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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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scheint im Handel härtlich, hornartig, blaßbräunlich, gelblich
oder röthlich weiß in 5 bis 18 Centimeter langen Büscheln
an den Enden fein gekräuselt. Dieses Moos kommt an den
Küsten von Irland, sowie in der Nordsee sehr häufig vor.

Die Abkochung geschieht auf folgende ganz einfache
Weise: 10 Gramm Moos werden in einen Topf, der
jedoch zu keinem anderen Zwecke Verwendung finden darf,
gebracht, darauf 1 Liter weiches Wasser, Fluß- oder
destillirtes Wasser gegossen und ans Feuer gestellt. Einige
nehmen folgendes Verhältniß: 40 Gramm Moos und
3 Liter Wasser.

Dasselbe wird unter öfterem Umrühren so lange
gekocht, bis es einigemale aufwallt, wonach man die Ab-
kochung einige Minuten stehen läßt, um das Wallen des
Wassers in Ruhe zu bringen. Nun gießt man die Flüssig-
keit durch ein nicht zu enges Gewebe, beispielsweise durch
alte Leinwand. Die Abkochung soll nämlich rasch durch das
Filter laufen und zugleich auch alle Moosstückchen und sonstigen
Unreinigkeiten zurückhalten. Die so filtrirte Masse
muß vollständig abkühlen und an einem kühlen, trockenen
Orte aufbewahrt werden, wo sie sich drei bis vier Tage
hält. Um während dieser Tage die Abkochung vor Verderben
zu schützen, kann man ein erbsengroßes Körnchen Alaun
oder fünf bis sechs Tropfen in heißem Wasser gelöste
Salicylsäure*) zusetzen.

Länger als wie oben angegeben, läßt sich der Grund
nicht aufbewahren und muß nach Ablauf dieser Zeit weg-
geschüttet werden, weil Schnitte auf altem Grunde nicht
gelingen. Es ist am vortheilhaftesten, den Grund stets am
Tage vor der Benützung zu kochen.

Sache der Erfahrung ist es, sich den Grund so zu
bereiten, daß derselbe nicht zu dünn und auch nicht zu stark *)

*) Salicylsäure (O14 H4 O4 + 2 HO) krystallisirt aus der
wässerigen Lösung in langen Nadeln, aus der alkoholischen in schiefen
vierseitigen Prismen; in kaltem Wasser löst sie sich nur weniger,
leichter in heißem, am besten in Aether und Alkohol. Sie ist von
süßlich reizendem Geschmack, geruchlos; ihre Lösung reagirt stark
sauer, schmilzt bei 150 Grad und sublimirt bei höherer Temperatur
unzersetzt.

scheint im Handel haͤrtlich, hornartig, blaßbraͤunlich, gelblich
oder roͤthlich weiß in 5 bis 18 Centimeter langen Buͤscheln
an den Enden fein gekraͤuselt. Dieses Moos kommt an den
Kuͤsten von Irland, sowie in der Nordsee sehr haͤufig vor.

Die Abkochung geschieht auf folgende ganz einfache
Weise: 10 Gramm Moos werden in einen Topf, der
jedoch zu keinem anderen Zwecke Verwendung finden darf,
gebracht, darauf 1 Liter weiches Wasser, Fluß- oder
destillirtes Wasser gegossen und ans Feuer gestellt. Einige
nehmen folgendes Verhaͤltniß: 40 Gramm Moos und
3 Liter Wasser.

Dasselbe wird unter oͤfterem Umruͤhren so lange
gekocht, bis es einigemale aufwallt, wonach man die Ab-
kochung einige Minuten stehen laͤßt, um das Wallen des
Wassers in Ruhe zu bringen. Nun gießt man die Fluͤssig-
keit durch ein nicht zu enges Gewebe, beispielsweise durch
alte Leinwand. Die Abkochung soll naͤmlich rasch durch das
Filter laufen und zugleich auch alle Moosstuͤckchen und sonstigen
Unreinigkeiten zuruͤckhalten. Die so filtrirte Masse
muß vollstaͤndig abkuͤhlen und an einem kuͤhlen, trockenen
Orte aufbewahrt werden, wo sie sich drei bis vier Tage
haͤlt. Um waͤhrend dieser Tage die Abkochung vor Verderben
zu schuͤtzen, kann man ein erbsengroßes Koͤrnchen Alaun
oder fuͤnf bis sechs Tropfen in heißem Wasser geloͤste
Salicylsaͤure*) zusetzen.

Laͤnger als wie oben angegeben, laͤßt sich der Grund
nicht aufbewahren und muß nach Ablauf dieser Zeit weg-
geschuͤttet werden, weil Schnitte auf altem Grunde nicht
gelingen. Es ist am vortheilhaftesten, den Grund stets am
Tage vor der Benuͤtzung zu kochen.

Sache der Erfahrung ist es, sich den Grund so zu
bereiten, daß derselbe nicht zu duͤnn und auch nicht zu stark *)

*) Salicylsaͤure (O14 H4 O4 + 2 HO) krystallisirt aus der
waͤsserigen Loͤsung in langen Nadeln, aus der alkoholischen in schiefen
vierseitigen Prismen; in kaltem Wasser loͤst sie sich nur weniger,
leichter in heißem, am besten in Aether und Alkohol. Sie ist von
suͤßlich reizendem Geschmack, geruchlos; ihre Loͤsung reagirt stark
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[24/0034] scheint im Handel haͤrtlich, hornartig, blaßbraͤunlich, gelblich oder roͤthlich weiß in 5 bis 18 Centimeter langen Buͤscheln an den Enden fein gekraͤuselt. Dieses Moos kommt an den Kuͤsten von Irland, sowie in der Nordsee sehr haͤufig vor. Die Abkochung geschieht auf folgende ganz einfache Weise: 10 Gramm Moos werden in einen Topf, der jedoch zu keinem anderen Zwecke Verwendung finden darf, gebracht, darauf 1 Liter weiches Wasser, Fluß- oder destillirtes Wasser gegossen und ans Feuer gestellt. Einige nehmen folgendes Verhaͤltniß: 40 Gramm Moos und 3 Liter Wasser. Dasselbe wird unter oͤfterem Umruͤhren so lange gekocht, bis es einigemale aufwallt, wonach man die Ab- kochung einige Minuten stehen laͤßt, um das Wallen des Wassers in Ruhe zu bringen. Nun gießt man die Fluͤssig- keit durch ein nicht zu enges Gewebe, beispielsweise durch alte Leinwand. Die Abkochung soll naͤmlich rasch durch das Filter laufen und zugleich auch alle Moosstuͤckchen und sonstigen Unreinigkeiten zuruͤckhalten. Die so filtrirte Masse muß vollstaͤndig abkuͤhlen und an einem kuͤhlen, trockenen Orte aufbewahrt werden, wo sie sich drei bis vier Tage haͤlt. Um waͤhrend dieser Tage die Abkochung vor Verderben zu schuͤtzen, kann man ein erbsengroßes Koͤrnchen Alaun oder fuͤnf bis sechs Tropfen in heißem Wasser geloͤste Salicylsaͤure*) zusetzen. Laͤnger als wie oben angegeben, laͤßt sich der Grund nicht aufbewahren und muß nach Ablauf dieser Zeit weg- geschuͤttet werden, weil Schnitte auf altem Grunde nicht gelingen. Es ist am vortheilhaftesten, den Grund stets am Tage vor der Benuͤtzung zu kochen. Sache der Erfahrung ist es, sich den Grund so zu bereiten, daß derselbe nicht zu duͤnn und auch nicht zu stark *) *) Salicylsaͤure (O14 H4 O4 + 2 HO) krystallisirt aus der waͤsserigen Loͤsung in langen Nadeln, aus der alkoholischen in schiefen vierseitigen Prismen; in kaltem Wasser loͤst sie sich nur weniger, leichter in heißem, am besten in Aether und Alkohol. Sie ist von suͤßlich reizendem Geschmack, geruchlos; ihre Loͤsung reagirt stark sauer, schmilzt bei 150 Grad und sublimirt bei hoͤherer Temperatur unzersetzt.

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/34>, abgerufen am 03.05.2024.