[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.von David. Der Printz sah sein Gemahl verliebt an und vergnüget,Der andern Nymphen Schein hat manchen Held besieget; Der David nur allein findt das nicht was er sucht, Des Siegs versprochne Beut, der keuschen Liebe Frucht. Er findet aber mehr als nicht war sein Ersinnen, Der Michal Lieblichkeit, der Michal ihr Beginnen,250. Der Michal Wunderstral, die schossen auf ihn zu, Daß Merob er vergist und seiner stillen Ruh. Er weiß nicht wie ihm ist, es kan kein Aug verlassen Die so ihn ebenfalls anschauet ohne Massen. Je mehr er sie nun schaut, je mehr wird er verblendt, Je mehr er wird verblendt, je mehr sein Hertz entbrennt Jn Liebe gegen ihr, ohn daß er doch kan hoffen, Sie sey auch ebenfalls von keuscher Lieb getroffen. Drum wann ihm Adriel kommt wieder in den Sinn, Den er geliebt zu seyn vermeinet, giebt ers hin.260. Er fasset wieder sich und kehrt die Augen abe, Damit er nicht umsonst sich durch ihr Licht erlabe, Er will der Merob seyn die ihm versprochen war, Und derer Liebe ihm schon schiene offenbar. Mitdeß hebt die Musik der Nymphen an zu klingen, Davon die Lieblichkeit konnt aller Sinne zwingen, Das gantze Heer wird still, die Ohren, das Gesicht Jst nach dem schönen Volck verwundert hingericht. Die Paucken groß und klein, die Cymbalen und Geigen, Driangel, Harffen, Flöt, beginnen sich zu zeigen,270. Und klingen durch die Luft von zarter Hand gerührt, Dergleichen Anmuth man vorhin niemahls verspürt. Wie Saul nunmehr so nah, daß er es konnt vernehmen Was fürgebracht sollt seyn, sie eilig sich bequemen Zu stimmen an dieß Lied, wie abgeredet war, Thalmais hebet an, der folgt der Weiber Schaar: Gelobt sey unser Gott, sein Nahme sey gepriesen, Der solche Wundergüt an seinem Volck erwiesen. Gelobet sey der Herr, der Schützer Jsrael Der uns zieht aus dem Staub, der unsrer Freude Quell.280. Gelob[e]t sey die Krafft des Herren aller Herren, Der unsern König läst sieghafft zu Hause kehren. Ge- E 5
von David. Der Printz ſah ſein Gemahl verliebt an und vergnuͤget,Der andern Nymphen Schein hat manchen Held beſieget; Der David nur allein findt das nicht was er ſucht, Des Siegs verſprochne Beut, der keuſchen Liebe Frucht. Er findet aber mehr als nicht war ſein Erſinnen, Der Michal Lieblichkeit, der Michal ihr Beginnen,250. Der Michal Wunderſtral, die ſchoſſen auf ihn zu, Daß Merob er vergiſt und ſeiner ſtillen Ruh. Er weiß nicht wie ihm iſt, es kan kein Aug verlaſſen Die ſo ihn ebenfalls anſchauet ohne Maſſen. Je mehr er ſie nun ſchaut, je mehr wird er verblendt, Je mehr er wird verblendt, je mehr ſein Hertz entbrennt Jn Liebe gegen ihr, ohn daß er doch kan hoffen, Sie ſey auch ebenfalls von keuſcher Lieb getroffen. Drum wann ihm Adriel kommt wieder in den Sinn, Den er geliebt zu ſeyn vermeinet, giebt ers hin.260. Er faſſet wieder ſich und kehrt die Augen abe, Damit er nicht umſonſt ſich durch ihr Licht erlabe, Er will der Merob ſeyn die ihm verſprochen war, Und derer Liebe ihm ſchon ſchiene offenbar. Mitdeß hebt die Muſik der Nymphen an zu klingen, Davon die Lieblichkeit konnt aller Sinne zwingen, Das gantze Heer wird ſtill, die Ohren, das Geſicht Jſt nach dem ſchoͤnen Volck verwundert hingericht. Die Paucken groß und klein, die Cymbalen und Geigen, Driangel, Harffen, Floͤt, beginnen ſich zu zeigen,270. Und klingen durch die Luft von zarter Hand geruͤhrt, Dergleichen Anmuth man vorhin niemahls verſpuͤrt. Wie Saul nunmehr ſo nah, daß er es konnt vernehmen Was fuͤrgebracht ſollt ſeyn, ſie eilig ſich bequemen Zu ſtimmen an dieß Lied, wie abgeredet war, Thalmais hebet an, der folgt der Weiber Schaar: Gelobt ſey unſer Gott, ſein Nahme ſey geprieſen, Der ſolche Wunderguͤt an ſeinem Volck erwieſen. Gelobet ſey der Herr, der Schuͤtzer Jſrael Der uns zieht aus dem Staub, der unſrer Freude Quell.280. Gelob[e]t ſey die Krafft des Herren aller Herren, Der unſern Koͤnig laͤſt ſieghafft zu Hauſe kehren. Ge- E 5
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von David.
Der Printz ſah ſein Gemahl verliebt an und vergnuͤget,
Der andern Nymphen Schein hat manchen Held beſieget;
Der David nur allein findt das nicht was er ſucht,
Des Siegs verſprochne Beut, der keuſchen Liebe Frucht.
Er findet aber mehr als nicht war ſein Erſinnen,
Der Michal Lieblichkeit, der Michal ihr Beginnen,
Der Michal Wunderſtral, die ſchoſſen auf ihn zu,
Daß Merob er vergiſt und ſeiner ſtillen Ruh.
Er weiß nicht wie ihm iſt, es kan kein Aug verlaſſen
Die ſo ihn ebenfalls anſchauet ohne Maſſen.
Je mehr er ſie nun ſchaut, je mehr wird er verblendt,
Je mehr er wird verblendt, je mehr ſein Hertz entbrennt
Jn Liebe gegen ihr, ohn daß er doch kan hoffen,
Sie ſey auch ebenfalls von keuſcher Lieb getroffen.
Drum wann ihm Adriel kommt wieder in den Sinn,
Den er geliebt zu ſeyn vermeinet, giebt ers hin.
Er faſſet wieder ſich und kehrt die Augen abe,
Damit er nicht umſonſt ſich durch ihr Licht erlabe,
Er will der Merob ſeyn die ihm verſprochen war,
Und derer Liebe ihm ſchon ſchiene offenbar.
Mitdeß hebt die Muſik der Nymphen an zu klingen,
Davon die Lieblichkeit konnt aller Sinne zwingen,
Das gantze Heer wird ſtill, die Ohren, das Geſicht
Jſt nach dem ſchoͤnen Volck verwundert hingericht.
Die Paucken groß und klein, die Cymbalen und Geigen,
Driangel, Harffen, Floͤt, beginnen ſich zu zeigen,
Und klingen durch die Luft von zarter Hand geruͤhrt,
Dergleichen Anmuth man vorhin niemahls verſpuͤrt.
Wie Saul nunmehr ſo nah, daß er es konnt vernehmen
Was fuͤrgebracht ſollt ſeyn, ſie eilig ſich bequemen
Zu ſtimmen an dieß Lied, wie abgeredet war,
Thalmais hebet an, der folgt der Weiber Schaar:
Gelobt ſey unſer Gott, ſein Nahme ſey geprieſen,
Der ſolche Wunderguͤt an ſeinem Volck erwieſen.
Gelobet ſey der Herr, der Schuͤtzer Jſrael
Der uns zieht aus dem Staub, der unſrer Freude Quell.
Gelobet ſey die Krafft des Herren aller Herren,
Der unſern Koͤnig laͤſt ſieghafft zu Hauſe kehren.
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