[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.Versuch eines Gedichtes der die Mythologischen Hilffsmittel der al-ten Poeten nicht nöthig hat, seinen Geist zu erhitzen, und seinen Talent aufzuwecken; der die Poesie, die Redensarten, und die Erfin- dungen der Griechen und der Römer ohne Schaden entbehren kan. Wen diese und dergleichen Betrachtungen ben-
Verſuch eines Gedichtes der die Mythologiſchen Hilffsmittel der al-ten Poeten nicht noͤthig hat, ſeinen Geiſt zu erhitzen, und ſeinen Talent aufzuwecken; der die Poeſie, die Redensarten, und die Erfin- dungen der Griechen und der Roͤmer ohne Schaden entbehren kan. Wen dieſe und dergleichen Betrachtungen ben-
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Verſuch eines Gedichtes
der die Mythologiſchen Hilffsmittel der al-
ten Poeten nicht noͤthig hat, ſeinen Geiſt zu
erhitzen, und ſeinen Talent aufzuwecken; der
die Poeſie, die Redensarten, und die Erfin-
dungen der Griechen und der Roͤmer ohne
Schaden entbehren kan.
Wen dieſe und dergleichen Betrachtungen
auf den Entſchluß gefuͤhrt haben, Hand an
dieſe Materie zu legen, der muß vor allen
Dingen bemuͤhet ſeyn, die Geſchichte Davids
dergeſtalt an eine eintzige Haupthandlung
zu binden, daß aus dieſer alle die uͤbrigen na-
tuͤrlich herausfallen; ſie muͤſſen mit derſelben
ſo genau verknuͤpft werden, daß man ſie vor
Theile derſelben anſehen muß. Dieſe Ein-
heit der Handlung wird nicht darum erfordert,
weil wir ſie im Homer finden, oder weil Ari-
ſtoteles ſie vorgeſchrieben hat, ſondern weil Ho-
mer, und Ariſtoteles aus ihm, erkennt haben,
und die Einſicht in die Natur des Menſchen
es ſo giebt, daß der Geiſt und das Gemuͤthe da-
durch beyſammen behalten, und vor Verwir-
rung und Kaltſinnigkeit bewahret, und weit tie-
fere Eindruͤcke gemachet werden. Sie ſchlieſ-
ſet die Mannigfaltigkeit der Begegniſſe und
Umſtaͤnde nicht aus, nur bedinget man, daß
dieſe der Einheit nicht im Lichte ſtehen, noch den
Zuſammenhang verdruͤßlich und verwirrt
machen. Dieſes erhaͤlt man, wann die Bege-
ben-
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