[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.von David. Der Joel fraget nach, wo Adriel möcht leben,Es wird in alle End hin der Befehl gegeben,930. Daß Adriel erschien, ich wünscht und wünschte nicht, Daß er sich stellte ein für Joels sein Gericht; Dann, war er ohne Schuld, hätt er doch leiden müssen, Und schnldig mocht ich nicht ihn sehn sein Blut vergiessen. Drum war ich froh als er zur rechten Zeit nicht kam, Da doch erschiene der Meholathiter Stamm. Daß also drey Geschlecht um dieser Sache willen Für Joel stellten sich, gerichtlich zu erfüllen, Was jedes Ehr betraf. Der Jeminiter Haus Es mit Abenar hielt, der wolte gantz durchaus940. Daß Ada würd verdammt. Die Berothiter sprachen: Der Gera zeuget falsch, man muß zu diesen Sachen Noch kläreren Beweiß. Des Adriels Geschlecht Hält es mit Ada auch, und ihre Ehr verfecht. Dieß war ein harter Streit und gar ein schwerer Handel, Man wuste nichtes böß von Ada ihrem Wandel, Und Gera war ein Mann der keinen nicht betrog, Daher sich diese Sach gar lange hin verzog; Und führt ich unterdeß ein so betrübtes Leben, Weil ich in Haß und Lieb und Eifersucht must schweben,950. Daß es noch Wunder ist, daß ich nicht gar verfiel, Und meine Lebens-Zeit erreicht ihr letztes Ziel. Dieß ware noch mein Trost, daß dieser Handel machte, Daß Joel nicht so bald an unsre Hochzeit dachte, Dann ihm war keine Frist, der Morgen, Mittag, Nacht, Wurd für dem Richterstuhl beständig zugebracht. Der Berothiter Stamm als der zum meisten litte, War auch der, so die Ehr der Ada wohl bestritte, Daß wann nicht Joel hätt dem Gera Hülff erzeigt, Der ihm insonderheit in allem war geneigt,960. Wär es schier seyn geschehn Man kont sich nicht drein richten. Joel war Ada hold, und wollte doch nicht schlichten Die Sach wie er gekonnt, er fiele allen bey, Er sprach kein Urtheil nicht, und sprach auch keinen frey. Jndem nun diese Sach so lief von allen Seiten, Kam Bichri in die Stadt. Jch kannte ihn von weiten, Und [Crit. Samml. X. St.] D
von David. Der Joel fraget nach, wo Adriel moͤcht leben,Es wird in alle End hin der Befehl gegeben,930. Daß Adriel erſchien, ich wuͤnſcht und wuͤnſchte nicht, Daß er ſich ſtellte ein fuͤr Joels ſein Gericht; Dann, war er ohne Schuld, haͤtt er doch leiden muͤſſen, Und ſchnldig mocht ich nicht ihn ſehn ſein Blut vergieſſen. Drum war ich froh als er zur rechten Zeit nicht kam, Da doch erſchiene der Meholathiter Stamm. Daß alſo drey Geſchlecht um dieſer Sache willen Fuͤr Joel ſtellten ſich, gerichtlich zu erfuͤllen, Was jedes Ehr betraf. Der Jeminiter Haus Es mit Abenar hielt, der wolte gantz durchaus940. Daß Ada wuͤrd verdammt. Die Berothiter ſprachen: Der Gera zeuget falſch, man muß zu dieſen Sachen Noch klaͤreren Beweiß. Des Adriels Geſchlecht Haͤlt es mit Ada auch, und ihre Ehr verfecht. Dieß war ein harter Streit und gar ein ſchwerer Handel, Man wuſte nichtes boͤß von Ada ihrem Wandel, Und Gera war ein Mann der keinen nicht betrog, Daher ſich dieſe Sach gar lange hin verzog; Und fuͤhrt ich unterdeß ein ſo betruͤbtes Leben, Weil ich in Haß und Lieb und Eiferſucht muſt ſchweben,950. Daß es noch Wunder iſt, daß ich nicht gar verfiel, Und meine Lebens-Zeit erreicht ihr letztes Ziel. Dieß ware noch mein Troſt, daß dieſer Handel machte, Daß Joel nicht ſo bald an unſre Hochzeit dachte, Dann ihm war keine Friſt, der Morgen, Mittag, Nacht, Wurd fuͤr dem Richterſtuhl beſtaͤndig zugebracht. Der Berothiter Stamm als der zum meiſten litte, War auch der, ſo die Ehr der Ada wohl beſtritte, Daß wann nicht Joel haͤtt dem Gera Huͤlff erzeigt, Der ihm inſonderheit in allem war geneigt,960. Waͤr es ſchier ſeyn geſchehn Man kont ſich nicht drein richten. Joel war Ada hold, und wollte doch nicht ſchlichten Die Sach wie er gekonnt, er fiele allen bey, Er ſprach kein Urtheil nicht, und ſprach auch keinen frey. Jndem nun dieſe Sach ſo lief von allen Seiten, Kam Bichri in die Stadt. Jch kannte ihn von weiten, Und [Crit. Sam̃l. X. St.] D
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von David.
Der Joel fraget nach, wo Adriel moͤcht leben,
Es wird in alle End hin der Befehl gegeben,
Daß Adriel erſchien, ich wuͤnſcht und wuͤnſchte nicht,
Daß er ſich ſtellte ein fuͤr Joels ſein Gericht;
Dann, war er ohne Schuld, haͤtt er doch leiden muͤſſen,
Und ſchnldig mocht ich nicht ihn ſehn ſein Blut vergieſſen.
Drum war ich froh als er zur rechten Zeit nicht kam,
Da doch erſchiene der Meholathiter Stamm.
Daß alſo drey Geſchlecht um dieſer Sache willen
Fuͤr Joel ſtellten ſich, gerichtlich zu erfuͤllen,
Was jedes Ehr betraf. Der Jeminiter Haus
Es mit Abenar hielt, der wolte gantz durchaus
Daß Ada wuͤrd verdammt. Die Berothiter ſprachen:
Der Gera zeuget falſch, man muß zu dieſen Sachen
Noch klaͤreren Beweiß. Des Adriels Geſchlecht
Haͤlt es mit Ada auch, und ihre Ehr verfecht.
Dieß war ein harter Streit und gar ein ſchwerer Handel,
Man wuſte nichtes boͤß von Ada ihrem Wandel,
Und Gera war ein Mann der keinen nicht betrog,
Daher ſich dieſe Sach gar lange hin verzog;
Und fuͤhrt ich unterdeß ein ſo betruͤbtes Leben,
Weil ich in Haß und Lieb und Eiferſucht muſt ſchweben,
Daß es noch Wunder iſt, daß ich nicht gar verfiel,
Und meine Lebens-Zeit erreicht ihr letztes Ziel.
Dieß ware noch mein Troſt, daß dieſer Handel machte,
Daß Joel nicht ſo bald an unſre Hochzeit dachte,
Dann ihm war keine Friſt, der Morgen, Mittag, Nacht,
Wurd fuͤr dem Richterſtuhl beſtaͤndig zugebracht.
Der Berothiter Stamm als der zum meiſten litte,
War auch der, ſo die Ehr der Ada wohl beſtritte,
Daß wann nicht Joel haͤtt dem Gera Huͤlff erzeigt,
Der ihm inſonderheit in allem war geneigt,
Waͤr es ſchier ſeyn geſchehn Man kont ſich nicht drein richten.
Joel war Ada hold, und wollte doch nicht ſchlichten
Die Sach wie er gekonnt, er fiele allen bey,
Er ſprach kein Urtheil nicht, und ſprach auch keinen frey.
Jndem nun dieſe Sach ſo lief von allen Seiten,
Kam Bichri in die Stadt. Jch kannte ihn von weiten,
Und
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