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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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von David.
Er weiß nun wer sie sind, weiß doch nicht wer ihn liebet;
Die Merob und Michal sind diese, deren giebet
Die eine ihre Lieb so deutlich an den Tag,
Doch welche es recht sey, er nicht errathen mag.
Er fühlet schon in ihm ein Liebesfeur entstehen,
Er wünscht den hellen Tag, um diese anzusehen,530.
Der er so wol gefällt, und dencket Gottes Rath
Hab es also geschickt, daß an des Königs Statt
Er soll auf diese Weiß durch eine Heurath kommen,
Des Königs Tochtermann zu seyn, könnt ihn wol frommen:
Und hatte er sein Lob mit Schamröth angehört
Aus der Thalmais Mund, die er allstets geehrt,
Als Jonathans Gemahl, des Freundschafft er genosse,
Doch hatt sie was gesagt, das ihn dabey verdrosse,
Daß nemlich er dem Krieg auch wär gefolget nach,
Da er doch bey der Heerd allhie so müssig lag.540.
Jmmittelst hub die an, die ihn so hertzlich liebte:
Er ist nicht mit zu Feld, ob es ihm gleich beliebte,
Er ist zu Bethlehem, der König sandt ihn hin
Auf Jsai Begehr, und war darinn mein Sinn
Erfüllt nach meinem Wunsch. Jch fieng schon an zu sorgen,
Und sah auf die Gefahr; Dann mir ist nicht verborgen,
Wie es im Kriege geht. Jch kenne seinen Muth,
Und daß ob er gleich jung, er mehr wie andre thut;
Auch immer will füran, dabey er unerfahren,
Wie bald könnt ihm ein Leyd für andern wiederfahren.550.
Dieß gab dem David Trost, daß sie nicht übel nahm,
Daß er zu Bethlehem, und nicht zum Treffen kam.
Er horchte drauf gantz still, was man würd weiters fragen,
Und wünscht in solcher Lust noch nicht, daß es möcht tagen,
Wann ihm der Tag fiel ein, bekam er neue Quaal,
Weil dann würd seine Ruh verschwinden allzumahl.
Doch ware auch darnach sein allerhöchst Verlangen,
Weil er dann hofft zu sehn die überschönen Wangen,
Die schon sein Hertz verwundt, ohn daß er diese kannt,
Die sich in ihn verliebt, in der er wieder brannt.560.
Sollt es wol Merob seyn? dacht der verliebte Hirte,
Mir deucht die Merob wars, die diese Reden führte;
Ja
C 3
von David.
Er weiß nun wer ſie ſind, weiß doch nicht wer ihn liebet;
Die Merob und Michal ſind dieſe, deren giebet
Die eine ihre Lieb ſo deutlich an den Tag,
Doch welche es recht ſey, er nicht errathen mag.
Er fuͤhlet ſchon in ihm ein Liebesfeur entſtehen,
Er wuͤnſcht den hellen Tag, um dieſe anzuſehen,530.
Der er ſo wol gefaͤllt, und dencket Gottes Rath
Hab es alſo geſchickt, daß an des Koͤnigs Statt
Er ſoll auf dieſe Weiß durch eine Heurath kommen,
Des Koͤnigs Tochtermann zu ſeyn, koͤnnt ihn wol frommen:
Und hatte er ſein Lob mit Schamroͤth angehoͤrt
Aus der Thalmais Mund, die er allſtets geehrt,
Als Jonathans Gemahl, des Freundſchafft er genoſſe,
Doch hatt ſie was geſagt, das ihn dabey verdroſſe,
Daß nemlich er dem Krieg auch waͤr gefolget nach,
Da er doch bey der Heerd allhie ſo muͤſſig lag.540.
Jmmittelſt hub die an, die ihn ſo hertzlich liebte:
Er iſt nicht mit zu Feld, ob es ihm gleich beliebte,
Er iſt zu Bethlehem, der Koͤnig ſandt ihn hin
Auf Jſai Begehr, und war darinn mein Sinn
Erfuͤllt nach meinem Wunſch. Jch fieng ſchon an zu ſorgen,
Und ſah auf die Gefahr; Dann mir iſt nicht verborgen,
Wie es im Kriege geht. Jch kenne ſeinen Muth,
Und daß ob er gleich jung, er mehr wie andre thut;
Auch immer will fuͤran, dabey er unerfahren,
Wie bald koͤnnt ihm ein Leyd fuͤr andern wiederfahren.550.
Dieß gab dem David Troſt, daß ſie nicht uͤbel nahm,
Daß er zu Bethlehem, und nicht zum Treffen kam.
Er horchte drauf gantz ſtill, was man wuͤrd weiters fragen,
Und wuͤnſcht in ſolcher Luſt noch nicht, daß es moͤcht tagen,
Wann ihm der Tag fiel ein, bekam er neue Quaal,
Weil dann wuͤrd ſeine Ruh verſchwinden allzumahl.
Doch ware auch darnach ſein allerhoͤchſt Verlangen,
Weil er dann hofft zu ſehn die uͤberſchoͤnen Wangen,
Die ſchon ſein Hertz verwundt, ohn daß er dieſe kannt,
Die ſich in ihn verliebt, in der er wieder brannt.560.
Sollt es wol Merob ſeyn? dacht der verliebte Hirte,
Mir deucht die Merob wars, die dieſe Reden fuͤhrte;
Ja
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[37/0037] von David. Er weiß nun wer ſie ſind, weiß doch nicht wer ihn liebet; Die Merob und Michal ſind dieſe, deren giebet Die eine ihre Lieb ſo deutlich an den Tag, Doch welche es recht ſey, er nicht errathen mag. Er fuͤhlet ſchon in ihm ein Liebesfeur entſtehen, Er wuͤnſcht den hellen Tag, um dieſe anzuſehen, Der er ſo wol gefaͤllt, und dencket Gottes Rath Hab es alſo geſchickt, daß an des Koͤnigs Statt Er ſoll auf dieſe Weiß durch eine Heurath kommen, Des Koͤnigs Tochtermann zu ſeyn, koͤnnt ihn wol frommen: Und hatte er ſein Lob mit Schamroͤth angehoͤrt Aus der Thalmais Mund, die er allſtets geehrt, Als Jonathans Gemahl, des Freundſchafft er genoſſe, Doch hatt ſie was geſagt, das ihn dabey verdroſſe, Daß nemlich er dem Krieg auch waͤr gefolget nach, Da er doch bey der Heerd allhie ſo muͤſſig lag. Jmmittelſt hub die an, die ihn ſo hertzlich liebte: Er iſt nicht mit zu Feld, ob es ihm gleich beliebte, Er iſt zu Bethlehem, der Koͤnig ſandt ihn hin Auf Jſai Begehr, und war darinn mein Sinn Erfuͤllt nach meinem Wunſch. Jch fieng ſchon an zu ſorgen, Und ſah auf die Gefahr; Dann mir iſt nicht verborgen, Wie es im Kriege geht. Jch kenne ſeinen Muth, Und daß ob er gleich jung, er mehr wie andre thut; Auch immer will fuͤran, dabey er unerfahren, Wie bald koͤnnt ihm ein Leyd fuͤr andern wiederfahren. Dieß gab dem David Troſt, daß ſie nicht uͤbel nahm, Daß er zu Bethlehem, und nicht zum Treffen kam. Er horchte drauf gantz ſtill, was man wuͤrd weiters fragen, Und wuͤnſcht in ſolcher Luſt noch nicht, daß es moͤcht tagen, Wann ihm der Tag fiel ein, bekam er neue Quaal, Weil dann wuͤrd ſeine Ruh verſchwinden allzumahl. Doch ware auch darnach ſein allerhoͤchſt Verlangen, Weil er dann hofft zu ſehn die uͤberſchoͤnen Wangen, Die ſchon ſein Hertz verwundt, ohn daß er dieſe kannt, Die ſich in ihn verliebt, in der er wieder brannt. Sollt es wol Merob ſeyn? dacht der verliebte Hirte, Mir deucht die Merob wars, die dieſe Reden fuͤhrte; Ja C 3

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/37>, abgerufen am 21.11.2024.