebenbild, der Spiegel aller Zier,
Die Göttin Venus selbst an Sitten weichet dir,
Ja du bist Helena, gar eben eine Krone.

Mart. Opitz. Verworff. Gedichte.
Der, ſo darum abſterben muſt,
Daß er nicht laͤnger konnte leben.



WAs lieb ich doch ſo ſehr die Heiden und die Wuͤſten?
Was laß ich mich nach den Waldgoͤttinnen geluͤſten?
Mein Lieb die uͤbertrift doch aller Waͤlder Zier,
Diana weichet auch an Schoͤnheit ſelber ihr.
Was laß ich mir ſo ſehr die Bluͤmelein gefallen?
Mein Lieb hat doch allein die Blum der Blumen allen,
Deßgleichen nie zuvor iſt kommen an den Tag,
O wie gluͤckſelig iſt der, ſo ſie brechen mag?


DJe keuſche Lieb iſt dieſes Lebens Sonne,
So unſer Hertz erquickt mit Freud und Wonne;
Der rothe Mund iſt ihr Altar; der Kuß,
Das Opfer, ſo man ihr verehren muß.
Eliſabethe geborene Kunradinne.
Du biſt Helena, gar eben eine
Krone.
WEr will bekennen nicht, Jungfrau, daß in dir wohne
Der Tugend Ebenbild, der Spiegel aller Zier,
Die Goͤttin Venus ſelbſt an Sitten weichet dir,
Ja du biſt Helena, gar eben eine Krone.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0074" n="74"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mart. Opitz. Verworff. Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <l>Der, &#x017F;o darum ab&#x017F;terben mu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Daß er nicht la&#x0364;nger konnte leben.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>As lieb ich doch &#x017F;o &#x017F;ehr die Heiden und die Wu&#x0364;&#x017F;ten?</l><lb/>
            <l>Was laß ich mich nach den Waldgo&#x0364;ttinnen gelu&#x0364;&#x017F;ten?</l><lb/>
            <l>Mein Lieb die u&#x0364;bertrift doch aller Wa&#x0364;lder Zier,</l><lb/>
            <l>Diana weichet auch an Scho&#x0364;nheit &#x017F;elber ihr.</l><lb/>
            <l>Was laß ich mir &#x017F;o &#x017F;ehr die Blu&#x0364;melein gefallen?</l><lb/>
            <l>Mein Lieb hat doch allein die Blum der Blumen allen,</l><lb/>
            <l>Deßgleichen nie zuvor i&#x017F;t kommen an den Tag,</l><lb/>
            <l>O wie glu&#x0364;ck&#x017F;elig i&#x017F;t der, &#x017F;o &#x017F;ie brechen mag?</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je keu&#x017F;che Lieb i&#x017F;t die&#x017F;es Lebens Sonne,</l><lb/>
            <l>So un&#x017F;er Hertz erquickt mit Freud und Wonne;</l><lb/>
            <l>Der rothe Mund i&#x017F;t ihr Altar; der Kuß,</l><lb/>
            <l>Das Opfer, &#x017F;o man ihr verehren muß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">Eli&#x017F;abethe geborene Kunradinne.</hi><lb/>
Du bi&#x017F;t Helena, gar eben eine<lb/>
Krone.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Er will bekennen nicht, Jungfrau, daß in dir wohne</l><lb/>
            <l>Der Tugend Ebenbild, der Spiegel aller Zier,</l><lb/>
            <l>Die Go&#x0364;ttin Venus &#x017F;elb&#x017F;t an Sitten weichet dir,</l><lb/>
            <l>Ja du bi&#x017F;t Helena, gar eben eine Krone.</l>
          </lg>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0074] Mart. Opitz. Verworff. Gedichte. Der, ſo darum abſterben muſt, Daß er nicht laͤnger konnte leben. WAs lieb ich doch ſo ſehr die Heiden und die Wuͤſten? Was laß ich mich nach den Waldgoͤttinnen geluͤſten? Mein Lieb die uͤbertrift doch aller Waͤlder Zier, Diana weichet auch an Schoͤnheit ſelber ihr. Was laß ich mir ſo ſehr die Bluͤmelein gefallen? Mein Lieb hat doch allein die Blum der Blumen allen, Deßgleichen nie zuvor iſt kommen an den Tag, O wie gluͤckſelig iſt der, ſo ſie brechen mag? DJe keuſche Lieb iſt dieſes Lebens Sonne, So unſer Hertz erquickt mit Freud und Wonne; Der rothe Mund iſt ihr Altar; der Kuß, Das Opfer, ſo man ihr verehren muß. Eliſabethe geborene Kunradinne. Du biſt Helena, gar eben eine Krone. WEr will bekennen nicht, Jungfrau, daß in dir wohne Der Tugend Ebenbild, der Spiegel aller Zier, Die Goͤttin Venus ſelbſt an Sitten weichet dir, Ja du biſt Helena, gar eben eine Krone.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/74
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/74>, abgerufen am 24.11.2024.